Wolfsburg. Bernhard Brink ist ein absoluter Bühnenprofi. Die Schlager-Institution begeisterte zum Abschluss des Stadtgeburtstags die Wolfsburger Fans.

Sonntagmittag, 12 Uhr, das Thermometer zeigt in der Sonne 30 Grad. Wem es unter dem Glasdach am Hugo-Bork-Platz nicht heiß genug war, der ließ sich von der Wolfsburger Band „Just for fun“ noch mehr einheizen.

Das Quintett macht seit einem Jahrzehnt die Bühnen in der Region gemäß seinem Motto unsicher: „Wir sind überzeugte Amateure.“ Bandchef Reinhard Rodemann freute sich, dass das Publikum trotz früher Uhrzeit so gut mitmachte. „Wenn die Leute Spaß haben, haben wir auch Spaß.“ Auf die Ohren gaben sie ihren Zuhörern Songs von Bob Dylan und den Rolling Stones. Aber auch Element of Crime und Westernhagen gehören ins Repertoire. „Wir wollen dabei nicht perfekt sein, sondern den Menschen Spaß bringen“, betonte Rodemann.

13 Uhr, Bühne unter dem Glasdach: Stromgitarrenhits der jüngsten 40 Jahre, gespielt von der Rock-Cover-Band „Play it again, Sam“, hallen über die Fläche. Begriffe wie Schlaghosen, Pornobalken, Schulterpolster, Arschgeweih oder Vokuhila prägten Zeitabschnitte – die Band aus Wolfsburg, Braunschweig und Helmstedt hatte passende Musik dazu.

15 Uhr, die Temperaturen sind noch immer konstant hoch. Der Platz vor der Rathausbühne ist voll besetzt, keine Biertischgarnitur ist mehr frei. Nicht einmal jene, die in der prallen Sonne aufgebaut sind. Die Wolfsburger warten auf eine Institution der Schlager-Branche: Bernhard Brink, der Mister Hitparade des deutschen Fernsehens der 1970er- und 1980er-Jahre. Der Mann ist Rekordhalter – ein musikalischer Rekordhalter. Keiner trat häufiger als Interpret in der ZDF-Hitparade auf, insgesamt 58 Mal.

„Erstmals 1972“, erzählte Brink seinen Fans. „Damals war ich vier.“ Der 66-Jährige kokettierte nur zu gerne mit seinem Alter. Rekord Nummer 2: Kein deutscher Interpret trat häufiger beim Vorentscheid zum Eurovision Song Contest an. Brink war sechsmal dabei, sechsmal indes erfolglos.

Erfolglos war er in Wolfsburg keinesfalls. Im Gegenteil. Der 66-Jährige benötigte zwar eine halbe Stunde, ehe er seine Fans auf Betriebstemperatur hatte, doch dann gab es kein Halten mehr. Viele jener, die mit Schlagern der Hitparaden-Ära großgeworden sind, standen plötzlich auf den Partybänken, auf Klappstühlen oder an der Bühnenbegrenzung. „Geduld, Geduld“, rief Brink, dessen weiße Schweißbänder um die Handgelenke sich deutlich vom schwarzen Outfit des Schlager-Stars abhoben. „Ihr bekommt Autogramme, wohin auch immer Ihr sie haben wollt. Auf Arme, Beine oder Brüste.“

Bernhard Brink, 2014 Teilnehmer der RTL-Show „Let’s dance“, entpuppte sich auch als gewiefter Verkaufsstratege. „Ich habe meine neue CD für Euch mit. Die ist 1000 Euro wert, Ihr bekommt sie für 10.“ Das zog. Die Wolfsburger griffen beherzt zu. Und Brink? Der schrieb sich die Finger wund. Es gab Autogramme, wohin immer seine Wolfsburger Fans sie haben wollten.