Wolfsburg. So geht es weiter mit VW, der neuen Fabrik, dem VfL und der Entwicklung der Stadt. Die Antworten liefert VW-Chef Diess. Der Live-Ticker zum Nachlesen.

Er ist ein Mann der klaren Worte, der agilste Kommunikator unter den deutschen Top-Managern und so präsent wie kein anderer in den sozialen Netzwerken und Medien. Am Montag sprach VW-Vorstand Herbert Diess in Wolfsburg über die Zukunft des Volkswagen-Werkes und der Stadt sowie über die brennendsten Fragen rund um Volkswagen – ungefiltert, live und im direkten Dialog mit Wolfsburger Bürgerinnen und Bürgern sowie Journalisten der beiden lokalen Tageszeitungen Wolfsburger Nachrichten und Wolfsburger Allgemeine Zeitung. Den Live-Ticker zur Diskussionsrunde finden Sie hier zum Nachlesen:

10.00 Uhr: Guten Morgen, Herr Diess

Die Wolfsburger Redaktionsleiter Markus Kutscher und Christoph Oppermann begrüßen VW-Chef Herbert Diess zum Gespräch in der Wolfsburger Innenstadt. Dialog mit Diess – los geht’s. Hier lesen Sie die wichtigsten Antworten des Vorstandsvorsitzenden live.

Die Diskussionsrunde wurde live auf Youtube gestreamt.
Die Diskussionsrunde wurde live auf Youtube gestreamt. © regios24 | Darius Simka

10.02 Uhr: Diess kommt locker im hellen Anzug ohne Krawatte.

Erst mal einen Kaffee. Oha - an der weltweit einzigartigen Autostadt muss man ein bisschen was tun. „Etwas in die Jahre gekommen.“ Zu Wolfsburg selbst: „Keine Befindlichkeiten.“

10.03 Uhr: Diess: Wolfsburg ist schon attraktiv

Aber ist sie auch attraktiv genug? Für relativ kleine Stadt schon – mit Fußball, Eishockey, Theater und Freizeit. Aber Tesla ist in der Nähe von Berlin. Im Wettbewerb um die besten Fachkräfte der Welt braucht es mehr. Es fehlt ein Stadtkern. Mehr Leben in der Porschestraße. Mehr Attraktivität am Wochenende.

10.08 Uhr: Externer Investor Signa kann Wolfsburg beleben

Aber Diess hat Bedenken bei Plänen: Beginnt das Projekt zu weit draußen? Und erst mit Büros anfangen? Die Neubauten hätten die Zahl der Werksparkplätze verringert. So war ich mit Projekt nicht einverstanden. Wichtig ist: Leben rein in die Stadt.

VW-Chef Herbert Diess im Wolfsburger Livetalk

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10.11 Uhr: Diess - brauchen wir so viele Büros?

Homeoffice hat die Situation verändert. Und VW hat auch eigene große Baupläne. VW-Vorstand Gunnar Kilian ist mit Signa im Gespräch. VW strebt eine Flächenbilanz an auch mit Blick auf bestehende Mietflächen. Und: Signa muss sich VW-Bedürfnissen anpassen.

10.15 Uhr: Beschäftigung in Wolfsburg macht mir keine Sorgen

Aber die Entscheidung treffen die Auto-Kunden. Wir müssen mit Tesla in Grünheide mithalten können.

10.16 Uhr: Strukturen im bestehenden Werk Wolfsburg sind nicht produktiv

Mit 30 Prozent Produktivitätsnachteil sind wir nicht wettbewerbsfähig. VW prüfte Königslutter und Sachsen-Anhalt als Standorte. In Warmenau lässt sich das neue Trinity-Werk in die Landschaft einbetten. Es ist für Wolfsburg die viel bessere Entscheidung.

10.19 Uhr: Das alte Werk bleibt wichtig

Für: Tiguan, für Golf und den ID.3. Die Nachfrage ist gut. Mit dem Golf hat VW noch viel vor. Verbrenner werden weiter gebraucht und gebaut.

