Wolfsburg. Er spielt sie bei einem Rundgang durch die Ausstellung „Confrontier“ im Fallersleben-Museum.

Im Hoffmann-von-Fallersleben-Museum im M2K erklingen am Sonntag, 26. Januar um
15 Uhr Sounds diverser Mauersongs. Der Allround-Musiker Géza Gál performt einige von ihnen auf einem Rundgang durch die Ausstellung „Confrontier. Mauern 1989 – 2019. Fotografien von Kai Wiedenhöfer“, schreibt die Stadt.

Die Berliner Mauer fiel nicht wegen Lieder wie „Berlin, Berlin, dein Herz kennt keine Mauern“, „Als ich fortging“, „Another Brick in the Wall“, „Looking for Freedom“ oder „Freiheit“. Aber sie spiegelten die Atmosphäre des historischen Augenblicks. Sie wurden selten bewusst als politische Statements geschrieben. Meist deutete das Publikum einzelne Textpassagen auf die damalige Situation um, so dass etwa Lieder über vergangene Lieben nun eine politische Aussage erhielten. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei.

Mauersongs prägen auch den Sound der Veranstaltung an diesem Sonntag: Géza Gál und Kuratorin Nicole Trnka kommentieren in Wort und Musik heutige Grenzmauern, die der Fotograf Kai Wiedenhöfer seit den 2010er-Jahre weltweit dokumentiert. Zu sehen sind seine großformatigen Bilder in der Ausstellung im Obergeschoss des Schlosses Fallersleben: Eine hochverminte demilitarisierte Zone entlang des 38. Breitengrades markiert seit Jahrzehnten die Teilung Nord- und Südkoreas. Sie ist ein „Relikt“ des Kalten Krieges und gilt noch heute als eine der gefährlichsten Grenzen, die Schauplatz internationaler Geopolitik ist. Der Eiserne Vorhang trennte einst Ost- und Westeuropa, die „Mutter aller Mauern“ trennte 28 Jahre Ost- und West-Berlin. Angesichts des hiesigen Aufeinandertreffens der einstigen Weltmächte Sowjetunion und USA gerieten Beton- und Steinbarrieren sowie Zaunanlagen in Nordirland oder auf Zypern eher aus dem Fokus: Feierte Deutschland 2019 das 30. Jubiläum der Mauer-Öffnung, so blickte Nordirland zeitgleich zurück auf 50 Jahre der sogenannten „Peace-Lines“ zwischen katholischen und protestantischen Vierteln.

Und auf Zypern? Völkerrechtlich gibt es nur ein Zypern, die Realität sieht anders aus zwischen dem griechischen Süden und dem türkischen Norden. Die Zyprer selbst nutzen von der Uno kontrollierte Grenzübergänge, um von einem Teil in den anderen zu gelangen.

Diesen schon „älteren“ Grenzbeispielen folgten in den Jahren nach 1989 viele weitere. Bis zu 70 gemauerte Grenzen gibt es gegenwärtig in der Welt oder befinden sich in Planung. Über die politischen Ursachen dieser Mauer-Politik und deren Ziele sowie die Auswirkungen der Bollwerke dies- und jenseits nachzudenken, regen die Bilder Kai Wiedenhöfers an.