Evessen. Die Tumuluslinde in Evessen ist zum Nationalerbe-Baum ausgerufen worden.

„Die Tumuluslinde überrascht vor allem durch ihre Vitalität“, erklärte Dunja Kreiser, Bürgermeisterin von Evessen bei der Feierstunde zu einem besonderen Ereignis: der Ausrufung dieser Linde zum Deutschen Nationalerbe-Baum. Üblicherweise wurzeln Sommerlinden zwei Meter tief. Doch trotz des allein sieben Meter hohen Tumulus und der Trockenheit der vergangenen Jahren sprießen junge Äste, der Baum steht im satten Grün. „Es bleibt ihr Geheimnis, wie sie an ihr Lebenselexier, das Wasser, herankommt.“

Der Tumulus birgt vermutlich ein bronzezeitliches, vielleicht ein steinzeitliches Fürstengrab. Anno 1225: Die Linde darauf mag um diese Zeit ein junges Bäumchen gewesen sein. Wurde sie auf den Tumulus gepflanzt? Wer tat es? Geheimnisse umgeben den Tumulus. Und schöne Legenden, vom Riesen aus dem Elm beispielsweise, der sie beim Schuhereinigen gepflanzt habe ...

Die romanische Wehrkirche im Dorf war 1225 schon nahezu 200 Jahre alt. Gut 30 Kilometer südlich die gerade aufgegebene Pfalz Werla. Knapp 20 Kilometer in die andere Richtung geschaut, erhebt sich über der Asse die Burg des Gunzelin von Wolfenbüttel. Die Linde wächst, erlebt gute und schlimme Zeiten. Generationen von Kindern haben unter ihrem Blätterdach gespielt. Und bis in das Jahr 1808 wurde unter dem Baum Gericht gehalten.

Vor 78 Jahren zum Naturdenkmal erklärt

Bereits vor 78 Jahren wurde sie zum Naturdenkmal erklärt. Sie freue sich, sagte Kreiser bei der Feierstunde, dass das Kuratorium Nationalerbe-Bäume der Dendrologischen Gesellschaft die Tumuluslinde als Nationalerbe-Baum Deutschlands ausgerufen habe, um ihre Schönheit und Eigenart zu schützen, aber auch um ihre Bedeutung bekannter zu machen. Die stellvertretende Landrätin, Christiane Wagner-Judith, erinnerte daran, dass im Jahr 1896 angereiste Professoren, die Grabungen am Tumulus vornehmen wollten, von einem selbstbewussten Evessener Ortsrat weggeschickt wurden. „Ihm verdanken wir, dass die Linde heute noch steht.“ Das würdigte auch Sicktes Bürgermeister Marco Kelb.

Der Dresdener Professor für Dendrologie (Gehölzkunde) Andreas Roloff kritisierte „eine überdeutsche Gründlichkeit, die Ursache dafür ist, dass es in Deutschland keine über 1000 Jahre alten Bäume gibt. Man sieht landauf, landab eine Verstümmelung von alten Bäumen. Es werden immer mehr Äste abgesägt, bis keiner mehr dran ist.“ Die Tumuluslinde sei in der Konstellation zwischen Baum und Standort eine Rarität. Aber sie berge eben auch Geheimnisse, die Geheimnis bleiben sollten.

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