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10.21 Uhr: Verkehrsanbindung unproblematisch

Diess: Wir bekommen nicht mehr Verkehr. Die Anfahrt entzerrt sich mit dem zweiten Standort des Trinity-Werks.

10.22 Uhr: Diess: A 39 ist ein großes Anliegen für VW

Und: In anderen Bundesländern würde das schneller gehen. Die Verkehrsanbindung per Autobahn ist extrem wichtig.

10.24 Uhr: Das Auto wird attraktiver

Diess: E-Autos haben weniger Kohlendioxidemissionen als die Bahn. Pendlerstaus lassen sich vermeiden, wenn man Wolfsburg attraktiver macht.

10.26 Uhr: Diess – für Wohnraum nicht nur Wohnungen, auch neue Einfamilienhäuser

Das macht den Wohnstandort Wolfsburg attraktiver. Wir brauchen starke Mannschaften vor Ort. Das hilft dem Standort Wolfsburg.

10.27 Uhr: Diess – Software-Sparte Cariad bedeutet Umbruch

Neue Elektronik ist anspruchsvoller als der Wechsel von Verbrenner zu E-Antrieb. Und: Bislang hat VW Softwaren nicht selbst gemacht. Umbruch ist dramatisch und ein bisschen traumatisch.

10.29 Uhr: Man kann Software nicht mehr kaufen

Diess: Wir müssen alles selbst können. Wir haben 15 Unternehmen gekauft und haben starke Partner. Aber wir brauchen zwei Produktzyklen. Und wir müssen weitere Firmen kaufen. Aber die ersten Schritte sind jetzt gut gelungen.

10.33 Uhr: Diess Trinity kommt 2026 – sicher

10.34 Uhr: Wie sieht es mit der Rendite von VW aus?

Diess – Volkswagen ist nicht auf Niveau der Wettbewerber. Aber durch Synergien mit Skoda und Nutzfahrzeugen kommen wir auf sechs bis sieben Prozent als Zielmarke. Wir müssen Geld verdienen, um robust zu sein. Die Marke ist stark und hat extreme Wachstumspotenziale.

10.36 Uhr: Diess: Wir investieren 21 Milliarden Euro in Norddeutschland

10.38 Uhr: Halbleiter – zur Jahresmitte Entspannung durch Lieferzusagen

Diess: Für Kabelbäume bauen wir neue Kapazitäten auf. Die Westukraine liefert, aber nicht mit voller Leistung. Bei Corona-Lockdowns in China holen wir die Halbleiter von dort an andere Standorte. Aber Probleme macht auch der Transport.

10.40 Uhr: Russland-Standort Kaluga?

Diess: Wir zahlen noch 60 Prozent der Löhne. Das Werk steht. Ich hoffe, dass wir irgendwann mit Verhandlungen anfangen, um Lage zu stabilisieren. Russland ist für VW nicht überlebenswichtig, dennoch haben wir Verantwortung für 7000 Beschäftigte, überzeugte VWler.

10.43 Uhr: Gas-Stopp wäre riesiges Problem

Diess: Das wollen wir uns gar nicht vorstellen. Kohle betreiben wir solange wie möglich. Beschaffung ist gestartet. Zehn Millionen Euro für Instandhaltung der Kohleverstromung sind bereitgestellt. Wir sind aber noch über Jahre hinaus von russischen Gasimporten abhängig.

10.46 Uhr: Themensprung zum VfL: Diess – Frauen sind Lichtblick

Mit unserem teuren Männerteam bin ich nicht zufrieden. Aus einer Krise muss ein neuer Anfang entstehen. Aufsichtsratschef Frank Witter hat mein Vertrauen. Er wird das richtige machen.

10.47 Uhr: VW macht selbst keine Formel 1

Diess: Die Premiummarken schon, bei Porsche ist das schon sehr konkret. Die Formel 1 wächst weltweit. Im Motorsport zählt nur die Formel 1. Es gibt eine Einstiegschance durch technische Regeländerungen. Die Formel 1 wird umweltfreundlicher mit Elektrifizierung und synthetischen Kraftstoffen. Der Vorstand war sich aber nicht ganz einig – eigentlich haben wir genug zu tun. Doch die Premiummarken sehen die Formel 1 als bedeutenden Hebel, um Markenwert zu steigern. Die Motorenentwicklung hat begonnen.

