Wolfenbüttel. . Das Römische Imperium liegt in seinen letzten Zügen. Ausverkauf im wahrsten Sinne.

Dekadenz ist Niveau und Politik der Mächtigen und Hofschranzen an der kaiserlichen Residenz. Es ist der 15. März 476 nach Christus. Die Germanen stehen vor der Tür und Kaiser Romulus Augustus züchtet Hühner und schluckt Spargelwein. Politisches, militärisches Handeln, ist irrelevant: Für ihn hat sich Rom selbst überlebt und verwirkt.

Friedrich Dürrenmatt (1921-1990) hat diese Tragikomödie 1949 geschrieben. Auf die Bühne des Theatersaals im Schloss hat das Stück jetzt die Kleine Bühne Wolfenbüttel vor ausverkauftem Haus gebracht. Gleich vorweg: Ensemble, Regie und Ausstattung ist damit kein großer Wurf gelungen – eher ein ganz großer. Hut ab. Das Bühnenbild (Helmut Röckl) ist gelungen und zeigt maroden, morbiden Glanz. Die Kostüme (Dorothea Körber) sind von antik-klassischem Schnitt über preußisches Militaria bis zum Wallstreet-Banker-Milieu ein Katalog der Machtmode. Romulus Augustus, der Kaiser Westroms, ist Philosoph und Pazifist auf dem Thron eines Reiches, das versinkt.