Wolfsburg. Das Bündnis „Letzte Generation“ kaperte die Braunschweiger Straße. Die Polizei ermittelt wegen möglicher Nötigung gegen vier Klimaaktivisten.

Nach der nicht angemeldeten Straßenblockade auf der Braunschweiger Straße stadtauswärts am Montag sucht die Polizei nach weiteren Geschädigten. Denn aufgrund der Aktion von vier Klimaaktivisten vom Bündnis „Letzte Generation“ steckten schätzungsweise 20 Autofahrer im dicksten Stau direkt vor der Blockade.

Die Wolfsburger Polizei bittet Stau-Opfer, die sich möglicherweise schon vor dem Eintreffen der Einsatzkräfte und der Aufnahme der Anzeigen entfernt hatten, sich zu melden, (05361) 4646-0. Die Polizei hat gegen die vier Blockierer bereits Strafanzeige gestellt. „Wir haben Ermittlungen wegen des Verdachts der Nötigung eingeleitet“, sagte Polizeisprecher Thomas Figge am Dienstag.

Kurz nach 17 Uhr hatte sich durch die Fahrbahnblockade bereits ein größerer Rückstau bis hin zum Südkopf gebildet.
Kurz nach 17 Uhr hatte sich durch die Fahrbahnblockade bereits ein größerer Rückstau bis hin zum Südkopf gebildet. © regios24 | LARS LANDMANN

Fahrzeuge steckten im Stau vor Straßenblockade fest

Schätzungsweise 20 Fahrzeuge standen nach Angaben des Sprechers am Montag ab 17 Uhr im Stau direkt vor der Blockade: zwischen der Fußgängerampel in Höhe der städtischen Erziehungsberatung und der E-Mobility-Station gegenüber der Einmündung der Siemensstraße in die Braunschweiger Straße. Darunter war auch ein LKW, der rückwärts zur Kreuzung gelotst wurde. Die übrigen Autofahrer durften, nachdem sie länger im Stau ausgeharrt hatten, über den Mittelstreifen wenden.

Betroffen waren aber nicht nur die, die auf der Braunschweiger Straße in Fahrtrichtung stadtauswärts feststeckten. Sondern vor allem in der gesamten südlichen Innenstadt gab es zunächst größere Verkehrsbehinderungen. Und auch der Busverkehr war gekappt, die WVG musste ihre Busse umleiten.

Klimaaktivisten hatten sich auf Braunschweiger Straße festgeklebt

Warum dauert das denn bloß so lange, bis die Blockierer von der Straße geholt werden? Das haben sich am späten Montagnachmittag und frühen Abend viele genervte Autofahrer gefragt, die vor der Straßenblockade in Höhe Theaterparkplatz feststeckten. Aber auch Passanten und vorbeikommende Radler wunderten sich.

Nun, zum einen war es so, dass sich drei der vier Aktivisten auf dem Asphalt festgeklebt hatten. Nur einer hatte zunächst verborgen, dass er sich nicht auf der Straße fixiert hatte. Das zeigte sich erst, als gegen 17.15 Uhr der erste Rettungswagen passieren wollte. Plötzlich stand der 16-Jährige auf und ging beiseite, so dass das Einsatzfahrzeug hindurch passte.

Klimaaktivisten blockieren Straße in Wolfsburg

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Er wurde kurz darauf zur Polizeiwache gebracht, wo er nach Angaben des Polizeisprechers von seinen Eltern abgeholt wurde. Etwas später leitete die Polizei einen weiteren Rettungswagen über den Fuß- und Radweg, weil ein hinter den dann noch drei Blockierern quergestellter Polizei-Bus die Durchfahrt versperrte.

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Technische Einsatzeinheit der Polizei kam erst nach drei Stunden

Aber warum traf die Technische Einsatzeinheit der Polizei in Braunschweig erst drei Stunden nach Beginn der Blockade ein, um die Festgeklebten zu lösen? Der Polizeisprecher erklärte das damit, dass die Kräfte erst aus dem Feierabend alarmiert werden mussten, um dann von Braunschweig aus in ihrem Spezialfahrzeug gemeinsam nach Wolfsburg auszurücken.

Hinzu kam, dass die Polizei laut Figge zunächst bei der Stadt und bei der Feuerwehr angefragt habe, ob die sich um das Lösen der Angeklebten kümmern könne. Erst dann habe man bei eigenen Kräften von der Technischen Einsatzeinheit angefragt. Obwohl die vor zwei Wochen bei einem ganz ähnlichen Einsatz in Braunschweig offenbar gleich alarmiert wurden.

Experimente mit Speiseöl waren für Polizei keine Option

Ein Herumhantieren auf Verdacht mit Speiseöl war laut Polizeisprecher Figge für den Wolfsburger Einsatzleiter und sein Team übrigens keine Option: „Es war ja gar nicht bekannt, womit sich die Männer festgeklebt hatten. Irgendwelche Experimente kamen nicht in Frage. Was wäre zum Beispiel gewesen, wenn da etwas geätzt hätte?“ Und mit was für einer Lösung gingen die Spezialisten aus Braunschweig schließlich erfolgreich zu Werke? Figge: „Kein Kommentar.“

Jedenfalls pumpten die Experten der Polizei aus einer XXL-Spritze immer wieder eine ölige Flüssigkeit auf den Asphalt. Mit Holzspateln lösten sie von unten Hände und Fuß der Klimabündnis-Mitglieder. Bis der Letzte nach dreieinhalb Stunden gelöst war und den Schauplatz selbst verließ – seine drei Mitstreiter mussten weggetragen werden.

Noch vor Mitternacht war auf der Braunschweiger Straße stadtauswärts übrigens nur eine Spur frei: Wie der Polizeisprecher sagte, kam erst in der Nacht die WAS, um die Straße zu reinigen.