10.53 Uhr: Diess – wir wollen in beiden F-1-Teams deutsche Fahrer

Es soll auch wieder einen Grand Prix in Deutschland geben. Generell gehören die Rennen in die großen Autonationen, nicht nur nach Bahrain.

10.55 Uhr: Halbzeit – das Publikum übernimmt

Zwischenstand: Diess erweist sich als offener Gesprächspartner in Plauderlaune.

10.59 Uhr: Die erste Leserin fragt nach Ausbildungsperspektiven

Diess: Wir brauchen für Trinity neuestes Know-How. Aber weniger Verwaltungsjobs in Büros. Tesla sucht auch gezielt nach den besten Talenten.

11.01 Uhr: Wie sieht die Modellstrategie aus?, fragt ein Leser

Diess: Die Modellreduzierung haben wir bei der Marke VW fast hinter uns. Eos, Scirocco haben wir ausgemistet. Aus de Sportsvan wurden der ID.3 - hat gar keiner gemerkt. Und: Weniger Modelle heißt nicht weniger Beschäftigung. Der Wettbewerber verkauft mehr Autos mit weniger Modellen.

11.04 Uhr: Diess – VW Golf bekommt große Überarbeitung

Der T7 ersetzt den auslaufenden Van Sharan. Und: wir investieren lieber in Funktionalität als in noch ein Derivat. Wir können nicht mehr alles machen. Ein Teil der Probleme von Lieferfähigkeit liegt auch in der Komplexität. Aber auch Tesla muss irgendwann differenzieren.

11.06 Uhr: 2025 kommen Fahrzeuge unter ID.3

Ein Leser fragt nach Bezahlbarkeit der E-Autos. Diess antwortet: Es kommen VW, Skoda und Cupra auf der Ebene eines VW Polo. Diess räumt ein: Wir sind etwas spät dran.

11.10 Uhr: Diess – Fußball kostet uns 100 Millionen Euro, Autostadt 150 Millionen

Ein Leser fragt nach Eishockey und Markenhistorie. Diess: Im Automuseum war ich entsetzt. Wie wir uns als Marke präsentieren, ist nicht adäquat. Das finde ich unerträglich, echt schlecht angesichts bei unserem finanziellen Aufwand. Vorgabe: Müssen wir machen. 100 oder 50 Millionen sind zu viel. Autostadt: Lamborghini und Bentley sind in der Autostadt, VW steht am Rand. Da gehört die Marke hin. Sie bietet eine reiche Kulturgeschichte. Was hat mehr verändert als Käfer und Bus T1? Zu viel scheitert an Eigeninteressen.

11.15 Uhr: Diess – keine Alternative zu Wolfsburg als Konzernsitz

Auf Leserfrage sagt Diess, dafür müsse die Stadt aber attraktiver werden. Diess lobt zudem Intel-Investitionen in Chipwerk in Magdeburg und auch Tesla für Grünheide. In den neuen Bundesländern habe VW viel getan und tue das weiter.

11.19 Uhr: Ein Leser fragt nach Plänen für das Stammwerk

Zehn Jahre laufen noch Tiguan und Golf bei abnehmenden Stückzahlen. Die Zahl der Verbrenner-Montagelinien geht zurück auf zwei. Den Platz nehmen wir für zweite Trinity-Fabrik ab 2028. Es ist die Chance, das Werk neu zu strukturieren. 2030 werden wir das Werk nicht wiedererkennen. Maßstab ist Produktivität.

