Wolfsburg. Volker Stanzel, ehemaliger deutscher Botschafter in Tokio, sieht Japan in einer prekären Lage durch die weltweit neuen Entwicklungen.

Japan, sagte Dr. Volker Stanzel „ist auf sich allein gestellt“. Die Industrienation in Fernost finde keinen Rückhalt wie Deutschland in der Europäischen Union. Eine solche, das Land einbindende Staatengemeinschaft gebe es in Asien nicht. „Wir haben Macron“, betonte der ehemalige deutsche Botschafter in Tokio, „der eine Europäische Verteidigungsgemeinschaft vorschlägt und unsere Kanzlerin kann darauf eingehen“.

Stanzel, Präsident der Vereinigung Deutsch-Japanischer Gesellschaften (VDJG) sprach am Donnerstagabend im Gartensaal des Schlosses Wolfsburg über „Prekäre Zeiten: Die Welt im Umbruch und die Rolle Japans“. Er skizzierte die aktuelle Lage: Chinas Aufstieg, Russlands Machtpolitik, Bürgerkrieg in Syrien, Atommacht Nordkorea und Trumps „America First“. Das alles sei „für Japan sehr prekär“. Deshalb plädierte Stanzel dafür, aus der Verbundenheit Deutschlands mit Japan eine Verbindung zu entwickeln. Beide Länder kennzeichneten parallele Entwicklungen: In der Gründungscharta der Vereinten Nationen (UN) als „Feindstaaten“ genannt, Wirtschaftswunder-Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg, Exportnationen, Industrieländer. Es seien „historische Parallelitäten, die nicht auf einer abgestimmten, gemeinsamen Politik beruhten“, betonte Stanzel. Die deutsche Kultur und Sprache fände sehr viel Interesse in Japan. Zudem kennzeichne beide Länder heute „eine entwickelte Zivilgesellschaft“.