Wolfsburg. Läuft die Freibadsaison wie erhofft durch? Kommt die Reduzierung der Öffnungszeiten? Energiekrise und Fachkräftemangel schlagen womöglich durch.

Ein Badleiter, der provisorisch zwei Bäder gleichzeitig (Fallersleben und VW-Bad) führt, jede Menge Nachwuchssorgen in der Schwimmmeisterei, zudem die Aussicht, dass durch die Energiekrise Wassertemperaturen gesenkt, Öffnungszeiten reduziert, das Saisonende früher eingeleitet werden muss. Hinter den Kulissen der Wolfsburger Bäderlandschaft brodelt es reichlich.

Die VW-Stadt bildet bei diesen Sorgen keine Ausnahme, auch wenn man vergleichsweise komfortabel in die Freibadsaison gestartet ist – mit günstigen Tarifen, ebensolchen Öffnungszeiten. Andernorts bleiben (Frei)bäder bereits ganz zu oder starten später in die Sommersaison. Seit Jahren weist der Bundesverband Deutscher Schwimmmeister darauf hin, dass es einen eklatanten Fachkräftemangel gibt. Aktuell würden im Land mindestens 2.500 SchwimmmeisterInnen fehlen. Weder die Bezahlung noch die Arbeitsbedingungen seien für den Nachwuchs noch attraktiv.

Kommunen lassen Bäder ganz zu oder öffnen zu reduzierten Zeiten

Städte wie Köln versuchen durch Zusammenlegung der Bäderangebote, Reduzierung der Öffnungszeiten, gezielte Werbung für den Beruf Kräfte zu gewinnen. Auf keinen Fall, betont der Verband der Schwimmmeister, dürfe es nun zu einer Absenkung der Zugangsvoraussetzungen kommen. Es gehe um die Sicherheit in den Bädern.

Auch dieserorts war es immer wieder so, dass gut ausgebildete Kräfte sich dann für andere Arbeitgeber entschlossen haben. Die Bezahlung der Schwimmmeister in den Kommunen ist im Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes festgelegt. Ein Berufseinsteiger liegt zwischen 2.400 und 2.700 Euro brutto im Monat. Für Berufserfahrene ist bei 4.700 Euro Schluss.

Das VW-Bad hat die Stelle der Leitung ausgeschrieben, die Bewerbungsfrist ist gerade abgelaufen. Derzeit muss der Fallersleber Leiter das VW-Bad mitleiten. Und auch sonst ist die Personaldecke in den städtischen Bädern knapp. Im Bereich von Kasse und Service müssen bereits Kräfte aus dem Badeland aushelfen. Dort werden allerdings ebenfalls händerringend MitarbeiterInnen gesucht ...

Andernorts gibt es bereits Kooperationen mit der DLRG, die die Aufsicht im Freibad übernimmt. Ob dies in Wolfsburg gewünscht wird ist eine politische Frage. Und ob die DLRG dies übernehmen kann ohnehin eine der Kapazitäten. Die DLRG ist eine ehrenamtliche Organisation. Im Klartext: Die Kräfte arbeiten dort neben ihren Berufen.

Kommentar: Kalte Dusche

Nach Pandemie und Energiekrise kann jetzt die Welle der fehlenden Schwimmmeister über uns schwappen. Mit Ansage kommt diese kalte Dusche, seit Jahren spitzt sich das Problem zu. Wer immer noch die Vorstellung vom Baywatch hat, der den ganzen Tag am Beckenrand rumlungert oder vom hohen Turm die Lage checkt, braucht nur Augen und Ohren offen zu lassen: Blöde Sprüche und Anspruchsdenken schlucken, ständige Konzentration und im Fall der Fälle mit einem Bein im Gefängnis ... Das bei einer Bezahlung, die nicht nur im öffentlichen Dienst Luft nach oben hat, sondern in der VW dominierten Stadt ohnehin. Respekt, ihr Baywatcher!