Wolfsburg. Hohe Preise und mögliche Versorgungsengpässe bei Gas, Strom und Co. steigern die Nachfrage nach mehr Energieeffizienz. Wo es Energieberatung gibt.

Es war der Preisschock des Jahres: Im Sommer hatte die LSW angekündigt, dass die Fernwärme-Preise um 70 Prozent erhöht werden. Wenig später verkündete der Energieversorger auch noch die Anhebung der Gas-Kosten. Spätestens diese alarmierende Entwicklung hat dazu geführt, dass Energiesparen plötzlich (wieder) voll im Trend liegt – und die Nachfrage zu Beratung entsprechend hoch ist.

So ist die Situation beim Energieversorger LSW

Das bekommt naturgemäß die LSW selbst klar zu spüren: „Angesichts der aktuellen Lage an den Energiemärkten ist das Thema Energiesparen wieder stark in den Fokus unserer Kunden gerückt. Tendenziell seit April 2022 stellen wir eine verstärkte Nachfrage nach Energieberatungen fest“, berichtete Pressesprecherin Birgit Wiechert in einer Umfrage unserer Zeitung.

Und was interessiert die Wolfsburger am meisten? „Dabei stehen neben der allgemeinen Energieberatung besonders auch Fragen zur Anlagetechnik, zu Heizsystemen, als auch zur Gebäudeenergieberatung hinsichtlich effizienter Dämmmaßnahmen im Fokus“, erläuterte die LSW-Sprecherin.

Je nach Beratungsbedarf müssen die Kunden etwas Geduld aufbringen. Telefonische Anfragen würden größtenteils zeitnah beantwortet; für Termine gebe es jedoch aufgrund der erhöhten Nachfrage zirka drei bis vier Wochen Vorlauf.

So läuft es bei der Wolfsburger Energie-Agentur

Schon seit 2009 gibt es die Wolfsburger Energie-Agentur GmbH mit Sitz im Wolfsburger Nordkopf Tower; sie ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Wolfsburg AG und der Stadtwerke Wolfsburg AG. Die Agentur berät zu allen Fragen rund ums Thema Energie. Allerdings bietet die Energie-Agentur selbst keine Energieberatung an, sondern informiert über Fördermöglichkeiten, wie Kundenberaterin Susanne Marx betonte.

Besonders hoch ist das Interesse in puncto Photovoltaik und Heizungsanlagen auf Basis erneuerbarer Energien, mit Schwerpunkt Wärmepumpen, verriet die Beraterin. Aber auch die Nachfrage nach Fernwärme-Anlagen sei relativ stark, „insbesondere bei Altbauten“. Denn dafür gebe es eine Bundesförderung. In tausenden Wolfsburger Haushalten läuft die Heizung allerdings ohnehin schon mit Fernwärme; Grund ist die Sondersituation, dass für die bestmögliche Nutzung der Abwärme aus dem VW-Kraftwerk in vielen Wohn- und Baugebieten per Satzung Fernwärme-Anschlusszwang gilt.

Wie Susanne Marx sagte, habe der Beratungsbedarf nicht erst nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs deutlich angezogen. Das sei schon 2021 losgegangen, als die Bundesförderung für effiziente Gebäude startete. „Es gab mehrere Änderungen, dann stieg die Nachfrage jeweils wieder.“ Einen Beratungstermin kann die Agentur relativ kurzfristig anbieten, üblicherweise innerhalb von ein bis zwei Wochen. Die Kundenberaterin empfiehlt, sich vorher telefonisch oder per Mail zu melden. Weitere Auskünfte gibt es im Internet unter www.energieagentur-wolfsburg.de.

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Das berichtet ein privater Energieberater

Auch bei „ENERWOB“ mit Sitz in Fallersleben ist ein Beratungstermin in der Regel innerhalb von zwei Wochen machbar, sagte Inhaber Andreas Krause. Der Schornsteinfegermeister bietet mit seinem zweiten beruflichen Standbein unter anderem Energieberatung, Energieausweise und Beratung zu Fördermöglichkeiten.

„Das Hauptthema: Die Leute wollen weg vom Gas“, berichtete der Energieberater. „In ländlichen Gebieten fragen die Leute, die eine Gasheizung haben, nach Wärmepumpen.“ Dabei seien viele wegen Fördermitteln erst vor zwei Jahren von Öl auf Gas umgestiegen.

„Es herrscht eine große Unsicherheit“, so die Beobachtung von Andreas Krause. Das liege auch daran, dass die Fördersätze gesunken seien. Schon seit 2021 gebe es daher einen großen Ansturm auf Energieberatung. Aber nicht nur für neue Einfamilienhäuser. „Die Leute, die das Geld dafür haben, wollen ihre alten Häuser sanieren.“

Wie es beim Verband Privater Bauherren aussieht

Ein breites Spektrum deckt in Sachen Energieberatung auch der Verband Privater Bauherren (VPB) ab. „Wir beraten unsere Kunden zu sinnvollen Energiestandards und zur spezifischen energetischen Ertüchtigung ihrer Immobilie“, erklärte Thomas Penningh, Leiter des Regionalbüros Braunschweig und Präsident des Bundesverbands.

Der Sachverständige berichtete für unsere Region von einem Rückgang im Neubaubereich, besonders bei Einfamilienhäusern: „Bauherren haben einen niedrigeren energetischen Standard gewählt, weil die Förderungen im Neubaubereich deutlich reduziert worden sind. Aus wirtschaftlichen Gründen werden dann Häuser nach dem gesetzlich vorgeschriebenen Standard gebaut und nicht nach einem Kfw-40-Standard mit Nachhaltigkeitssiegel oder höheren Standards.“

Beim Umbau und Kauf von Bestandsimmobilien habe die Nachfrage deutlich zugenommen, da die Förderung dafür in geringerem Umfang reduziert worden sei. Penningh empfahl: „Insgesamt erfordert gerade die energetische Ertüchtigung im Bestand eine ganzheitliche Betrachtung des Gebäudes.“ Weitere Informationen gibt es beim VPB unter www.vpb.de/braunschweig.