Wolfenbüttel. Das Landesarchiv Niedersachsen in Wolfenbüttel digitalisiert für ein Forschungsprojekt eine der weltweit größten Sammlungen an Stammbüchern.

Mehr als 300 Stammbücher aus dem 16. bis 19. Jahrhundert werden in den Magazinen des Landesarchivs Niedersachsen Wolfenbüttel aufbewahrt. Dies ist nicht nur die größte Stammbuchsammlung in Niedersachsen, sondern auch eine der größten weltweit. Erstmals wird nun in einem Projekt ein größerer Fundus an Stammbüchern aus dem nördlichen Deutschland detailliert erschlossen und bereitgestellt, wie das Niedersächsische Landesarchiv in Wolfenbüttel mitteilt. Stammbücher entstanden im 16. Jahrhundert aus Widmungs- und Autografensammlungen der Wittenberger Reformatoren. Diese Praxis wurde im Laufe der Frühen Neuzeit zu Büchern ausgeweitet, in denen insbesondere Studenten und Adlige auf Reisen Einträge von Kommilitonen, Professoren, Honoratioren, Machthabern und sonstigen Bekanntschaften sammelten, heißt es. Zunehmend führten auch Frauen, Offiziere, Künstler, Musiker, Handwerker und Gelehrte Stammbücher.

Die vielsprachigen, oftmals kunstvoll ausgestalteten und reich illustrierten Freundschaftsalben wurden zur Erinnerung angelegt, sollten aber auch Beziehungsnetzwerke veranschaulichen und Dritten als Empfehlungsschreiben dienen. Damit sind sie eine Quelle für unterschiedliche Forschungen und Fragestellungen.

Landesarchiv in Wolfenbüttel digitalisiert über 300 Stammbücher

Im Landesarchiv Wolfenbüttel hat nun ein Projekt zur Digitalisierung und Erschließung der Sammlung begonnen. Es wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und ist aktuell eines von drei DFG-Projekten des Landesarchivs. Innerhalb von zwei Jahren sollen die über 300 Stammbücher erschlossen und digitalisiert werden. „Als die Sammlung um 1900 angelegt wurde, sollte besonders die Geschichte der Universität Helmstedt dokumentiert werden, so dass sich unter den Stammbuchschreibern viele Studenten der Academia Julia finden“, wird Magnus Ulrich Ferber zitiert, der im März mit der Bearbeitung der Sammlung begonnen hat. Jeden Eintrag erfasst er mit Datum und Ort, Namen des Schreibers, Sprache und eventuellen Besonderheiten in einer Datenbank, so dass am Ende des Projektes alle Informationen online abrufbar und recherchierbar sein werden. Dazu muss der Historiker auch die unterschiedlichen Handschriften entziffern. „Die Unterschriften sind eine besondere Herausforderung, oft sind sie unleserlich und aufgrund der Kürze der Einträge fehlen Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Buchstaben.“ Eine wissenschaftliche Tagung, Publikationen und Vorträge sind in Planung und werden die Ergebnisse des Projekts einer fachlichen und einer breiteren Öffentlichkeit gleichermaßen näherbringen, heißt es.