Unser Autor beschäftigt sich mit Hinweisen auf einstigen Weinanbau in der Residenz Wolfenbüttel.

In seiner akribischen Untersuchung „Der Weinbau im ehemaligen Land Braunschweig“ aus dem Jahre 1995 beschäftigt sich Fritz Pape eingehend mit dem Weinbau in Wolfenbüttel in seiner Zeit als welfische Residenz (1432–1753/54). In dieser Zeit gab es zwei herzogliche Weinberge. Einer lag vor dem Lechelnholze und umfasste 16 Morgen Land (1 Morgen sind etwa 25 Ar bzw. 2500 Quadratmeter).

In einem Schreiben der herzoglichen Räte an den General Klintzing vom Mai 1641 wurde während der Belagerung der von den kaiserlichen Truppen eingenommenen Stadt Wolfenbüttel durch das vereinte schwedisch-welfische Heer die Weinbergschanze am Lechelnholz angelegt. Wahrscheinlich wurde die Weinbergschanze später in Erinnerung an die Geschehnisse als „Alte Schwedenschanze“ bezeichnet und so in die Karten eingezeichnet. Fritz Pape: „Sie lag westlich vom ‚Sternhaus‘, jenseits der von Braunschweig kommenden Heerstraße. Die Schanze lag vermutlich auf dem Gelände des herzoglichen Weinbergs, was zu der ursprünglichen Benennung ‚Weinbergschanze‘ führte.“

Der zweite Wolfenbütteler Weinberg lag im Westen der Stadt „vor dem Mühlenthor“. Heinrich Julius, Bischof zu Halberstadt und Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, verschrieb 1602 einem Wagenmeister für seine treuen Dienste ein Gartenstück vor dem Mühlentor am Ende des herzoglichen Weinbergs bei „der kleinen Gasse gelegen“. (Einem Wagenmeister oblag die Verwaltung eines Wagenparks auf einem herrschaftlichen Gut, bei der Jagd, bei der Post oder dergleichen.)

Nach dem Geldregister des Amtes Wolfenbüttel von 1591/92 wurden dem Weinknecht (Geselle) vor dem Mühlentor für Schuhe drei Gulden und zwölf Groschen gezahlt.

Erster Hinweis auf Weinanbau stammt aus dem Jahr 1532

Seit 1532 wurden in Wolfenbüttel vom Herzog an zahlungskräftige Einwohner, vor allem Hofbeamte, Gärten auf Erbzins ausgegeben. Sie lagen am Roten Amte im Norden und vor dem Mühlentor im Westen. Aus diesem Jahr stammt auch der erste Hinweis auf Weinanbau in Wolfenbüttel, „nämlich durch die Verschreibung über einen Krug und Sellung [Weinausschank] in der Siedlung ‚Zu unserer lieben Frauen‘, der späteren Neustadt, für den Gärtner und Weinmeister [Winzer] Bückling vom 8. September.“

Weil für die Erhaltung der Weinberge von Wolfenbüttel eine hohe Anzahl von Holzpfählen benötigt wurde, wiesen die fürstlichen Kammerräte in einem Schreiben vom 20. März 1596 den Oberförster Peter Bruni und den Forstschreiber Johannis Nording an, 300 Schock (1 Schock sind 60 Stück) schlagen und dorthin fahren zu lassen.

„Im Jahre 1630 baten sich mehrere Leute durch schriftliche Gesuche den im Dreißigjährigen Krieg wüst gewordenen fürstlichen Weinberg vor dem Lechelnholze, welcher 16 Morgen Landes hielt, als Acker aus, darunter Heinrich Uhlig, der Mundkoch Ernst Content, der Weinschenk Hans Fluegen und andere.“

Herzog August der Jüngere unterhielt übrigens vor seinem Umzug nach Wolfenbüttel 1635 im Fürstentum Dannenberg Weinberge. Merian erwähnt in seinen „Mittelalterlichen Stadtansichten des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg“ von 1654 die Weinberge in Hitzacker, seiner früheren Residenz (1604-1635), und in Lüchow, die seine dortigen Amtsleute weiter bewirtschafteten.

Georg Ruppelt erzählt jede Woche Geschichte und Geschichten aus Stadt und Kreis. Ruppelt war stellvertretender Direktor der Herzog-August-Bibliothek und Direktor der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Bibliothek.

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