Wolfsburg. Die Volksbank Braunschweig-Wolfsburg will an der nördlichen Porschestraße einen Büro- und Gewerbekomplex bauen. 2020 könnten die Bauarbeiten beginnen.

Der Nordkopf soll zu Wolfsburgs neuem Stadtzentrum entwickelt werden. Ein wichtiger Schritt war die Eröffnung des Wolfsburger Nordkopf Towers (WNT) im November 2017. Vis-à-vis auf der anderen Straßenseite will die Volksbank Braunschweig-Wolfsburg (Brawo) die Brawo-City errichten. Doch der Baubeginn verzögert sich seit Jahren. Im Gespräch mit unserer Redaktion stellte Vorstandschef Jürgen Brinkmann nun klar: Die Brawo-City kommt, noch größer als bislang bekannt, und das Bankinstitut ist bereit, dafür richtig Geld in die Hand zu nehmen.

Erstmals berichtete unsere Zeitung im Jahr 2010, dass die Bank einen neuen Vertriebsstandort in der Innenstadt beziehen möchte. Die Idee dafür stammt schon aus dem Jahr 2005, als die Volksbanken Wolfsburg und Braunschweig fusionierten. Zwar wurden in der Folge zahlreiche Arbeitsplätze aus Wolfsburg in die neue Zentrale in der Löwenstadt verlagert. In der VW-Hauptstadt wollte die Bank gleichwohl selbstbewusst weiterhin Flagge zeigen. Im Gespräch für einen repräsentativen Neubau waren zeitweise die Fläche neben der Markthalle oder das Grundstück, auf dem schließlich der WNT hochgezogen wurde.

Erst im Oktober 2013 konnte die Bank einen ersten Meilenstein vermelden: den Kauf Menglerbaus (Porschestraße 1). Bis Juli 2017 wurde die Gebäudezeile runter bis Hausnummer 19 erworben. Aktuell gehören der Bank Grundstücke in der Porschestraße sowie der Alessandro-Volta-Straße mit rund 18800 Quadratmetern Gesamtfläche. Die Jahreszahlen verdeutlichen aber: Die Entwicklung des Projekts ist ein zähes Geschäft: „Ich kenne die Wolfsburger Innenstadt mittlerweile wie meine Westentasche – nicht, weil ich da jeden Tag bin, sondern weil ich mich selbst im Zuge unserer Projektentwicklung mit jedem Gebäude beschäftigt habe“, so Brawo-Chef Brinkmann.

Ein Hauptproblem für Investoren, die in der Porschestraße Grundstücke kaufen möchten: verschachtelte Eigentümer-Konstellationen, meist Erbengemeinschaften, die sich nicht selten untereinander wenig einig sind. Daneben stellt sich die Volksbank auch ihrer Verantwortung als Vermieter. So werden in der Porschestraße Hausnummer 3 bis 5 erst im August die letzten Mieter ausziehen, erzählt Brinkmann. „Wir haben versucht, mit allen Mietern Alternativen für sie in Wolfsburg zu finden. Parallel haben wir weitere Grundstücksflächen erworben.“

Das Projekt wächst und wächst – längst ist nicht mehr nur vom Bau einer neuen, großen Filiale die Rede. Die Brawo-City hat das Zeug dazu, den Nordkopf komplett neu zu gestalten. „Ich gehe von einem Gesamtinvestitionsvolumen aus, das mindestens so hoch wie beim Braunschweiger Brawo-Park liegen wird“, verkündet Brinkmann.

Um zu verdeutlichen, was der Banker damit meint: Beim Brawo-Park am Braunschweiger Hauptbahnhof handelte es sich ums größte privatwirtschaftliche Bauprojekt der Stadt. Zunächst kaufte die Bank das Bürohochhaus der Telekom (heute „Business Center I), errichtete dann das „Business-Center II“ (mit 70 Metern das höchste Bürohochhaus der Stadt), außerdem ein Shopping Center sowie ein Hotel. 130 Millionen Euro netto gab die Brawo dafür aus. Schon bald soll die letzte Bauphase mit der Errichtung des „Business Centers III“ beginnen.

Wie plant die Volksbank am Nordkopf? „Wie groß die Brawo-City wird, hängt letztendlich davon ab, was die Stadt will. Wir haben keine Größenbeschränkung und wollen am Nordkopf die größtmögliche Fläche schaffen, die die Stadt bereit ist mitzugehen“, führt Brinkmann aus. Und weiter: „Der Nordkopf ist ein hochattraktiver Standort. Wir werden dort nicht nur Bürogebäude bauen, sondern die Erdgeschoss-Flächen für Einzelhandel nutzen. Das macht nicht nur betriebswirtschaftlich Sinn, sondern ich meine, dass die Wolfsburger Innenstadt noch einiges an Einzelhandel vertragen kann.“

Die örtliche Händlerschaft wird das gerne hören: So setzte der Sprecher der Wolfsburger Einzelhändler und WKS-Kaufhauschef, Matthias Lange, im Januar 2017 im Interview große Hoffnungen in die Brawo-City. Wertige Geschäfte müssten unbedingt in die Porschestraße gelockt werden, forderte er, „wir haben jetzt die Chance, dass die Brawo-City etwas entwickelt, mit dem man etwas anfangen kann.“

Brinkmann erklärt weiter: „Ich bin mir sicher, in zehn Jahren wird man den Nordkopf nicht mehr wiedererkennen. Alle Beteiligten wie die Stadt, die WMG, die Stadtwerke oder Volkswagen arbeiten intensiv an der Umsetzung.“ Für die Brawo-City bedeute dies, dass im nächsten Jahr der Architektenwettbewerb starten könnte. Hierbei soll geklärt werden, ob neben Einzelhandelsflächen und Büros auch Wohnungen sinnvoll intigeriert werden können.

In der Alessandro-Volta-Straße wird bereits ein Bürogebäude errichtet. Möglicherweise wird die Häuserzeile in der Porschestraße auf die Höhe des Menglerbaus aufgestockt, vielleicht geht es auch noch weiter in die Höhe. Wichtige Punkte in der Gesamtplanung sind außerdem Verkehr und Parken. Läuft alles glatt, könnte nach derzeitigem Stand der Planungen 2020 der Baubeginn sein.

Wie sieht die Stadtverwaltung die Pläne? Sie teilt mit: „Das geplante Projekt im östlichen Nordkopfbereich kann nach der Eröffnung des Nordkopf-Towers in diesem Jahr ein weiterer wichtiger Baustein für die Weiterentwicklung des Nordkopfes sein. Als nächster Schritt ist ein Wettbewerbsverfahren vorgesehen, um einen architektonisch hochwertigen und dem Standort angemessenen Gebäudekomplex zu entwickeln. Das gemeinsame Ziel von Volksbank und Stadtverwaltung ist es, den Nordkopf als ein Kern des Zentrums der Stadt weiter zu entwickeln.“

In zehn Jahren wird man den Nordkopf nicht mehr wiedererkennen.
Jürgen Brinkmann