Wolfsburg. Das Ostfalia-Team Wob-Racing baut jedes Jahres ein neues Fahrzeug. Mit dem aktuellen, Emma, arbeitete es an der Aerodynamik.

Die einen wollen ihren Rennwagen optimieren, die anderen die Messmöglichkeiten ihres Windkanals nutzen. Verschiedene Ziele – ein gemeinsamer Weg, der zwei Studenten-Teams der Ostfalia in den vergangenen Wochen zusammengeführt hat. Das Team Wob-Racing aus Wolfsburg bereitet sich gerade auf die nächste „Formula Student“-Saison vor. Das ist ein internationaler Konstruktionswettbewerb für Studenten, bei dem Teams aus der ganzen Welt Rennwagen samt Fahrersitz konstruieren und mit ihren fahrfähigen Prototypen in den Vergleich gehen. Mit Emma – wie der aktuelle Prototyp getauft wurde – landete das Team im vergangenen Jahr im Vergleich von
39 Teams in Hockenheim auf Platz 6 in der Gesamtwertung, heißt es in einer Mitteilung der Ostfalia.

„Emma ist der erste unserer Rennwagen, bei dem ein Aeropaket, also aerodynamische Teile, verbaut wurden“, sagt Philipp Rothe, Abteilungsleiter der Aerodynamik im Team Wob-Racing. „In Simulationen konnte ich die Auswirkungen davon sichtbar machen. Aber der Wunsch war, diese Simulationsergebnisse auch in der Realität nachzuprüfen“. Also zog Emma für fast einen Monat vom Campus Wolfsburg nach Wolfenbüttel in den Hans-Ulrich-Meier-Windkanal der Fakultät Maschinenbau. Ein Studierendenteam rund um Professor Falk Klinge hat diesen Windkanal konstruiert und gebaut, in dem verschiedene Strömungsmessungen durchgeführt werden können. „Emma war ein willkommener Gast. Gern haben wir mit dieser Aktivität ein anderes Studententeam unserer Hochschule tatkräftig unterstützt“, sagt Windkanal-Projektleiterin Lisa Evertz.

Für die Messungen waren einige Vorbereitungen nötig. Die 186 Kilogramm schwere Emma, die einen Allrad-Antrieb mit Elektromotoren an jedem Reifen hat, wurde im Windkanal mit Hilfe von Lasertechnik perfekt mittig ausgerichtet. Dazu haben die Studenten des Windkanal-Teams extra Halterungen und aerodynamische Stützen für Emma konstruiert und im 3D-Druck gefertigt, damit sie leicht erhöht stehen konnte. „Dadurch umgehen wir bei den Messungen die Grenzschicht. Das ist ein bodennaher Bereich, in dem die Strömungsgeschwindigkeit niedriger ist, was die Messergebnisse verfälschen würde“, erklärt Johannes Ueffing, Mitglied des Windkanal-Teams. Für beide Teams hat sich das Zusammenarbeiten gelohnt. „Wir konnten im Windkanal erstmals den realen Effekt der aerodynamischen Elemente wie Front- und Heckflügel nachweisen. Durch sie erhöht sich bei steigender Geschwindigkeit der Anpressdruck deutlich“, erklärt Fabio Getferdt vom Team Wob-Racing. Soll heißen – Emma liegt besser auf der Straße und hat auch bei höherer Geschwindigkeit eine verbesserte, sicherere Kurvenlage. Und auch das Windkanal-Team ist zufrieden: „Es hat alles bestens geklappt. Mit Hilfe von Nebellanze und Hochleistungs-LED konnten wir den Strömungsverlauf der Luft über die Aerodynamikelemente sichtbar machen“, sagt Calvin Zmuda. Zusätzlich sei der Anpressdruck, der durch die verwendeten aerodynamischen Bauteile erzeugt wird, als konkrete Größe erfasst worden. Zmuda: „Mit diesen Ergebnissen haben wir eine Basis, auf der das Wob-Racing-Team die Entwicklung des Emma-Nachfolgemodells durchführen kann. Wir freuen uns, dass wir mit unseren Möglichkeiten weiterhelfen konnten.“