Wolfenbüttel. . Die Flussgebietspartnerschaft investiert in Überflutungsräume, mobile Dämme und ein Echtzeit-Meldesystem.

Mehr Geld für den Hochwasserschutz gibt es für den Kreis Wolfenbüttel. Die Flussgebietspartnerschaft nördliches Harzvorland soll das zweite Pilotprojekt für den Hochwasserschutz in Niedersachsen werden. Dafür stellt das Land 27 Millionen Euro in einem Sonderprogramm zur Verfügung stellen. Außerdem stehen weitere Landesmittel bereit, sagt Andreas Memmert, Sprecher der Flussgebietspartnerschaft. Geld sei ausreichend vorhanden.

Die Flussgebietspartnerschaft sei bereits aktiv geworden und habe für 24,1 Millionen Euro Projekte beantragt. Man sei außerdem dabei, eine Vereinbarung zum Hochwasserschutz mit dem Umweltministerium abzuschließen. Und weitere Vorhaben sind geplant. „Wir werden noch Maßnahmen für 10 bis 20 Millionen Euro nachmelden“, kündigt Memmert an.

Zur Flussgebietspartnerschaft im nördlichen Harzvorland gehören neben dem Landkreis Wolfenbüttel die Stadt Wolfenbüttel, die Samtgemeinden Elm-Asse, Oderwald und Baddeckenstedt und die Gemeinde Schladen-Werla. Mit dabei sind laut Andreas Memmert, Bürgermeister der Gemeinde Schladen-Werla und Sprecher der Flussgebietspartnerschaft, außerdem die Samtgemeinde Lutter am Barenberge, die Gemeinde Liebenburg und die Stadt Langelsheim. Die Städte Goslar und Seesen wollen ebenfalls beitreten, sagt der Sprecher. In Sachen Hochwasserschutz hat die Gruppe allerdings Konkurrenz.

Das Geld aus dem Sonderprogramm muss sich die Flussgebietspartnerschaft mit der Gebietskooperation Hochwasserschutz Innerste teilen. Wieviel Geld sie aus dem gemeinsamen Topf erhält, hängt laut Memmert von den Projekten ab. „Wir sollen exemplarisch für Hochwasserschutz stehen. Alle unsere Maßnahmen sollen umgesetzt werden“, sagt Schladen-Werlas Bürgermeister.

Und es sind wohl eine ganze Menge. 150 Maßnahmen hat die Flussgebietspartnerschaft laut Memmert entwickelt. Umgesetzt werden sollen sie an 700 Kilometern Flussläufen im Harzvorland unter anderem an der Oker, Ilse, Altenau, Warne und den Nebenflüssen.

Was soll passieren? „Wir brauchen ein kluges Flächenmanagement“, erklärt Memmert. Man müsse für mögliche Überschwemmungen Flächen zur Verfügung stellen. „Wir müssen mit Landwirten verhandeln, ihnen Areale abkaufen oder ihnen Gebiete zum Tausch anbieten“, sagt Memmert.

Wichtig sei eine hochwasserbezogene Flurbereinigung. Nicht alle Überflutungsgebiete müssten allerdings aus der Bewirtschaftung herausgelöst werden. Man könne mit Landwirten Verträge schließen und darin festlegen, dass Felder für temporäre Überflutungen zur Verfügung stehen. Im Falle eines Hochwassers würden die Landwirte dann entschädigt werden. Ein weiterer Plan: Auwiesen und Auwälder könnten wieder hergestellt werden. Das habe auch einen hohen Naturschutzwert.

Aber nicht überall werde das genügen. An manchen Orten müssten zum Hochwasserschutz auch mobile Dämme eingesetzt werden. An anderen Stellen müssten eventuell Mauern und Deiche gebaut werden. In solchen Fällen ist es aber notwendig, anderenorts wieder einen Ausgleich zu schaffen.

Auch in der Stadt Wolfenbüttel ist der Hochwasserschutz ein drängendes Thema. Sie hat ein Konzept entwickelt, das 80 Maßnahmen umfasst. Unter anderem geht es auch dort um zusätzliche Überschwemmungsfläche. Wolfenbüttel benötigt solche Flächen schon allein, um einen Ausgleich für Baumaßnahmen in Überschwemmungsgebieten zu schaffen.

An der Halchterschen Straße am Monplaisir befindet sich bereits ein derartiges Areal. Während des Hochwassers im Sommer 2017 war diese 13.000 Quadratmeter große Fläche vollgelaufen. Die Stadt will dort nun weitere 12.200 Quadratmeter als Hochwasserrückhaltefläche gestalten. Die Kosten dafür werden auf etwa 420.000 Euro geschätzt. Die Arbeiten werden voraussichtlich im nächsten Frühjahr beginnen.

Es geht für die Stadt Wolfenbüttel aber nicht nur darum, weitere Überschwemmungsflächen vorzuhalten, betont Thorsten Raedlein, Stadtsprecher. Geplant sei auch, einen zweiten mobilen Damm anzuschaffen, um die Stadt gegebenenfalls vor Überflutungen besser schützen zu können. Ein solcher Damm wurde während des Sommerhochwassers im vergangenen Jahr im Bereich der Meesche eingesetzt.

Auch die Ausrüstung der Feuerwehr solle optimiert werden. Auf dem Plan steht außerdem ein
Echtzeit-Meldesystem, mit dem man feststellen könne, wie schnell das Wasser an bestimmten Orten steige. Mit dieser Hilfe könne
man Prognosen treffen, welche
Bereiche von einem Hochwasser betroffen sein werden. Dadurch
soll es möglich werden, schneller
effektive Gegenmaßnahmen zu
treffen.