Wolfsburg. Vom Allersee aus in den Osten Wolfsburgs – durch Wald und Wiesen in Richtung Oebisfelde und zu Grenz-Vermächtnissen.

Wem die Runde um den Allersee im Herzen Wolfsburgs zu kurz ist, der sollte sich an diese Radtour heranwagen. Es misst mit zirka 32 Kilometern etwa die zehnfache Distanz, führt am Mittellandkanal entlang und am Rande des Naturschutzgebietes bis nach Grafhorst. Nach einer kleinen Pause ist vor den Toren Sachsen-Anhalts Schluss und es geht über Velpke, Neuhaus und Reislingen zurück zum Startpunkt. Da die Tour rund 3,5 Stunden Fahrzeit beansprucht, ist sie eher für fittere Radfahrer oder für Radfahrer mit E-Bikes geeignet.

Start und Ziel am Allersee in Wolfsburg

Mit dem Auto geht es bequem auf einen der Parkplätze am Südufer des Allersees, der in den Jahren 1969 und 1970 entstanden ist. Doch auch der Hauptbahnhof ist für Zugreisende nicht weit entfernt und schnell sowie sicher erreichbar – wer also lieber mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen will, kann dies tun.

Aufpassen ist dafür am Allersee angesagt. Vor allem dann, wenn die ansässigen Ruderclubs mit ihren Booten den Weg überqueren und den See befahren wollen. Hinzu kommt starker Wind, der aber schnell verflogen ist, wenn die Radfahrer zu den Allerwiesen gelangen.

Nützliche Information zur Radtour in Wolfsburgs Osten.
Nützliche Information zur Radtour in Wolfsburgs Osten. © Jürgen Runo

Die Allerwiesen

Weiter geht es entweder direkt auf dem Deich des Mittellandkanals oder eben eine Etage weiter unten und weiter weg vom Ufer. Die Strecke führt direkt am Rande der Allerwiesen entlang, ein naturnahes Erholungsgebiet vor den Toren Wolfsburgs.

In den Jahren 2002 und 2003 wurden zahlreiche Biotope als Ausgleichsmaßnahme zum Ausbau des Mittellandkanals angelegt. Die artenreiche Flora und Fauna zeichnet sich vor allem durch das Vorkommen des Bibers und des Fischotters aus. Ebenso besuchen die Weißstörche der näheren Umgebung häufig die Allerwiesen.

Zum Drömling

Hinter dem Vereinsgelände des SSV Vorsfelde mit seinem kleinen Fußball-Stadion wird der Mittellandkanal überquert. Für wenige hundert Meter folgen die Radfahrer dem künstlichen Gewässer, ehe sie in Richtung Wendschotter und Vorsfelder Drömling abbiegen. Am Rande des Naturschutzgebiets liefern sie sich nun ein Wettrennen mit dem Wasser des Steekgraben. Naja, vielleicht sind die Radfahrer doch lieber etwas gemächlicher: Zum einen wird es einem das Gesäß bei dem Schotterweg danken, zum anderen gibt es auf der linken Seite etwas zu sehen. Denn im Drömling, in einer der größten Niedermoorlandschaften Norddeutschlands, herrscht eine hohe Artenvielfalt, darunter 300 Arten, die auf der Roten Liste stehen. Also: Augen auf und beobachten! Früher fanden Besucher hier einen nahezu undurchdringbaren Sumpf vor. Mittlerweile ist der Drömling jedoch wegbar gemacht worden – und Radler können ihn bequem durchqueren.

Es folgt ein langer Weg durch den Forst, bei dem eine idyllische Stille vorherrscht. Es ist ein ausgewiesener Radweg, doch trotzdem sieht man an manchen Tagen lange keine anderen Freizeitradler. Gerade dann, wenn es aus dem Forst herausgeht und die Radfahrer den Drang nach einer Pause verspüren, erblicken sie schon ein Hinweisschild zu einem Rastplatz.

Bis zur alten DDR-Grenze

Der Weg soll zum Radfahrerrastplatz in Grafhorst führen. „Sitzt der Staub Dir in der Lunge, nimm was Nasses auf die Zunge“, heißt es an der Eingangstür zum kleinen Biergarten im Ortskern. Der Inhaber bittet um Anmeldung und bewirtet dann gerne die leicht ermüdeten Radfahrer.

Es geht raus aus Grafenhorst bis an die Grenze nach Sachsen-Anhalt und damit auch an die frühere Grenze der DDR. Bis zum 26. November 1989 um 6 Uhr waren an dieser Stelle die Bundesrepublik und die DDR voneinander getrennt. 1266 Kilometer Metallgitterzaun und 1196 Kilometer Grenzsignalzaun mit 612 Beobachtungstürmen und 595 Bunkern führten durch die heutige Republik. Zu sehen ist davon heute nichts mehr.

Über Wahrstedt finden die Radfahrer ihren Weg in die Velpker Schweiz. Vorsicht, es wird ein wenig holprig, doch der Blick auf die vielen Teiche sorgt für Wiedergutmachung. Für den größten unter ihnen wurde extra eine Aussichtsplattform errichtet – hier gilt es, abzusteigen und die Natur zu genießen. Dann geht es weiter, aus Velpke heraus immer geradeaus in Richtung Neuhaus. Müde Beine haben großes Glück, denn es geht an einigen Stellen bergab, so auch bei der Einfahrt nach Neuhaus.

Die Radtour ab dem Allersee im Westen Wolfsburgs

Am Allersee in Wolfsburg. Start und Ziel.
Am Allersee in Wolfsburg. Start und Ziel. © regio-press | Lukas Everling
Der Blick auf die Allerwiesen ist leider ein wenig verdeckt. 
Der Blick auf die Allerwiesen ist leider ein wenig verdeckt.  © regio-press | Lukas Everling
Auf dem Deich entlang am Mittellandkanal.
Auf dem Deich entlang am Mittellandkanal. © regio-press | Lukas Everling
Der Weg entlang am Wendschotter und Vorsfelder Drömling.
Der Weg entlang am Wendschotter und Vorsfelder Drömling. © regio-press | Lukas Everling
Das Naturschutzgebiet Wendschotter und Vorsfelder Drömling.
Das Naturschutzgebiet Wendschotter und Vorsfelder Drömling. © regio-press | Lukas Everling
Hier standen die ehemaligen DDR-Grenzschutzanlagen.
Hier standen die ehemaligen DDR-Grenzschutzanlagen. © regio-press | Lukas Everling
Ein Blick auf einen Teich in der Velpker Schweiz.
Ein Blick auf einen Teich in der Velpker Schweiz. © regio-press | Lukas Everling
Der Blick aus dem anliegenden Park auf die Burg Neuhaus.
Der Blick aus dem anliegenden Park auf die Burg Neuhaus. © regio-press | Lukas Everling
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Burg Neuhaus

Unweigerlich führt der Weg zur Burg Neuhaus mit einem großzügig angelegten Teich im Burgpark, der zu einer Pause einlädt. Für Geschichtsinteressierte befindet sich im Rundturm der Burg ein kleines Museum, das 1986 eröffnet wurde. Auf einer Fläche von 48 Quadratmetern wird die Geschichte der Burg lebendig. Von Februar bis Oktober hat das Museum jeden Sonntag zwischen 14 und 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei!

Fast geschafft: Über Reislingen geht es dann zurück nach Wolfsburg auf dem gut ausgebauten Radweg an der Dieselstraße. Die wird in der Folge ebenso überquert wie der Mittellandkanal. Schon erblicken die Radler wieder den Allersee. Bei nun neuen Lichtverhältnissen, bietet er ein völlig neues Panorama.