Wolfsburg. Kommunalpolitiker kritisieren die Volksbank für den Leerstand am Nordkopf. Die bringt nun einen Teilabriss im Herzen Wolfsburgs ins Spiel.

Es kommt selten vor, dass Wolfsburger Lokalpolitiker öffentlich ein böses Wort über Investoren verlieren. Auch in Sachen Nordkopf sprechen die Fraktionsvorsitzenden von SPD, Grünen und FDP/Volt lieber von „einer regionalen Unternehmensgruppe“, als die Volksbank Braunschweig-Wolfsburg (BraWo) beim Namen zu nennen. In ihrer Kritik an derselben werden sie aber recht deutlich.

Was Hans-Georg Bachmann, Frank Richter und Marco Meiners nervt, ist, dass die BraWo zahlreiche Immobilien am Nordkopf gekauft hat, die Mieter ausziehen mussten, aber immer noch auf für den Rat unabsehbare Zeit Leerstand herrschen wird, weil die Bank ihren Ankündigungen für die BraWo-City mit zahlreichen Neubauten keine Taten folgen lässt.

Dem spürbaren und sichtbaren Leerstand am Nordkopf müsse dringend entgegengewirkt werden, erklärten die drei Fraktionsvorsitzenden jetzt nach einer Besichtigung der verödeten Gebäudezeile im Herzen Wolfsburgs. Die aktuellen Planungsstände zeigten, dass die Maßnahmen nicht so bald beginnen könnten, so Frank Richter. Leerstände an diesem zentralen Ort über Jahre? „Das ist ein unhaltbarer Zustand“, findet der Grünen-Fraktionssprecher.

Fraktionsvorsitzende kritisieren Volksbank für Leerstand in Wolfsburg

Auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans-Georg Bachmann ist der Meinung, dass etwas passieren sollte und zwar schnell: „Es muss hier dringend mit der konkreten Bauplanung begonnen werden. Den Leerstand kann sich eine ambitionierte Stadt wie Wolfsburg nicht leisten.“

Die Wolfsburger Fraktionsvorsitzenden (von links) Marco Meiners, Frank Richter und Hans-Georg Bachmann vor dem ehemaligen Schnellrestaurant am Nordkopf. Die Volksbank hat die Zeile fast komplett entmietet. Ein Zustand, den die Ratsherren als unhaltbar kritisieren.
Die Wolfsburger Fraktionsvorsitzenden (von links) Marco Meiners, Frank Richter und Hans-Georg Bachmann vor dem ehemaligen Schnellrestaurant am Nordkopf. Die Volksbank hat die Zeile fast komplett entmietet. Ein Zustand, den die Ratsherren als unhaltbar kritisieren. © SPD/Grüne/FDP

Der FDP/Volt-Fraktionsvorsitzende Marco Meiners äußert sich ebenfalls kritisch: ,,Es kann nicht sein, dass die Geschäfte ihren Standort an einem gut besuchten Ort aufgeben mussten und anschließend ansehen müssen, wie das Gebäude jahrelang brach liegt, ohne dass etwas passiert.“ Dem Image der Stadt schade das gewaltig, so Meiners. „Es gehen viele Einnahmequellen verloren, obwohl das ein attraktiver Platz für Besucher sein kann.“

Von der BraWo-City am Nordkopf zeugen nur Banner

Vor den Politikern hatten bereits Wolfsburger Wirtschaftsvertreter die Volksbank in einem Interview zur Eile gedrängt. „Die WolfsburgerInnen wollen wieder in die Innenstadt. Sie muss aber attraktiv und sicher sein. Deshalb brauchen wir eine schnelle – aber auch durchdachte und qualitativ hochwertige – Lösung für den Nordkopf, um auch den Brückenschlag zwischen Bahnhof, Phaeno, Autostadt, Outlet und der Innenstadt zu schaffen. Dafür muss auch die Volksbank ihre inzwischen komplett entkernten und unansehnlichen Flächen am Nordkopf endlich einer spannenden Folgenutzung zuführen“, sagte etwa der stellvertretende IHK-Geschäftsführer Michael Wilkens.

Die Volksbank Braunschweig-Wolfsburg hatte bereits 2018 angekündigt, 130 Millionen Euro oder mehr in einen neuen Büro- und Gewerbekomplex in der nördlichen Porschestraße investieren zu wollen. Zu diesem Zeitpunkt gehörten ihr dort bereits eine komplette Gebäudezeile sowie Grundstücke in der benachbarten Alessandro-Volta-Straße. Doch von der BraWo-City zeugen bis heute nur Banner an leeren Gebäuden.

Volksbank und Stadt sprechen über Teilabriss und Zwischenlösung

Aber warum dauert es so lange mit dem Nordkopf? Wie weit ist die Planung? Wann wird die BraWo-City gebaut? Warum wurde so früh entmietet, wenn es erst Jahre später losgeht? Und will die Volksbank in Sachen

BraWo-Arkaden

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    Claudia Kayser äußert sich zur Kritik aus der Politik und diesen Fragen zurückhaltend. „Wir verstehen die Forderung“, so die Volksbank-Direktorin auf Anfrage. „Ein lange anhaltender Leerstand am Nordkopf liegt auch nicht in unserem Interesse, jedoch benötigt eine umfassende hochwertige Quartiersentwicklung, wie wir sie planen, Zeit.“ Aktuell sei die Volksbank mit der Stadt im Gespräch über einen Teilabriss und über eine Zwischenlösung, um das Stadtbild am Nordkopf zu verbessern.

    Ratspolitiker wollen Planungen für BraWo-City sehen

    Unter der Hand erzählt man sich seit Jahren, dass die Volksbank mit der BraWo-City nicht loslege, weil der Verkauf des vom Zollamt genutzten Gebäudes in der Alessandro-Volta-Straße noch ausstehe. Was auch immer die Gründe sein mögen – der Grüne Frank Richter wünscht sich, dass die Volksbank dem Rat zumindest einmal eine Planung vorlegt. „Ich erwarte, dass da ein bisschen mehr Gas gegeben wird“, betont er.

    Auch der Liberale Marco Meiners ist von der Volksbank enttäuscht. „Da erwarten wir von einem örtlichen Investor ein bisschen mehr“, sagt er. Angesichts des Rekordjahrs, über das die Volksbank kürzlich berichtet hatte, erklärt Meiners: „Am Geld kann es nicht liegen.“

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