Wolfsburg. Die romantisch-komische Flotow-Oper „Martha oder Der Markt von Richmond“ kommt im Scharoun-Theater gut an.

„Martha“, sieh’, was du getan hast. Aus purer Langeweile zwei junge Bauern genarrt, einen sogar unsterblich in dich verliebt gemacht. Deinen Cousin ausgenutzt, der dich begehrend sogar zum Superman wurde. Die höfische Gesellschaft Englands zur Zeit von Queen Anne (1702 bis 1714) höchst amüsiert. Noch dazu deine Vertraute in alles hineingezogen. Aus Langeweile, des Luxus und der leicht zu habenden Liebhaber überdrüssig. Und das alles auf dem Markt zu Richmond vor den Augen eines Fernseh-Publikums.

Nun ja, es geht alles gut aus. Mit doppeltem Happy-end, wie es sich für eine leichte, beschwingte Oper von Friedrich von Flotow versteht. Denn am Ende stimmen die Voraussetzungen, Martha. Du bleibst Lady Harriet Durham (Emily Dorn), eine elegante, begehrenswerte, clevere Dame. Und Bauer Lyonel (Stephen Chambers) entpuppt sich dank des Ringes seines Vaters als Graf von Derby. Aber das überträgt die Reality-Show nicht mehr für alle Zuschauer im Scharoun-Theater am Sonntagabend sichtbar auf die Monitore. Das Team (Rita Gmeinder als Chefin) schaut dem ausgelassenen Vergnügen Richmonds gefesselt zu wie Troubadix im Asterix-Comic. Kay Link scheut in seiner Inszenierung der romantisch-komischen Flotow-Oper „Martha oder Der Markt von Richmond“ keine zeitgenössischen Anspielungen. Das Kamerateam agiert so, wie es heute üblich ist: überall Kabel, über die jedoch niemand stolpert; Gesichter in Großaufnahme, auch der Ring; respektlose Mitschnitte auf dem Markt und im Wald; Öffentlichkeit auf Schritt und Tritt. Und mit ängstlichem Gesichtsausdruck lässt er Lord Tristan Mickleford (Seungweon Lee) als Superman die beiden Ladies aus dem Bauernhaus fliehen. Das Vergnügen erhöhen die Stimmen der Akteure, wunderbar melodramatisch, auch sentimental und schwärmerisch begleitet vom Detmolder Orchester unter Leitung von György Mészáros begleitet.