Wolfsburg. Im Braunschweiger Landesmuseum geht es in der Schau „Brutal modern“ auch um Wolfsburger Bauten.

Schülerlotsen gab es, die in großer Zahl zu Fuß kommenden Mitschülern, sicher über die Fahrbahnen leiteten. Die überfüllten Busse waren gerundet in der Karosserie, keine Ecken. Neue Schulen, Kirchen, Wohnviertel, Funktionsgebäude entstanden. Man tanzte Twist, demonstrierte auf den Straßen, Eintracht Braunschweig spielte um die Meisterschaft. Der Film löst Schmunzeln aus, weckt Erinnerungen. „In dieser Welt bin ich aufgewachsen“, sagt Frank Poerschke. Der Wolfsburger gehört zu den mehr als 30 Gästen des vom Forum Architektur (Nicole Froberg) und den Braunschweigischen Landesmuseen (Katrin Kessler) organisierten Rundgang durch die Ausstellung „Brutal modern“ am Burgplatz der Löwenstadt.

Geblieben sind sichtbar die in den 1960er- und 70er-Jahren entstandenen Gebäude. Es ist eine nüchterne, schlichte, aber elegante, im Detail sehr ausgesucht gestaltete Architektur. Sie steht im völligen Gegensatz zum pompösen Nazi-Stil, ist funktionell, aber ästhetisch, industriell dank beginnender Serienfertigung von Bauelementen und technisch gewagt aufgrund der Kunst der Ingenieure mit neuen technischen Möglichkeiten zu experimentieren. Auch im Bau. Diese Ausstellung mit Beispielen aus Braunschweig, Helmstedt, Peine, Salzgitter Wolfenbüttel und Wolfsburg zeigt das sehr anschaulich. Die Volkswagenstadt ist mit den Terrassenhäusern am Dresdner Ring, der Heinrich-Nordhoff-Gesamtschule, der Stephanus-Kirche und dem Scharoun-Theater vertreten. „Die Anordnung als kleine Stadt mit Straßen und offenen Türen in die Häuser ist sehr gelungen“, lobt Elisabeth Stöckel, während sie gerade ein im Stil der 70er möbliertes Wohnzimmer betritt. Entlang der Gassen flattern wie Banderolen „Zeitpunkte“, die jene Epoche einordnen: 1963: Ermordung von US-Präsident Kennedy, 1967: Beatles „Sgt. Pepper-Album“, 1968: Warschauer Pakt beendet Prager Frühling, 1973: Ölkrise, autofreie Sonntage.