Fallersleben. Der einstige Blickpunkt-Chef Karl Kiene feiert den runden Geburtstag im kleinen Kreis. Und sorgt sich um „seinen“ Brunnen vor seinem Geburtshaus.
Und das ausgerechnet zu seinem 80. Geburtstag am heutigen Samstag: Der Westertor-Brunnen, gespeist aus einer artesischen Quelle, ist versiegt. „Das kann nur am mangelnden Grundwasser liegen“, ist Karl „Kalle“ Kiene überzeugt. Der über Jahrzehnte in der Hoffmannstadt engagierte Fallersleber kümmert sich schon lange um den Brunnen vor seinem 1715 gebauten Geburtshaus in der Westerstraße 24/25.
Wolfsburgs Alt-OB machte Karl Kiene zum Brunnen-Paten
An die Stadt gemeldet hat Kiene die Ebbe im Steintrog schon. Denn er fühlt sich für den Brunnen verantwortlich. Alt-OB Rolf Schnellecke verlieh ihm dafür einst sogar die Brunnen-Patenschaft. „Ich habe die Quelle wiederentdeckt, als hier 1978 gepflastert wurde“, erinnert sich der Jubilar. Daraufhin baute die Stadt den Brunnen. Dennoch lässt er sich von der Trockenheit seine gute Laune nicht verderben. Fröhlich stimmt er beim Termin mit unserer Zeitung das passende Lied „Am Brunnen vor dem Tore“ an.
Kiene hat eigentlich immer ein Lied auf den Lippen oder ein Zitat parat, am liebsten von Hoffmann von Fallersleben. Über Jahrzehnte war er es, der als Vorsitzender der von ihm 1970 mitbegründeten Fördergemeinschaft Blickpunkt Fallersleben das Motto fürs Altstadtfest auserkor. Er selbst war 1976 auch einer der Väter des Altstadtfests.
Blickpunkt-Gründer und Altstadtfest-Erfinder in Fallersleben
„Die Brunnen-Patenschaft ist eines der vielen Dinge, die ich in Fallersleben gemacht habe“, blickt Kiene zurück. Er hat auch in vielen Institutionen mitgewirkt: nicht nur im Blickpunkt, dessen Vorsitzender er von 1979 bis 2016 war und der ihn dafür zum Ehrenpräsidenten ernannte, sondern zum Beispiel auch im Heimat- und Verkehrsverein und im Michaelis-Kirchenvorstand. Er war 25 Jahre Vorsitzender des Kneipp-Vereins und Gründungsmitglied des letzten Fallersleber Kegelclubs „Club 67“.
Ein ganz besonderes Kapitel sind die Fallersleber Speerträger. In dem traditionsreichen Junggesellenclub, der stets zum mehr als 400 Jahre alten Volks- und Schützenfest in Aktion tritt, war Kiene als junger Mann selbst aktiv und ist seit Jahrzehnten dessen Chronist. Vor vielen Jahren ernannten ihn die Speerträger zum Ehren-Anführer.
Fallersleber Speerträger kommen zum Ehrentag mit Schützenkönig
Ehrensache, dass Karl Kiene zu seinem Geburtstag zur Feier mit seiner Familie neben einem kleinen Kreis geladener Gäste auch die Speerträger erwartet: Denn sein Sohn Andreas ist einer von ihnen – und er ist der neue Schützenkönig, tritt damit in die Fußstapfen seines Vaters. „In einigen Geburtstagskarten wurde mir auch zum Königssohn gratuliert“, verrät Kiene verschmitzt, der 1981 Schützenkönig war.
Traditionen sind Karl Kiene sehr wichtig. Vor drei Jahren gab er aus gesundheitlichen Gründen schweren Herzens das 1850 gegründete Bestattungsinstitut auf. „Meine Söhne wollten leider nicht; zu diesem Beruf kann man niemand zwingen.“ Stolz betont er, ob seines Berufs unter der Hand oft „Kisten-Karl“ genannt, dass er zur zweitältesten Familie gehört, die immer in Fallersleben ansässig war. „Zurückverfolgbar bis etwa ins Jahr 1750.“
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Zur Eingemeindung nach Wolfsburg trug Fallersleben Trauerflor
Ganz dem einst eigenständigen Städtchen verpflichtet fühlte sich Kiene, als Fallersleben 1972 nach Wolfsburg eingemeindet wurde. „Damals habe ich mit meinem Freund Norbert Bruns die Wolfsburger Fahne am Fallersleber Schloss eingeholt und ins Rathaus geschickt. Und wir haben die Fallersleber Fahne mit Trauerflor gehisst“, erinnert er sich. „Daher war ich mit der Feier 50 Jahre Eingemeindung auch nicht einverstanden.“ Allerdings profitiere Fallersleben heute schon vom Anschluss an Wolfsburg, räumt er ein.
Und wie steht er acht Jahre danach zur Einführung der umstrittenen Einbahnstraßen-Neuregelung in der Westerstraße? „Das stört mich immer noch ganz gewaltig, ich werde immer noch darauf angesprochen. Ich würde eigentlich vom Blickpunkt-Vorstand erwarten, dass er sich da nochmal einschaltet.“