11.21 Uhr: Eine Leserin fragt nach Mobilitätswende statt bloßer E-Antriebswende

Diess antwortet mit einem Plädoyer fürs Auto. Es wird in zehn Jahren so dramatisch besser. Die Anzahl bleibt, stören aber weniger. Sicher und umweltfreundlich wie die Bahn. Diess: Man muss Autos mehr nutzen, um Infrastruktur auszunutzen. Ansätze bietet Car-Sharing, um die Nutzung zu steigern. Europcar gehört dazu. Der zweite Ansatz sind Shuttle-Dienste. Bei Moia teilen sich Leute Fahrten. Mit Fahrer ist das noch zu teuer. Das wird attraktiv, sobald die Fahrzeuge automatisch unterwegs sind. Diess: Unter Herstellern tut VW mit am meisten.

11.26 Uhr: Diess: Das Auto bleibt 2030 mit 80 Prozent dominant, weltweit

Auch in Deutschland sind Bestand und Nutzung gewachsen. In China verdoppelt sich der Markt.

11.27 Uhr: Würden Sie in Warmenau wohnen, Herr Diess?

Diess: Als es um Warmenau ging, bin ich da gleich hingefahren. Lärmschutz und Einbettung des Werks haben Priorität. Die Bewohner waren vor uns da. Erste Entwürfe zeigen, dass das Werk fast als Natur wahrgenommen wird. Aber ja, egal wo man baut, wird man was kaputt machen. Die Leserin insistiert: Ich will keine Werkshalle vor meiner Nase. Diess soll zu ihr ins Wohnhaus zu Besuch kommen. Diess gibt zu: Man muss sehen, dass Sie als Anwohner nicht zu kurz kommen.

11.31 Uhr: Werden lauter Zulieferer um das Trinity-Werk gruppiert?, fragt ein Leser

Warum kommt das neue Projekt nicht ins Stammwerk?, legt der Leser nach. Diess sagt: No way, weiter auf zwei Etagen zu fertigen. Diess war gerade bei Tesla in Texas. Es wird dort viel Insourcing betrieben mit innovativen Techniken und Methoden. Tesla macht jetzt schon 20 Prozent Rendite. Wir müssen dem Wettbewerb standhalten, sonst verkaufen wir keine Autos mehr. Diess bekräftigt: Werk im Werk war unmöglich. Die Ausgangssituation war eine „Katastrophe“.

11.38 Uhr: Diess: Porsche muss Motorsport machen

Audi ist als Marke schwächer. Sie können von dem Formel-1-Engagement daher noch stärker profitieren etwa im Wettbewerb mit Mercedes. Diess geht davon aus, dass beide Marken damit unter dem Strich ihren Gewinn steigern.

11.42 Uhr: Ein Leser fragt nach der Software – Entwicklung in China für China?

Oder doch von China für die Welt? Der Leser rügt die Fahrerfahrungen mit seinem ID.3 – „teilweise verkehrsgefährdend“. Diess sagt: Sofort in die Werkstatt. Die aktuellen Rückmeldungen sind gut, teilweise besser als Tesla. Wir müssen uns nicht verstecken. Mängel müssen wir reparieren. Zu China: USA und China entkoppeln sich technisch zunehmend. Kunden haben andere Bedürfnisse. VW muss darauf reagieren. Bis zu Karaoke im Auto. Neue chinesische Anbieter sind sehr ernstzunehmen. Aber das schaffen Sie mit Wolfsburger Entwicklern nicht wegen unterschiedlicher Wahrnehmungen.

11.46 Uhr: Diess kommt richtig in Fahrt, aber der nächste Termin….

11.47 Uhr: Fünf Tage frei? Kaum vorstellbar..

Diess: Ich würde ins Kunstmuseum gehen, zum Fußball… Und mal ein Buch lesen.

11.49 Uhr: Ein Leser wirbt für Flüchtlingshilfe mit der Aktion Seebrücke.

Diess: Ich kenne kein Unternehmen, das sich stärker sozial engagiert als VW. Wir machen viel und wir machen es weltweit. Wir können da ein gutes Gewissen haben. Ihren Vorschlag nehme ich mit zur Prüfung. Man kann immer auch mehr tun.

11.52 Uhr: Diess sagt tschüss: Das können wir gerne wieder machen.

Das Publikum dankt mit Beifall.

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