Nordstadt. Gewerkschafter, Stadt und etliche Bürger versammelten sich am Samstagmittag am Nordkopf zur Gedenkstunde.

Mehr als 100 Wolfsburger versammelten sich am Samstagvormittag am Sara-Frenkel-Platz. An dieser Stätte mit einer Stele zu Ehren jener Jüdin, die während der Nazizeit, zwischen 1943 und 1945, mit falschen Papieren im Volkswagenwerk gearbeitet hatte, beging die IG Metall den Auftakt zur Antifaschistischen Woche 2019.

Der 9. November als jener Tag, an dem im Jahr 1938 die Übergriffe auf jüdische Mitbürger in Deutschland einen Höhepunkt erreichten, sollte aber nicht nur als Erinnerung und Mahnung gesehen werden. Das Thema Antisemitismus und Ausgrenzung sei nicht erst seit des Attentats von Halle wieder aktuell, hieß es während der Stunde am Sara-Frenkel Platz.

Der Gewerkschaftschor Gegenwind eröffnete die Veranstaltung mit dem Lied „Die Mädchen von Mauthausen“. Mauthausen war eines von vielen Konzentrationslagern während der NS-Zeit. Hartwig Erb, der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Wolfsburg, bezog in seine Begrüßungsrede Vergangenheit und Gegenwart ein.

Der Gewerkschafter sagte: „Der Antisemitismus war nie ganz weg. Aber heute findet er aus dunklen Hinterzimmern und aus feinen Büros wieder den Weg in die Köpfe der Menschen. Antisemitismus ist im Alltag nicht mehr die Ausnahme, sondern zur Regel geworden“, erläuterte Erb unter Hinweis auf eine Statistik des Bundeskriminalamts aus dem Jahr 2019. „Im Durchschnitt fünf Attacken auf Mitbürger aus antisemitischen Motiven heraus“ sprächen eine deutliche Sprache, sagte der Wolfsburger IG-Metall-Chef. Er forderte die Bürger zum Hinhören, zum Hinsehen und zum Handeln auf. Letzteres könne man in einer Teilnahme an der Demonstration gegen den Bundeskongress der AfD in Braunschweig am 30. November dokumentieren.

Oberbürgermeister Klaus Mohrs freute sich, „dass wir eine starke, wehrhafte IG Metall in Wolfsburg haben, die uns mit der Antifa-Woche bewegt, uns der Vergangenheit zu stellen.“ Das allein reiche aber nicht mehr, man müsse handeln und sich für die in Gefahr geratende Demokratie einsetzen, so das Wolfsburger Stadtoberhaupt.

„Hört auf zu reden, es ist Zeit zu handeln“, forderte der VW-Vertrauenskörper-Leiter Wolfgang Kuznik ein größeres, aktives Engagement gegen rechtsradikale Tendenzen. Aus einem Rückblick auf seine eigene Familiengeschichte zeigte der Vorsitzende des Stadtelternrats, Alexander Paul, auf, wie sich der Antisemitismus während der Diktatur 1933-1945 auswirkte. Der Vorsitzende des Stadtjugendrings, Sören Henke, versprach, „dass sich die Jugend für Würde, Toleranz und Solidarität einsetzen wird.“