Hamburg (ots) - Haltung der Deutschen zu aktuellen gesellschafts- und kriminalpolitischen Themen

Der Lehrstuhl für deutsches und ausländisches Strafrecht, Strafprozessrecht, Wirtschafts- und Medienstrafrecht von Frau Prof. Dr. Elisa Hoven hat im Rahmen eines Forschungsprojekts die Einstellungen der Bevölkerung zu aktuellen gesellschafts- und kriminalpolitischen Themen untersucht. Gemeinsam mit der Forschungsgruppe g/d/p wurde im November 2021 eine repräsentative Bevölkerungsbefragung durchgeführt, mit der Haltungen etwa zu Rassismus, Sexismus, Tierhaltung und Klimawandel erforscht wurden.

Gesellschaftliche Herausforderungen

Digitaler Hass ist für 81,6 Prozent der Menschen ein gesellschaftliches Problem, 71,4 Prozent sehen die industrielle Tierhaltung kritisch und für 74 Prozent der Deutschen ist der Klimawandel eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen (9,6 Prozent sehen den Klimawandel hingegen "überhaupt nicht" oder "eher nicht" als Problem).

74 Prozent der Befragten ist es wichtig, dass "schwächere Gruppen gegen Diskriminierung besonders geschützt werden", 53,4 Prozent halten Rassismus für "ein grundlegendes Problem in Deutschland" und eine relative Mehrheit von 47,6 Prozent ist der Ansicht, dass Frauen in Deutschland heute noch Diskriminierungen ausgesetzt sind. Allerdings meint fast jeder Vierte (23 Prozent), dass der Minderheitenschutz in Deutschland "mittlerweile zu weit" gehe. Gendergerechte Sprache finden 61,4 Prozent der Befragten "überhaupt nicht" oder "eher nicht" wichtig, nur 16,6 Prozent halten sie "voll und ganz" oder "eher" für wichtig.

Unterschiede nach Geschlecht, Alter und Wahlverhalten

Die Befragung zeigt deutliche Unterschiede in der Wahrnehmung gesellschaftlicher Probleme zwischen Männern und Frauen. Der Aussage, dass Frauen in Deutschland auch heute noch Diskriminierung ausgesetzt sind, stimmten 61,4 % der Frauen, aber nur 34,8 % der Männer zu. Statistisch signifikante Divergenzen zeigten sich bei fast allen Fragen; Frauen sahen etwa industrielle Tierhaltung deutlich kritischer als Männer und bewerteten den Schutz von Minderheiten als wichtiger.

Die Unterschiede zwischen den Generationen waren hingegen geringer als erwartet. Eine deutliche Divergenz zeigte sich allerdings bei gendergerechter Sprache. Während in der Altersgruppe der 16 bis 30-Jährigen über 24 % die Verwendung gendergerechter Sprache für wichtig hielten, stimmten dieser Aussage in der Gruppe der 60 bis 70jährigen nur 12 Prozent zu.

Bei allen in der Befragung adressierten Themen sehen AfD-Wähler einen statistisch signifikant geringeren Handlungsbedarf als Wähler der Grünen und der Linken. So stimmten der Aussage "Es ist mir wichtig, dass schwächere Gruppen gegen Diskriminierung besonders geschützt werden" 92,5 Prozent der Grünen-Wähler zu, aber nicht einmal jeder zweite AfD-Wähler. 75,5 Prozent der Grünen-Wähler und lediglich 18,8 Prozent der AfD-Wähler sahen Rassismus als Problem in Deutschland. Der Klimawandel wurde von 36,5 Prozent der AfD-Wähler und von 95,2 Prozent der Grünen-Anhänger als eines der größten gesellschaftlichen Probleme bewertet.

Strafen und Kriminalpolitik

Die große Mehrheit der Deutschen (69,3 Prozent) hält die Strafen deutscher Gerichte für zu milde; nur 17,8 Prozent schätzt die Strafen als insgesamt angemessen ein. Am kritischsten gegenüber der deutschen Justiz sind ältere Personen (in der Gruppe der 60-70jährigen halten 80,7 Prozent die Strafen für zu gering) und Wähler der AfD (83 Prozent; zum Vergleich: 64,7 Prozent der Grünen-Wähler schätzen die Strafen als zu mild ein).

Neue kriminalpolitische Vorschläge werden von der Bevölkerung überwiegend positiv bewertet. 58,8 Prozent der Deutschen sprechen sich für die Schaffung eines Straftatbestandes gegen verbale sexuelle Belästigungen (sog. "Catcalling") aus; wobei Frauen dieser Forderung deutlich häufiger zustimmen als Männer. 45,3 Prozent der Befragten wünschen sich höhere Strafen für Exhibitionismus (53,8 Prozent der Frauen und 40,5 Prozent der Männer) und 85,2 Prozent eine Erhöhung des Strafrahmens für Tierquälerei.

Die Ampelkoalition hat sich eine Entschlackung des Strafrechts vorgenommen. Für eine Entkriminalisierung des Besitzes kleinerer Mengen von Cannabis sprechen sich 53,2 Prozent der Befragten aus. Eine Aufhebung der Strafbarkeit für das sog. "Schwarzfahren" lehnen hingegen 65,6 Prozent der Deutschen ab, 26,7 Prozent stimmen dafür.

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