Mainz (ots) - Samstag, 20., und Samstag, 27. August 2022, jeweils 19.20 Uhr Erstausstrahlungen

"National befreite Zonen", Springerstiefel, Baseballschläger: Bis weit in die 2000er-Jahre waren viele, vor allem ländliche Regionen der ehemaligen DDR beherrscht von Angst und Gewalt. Die Schrecken wirken nach – bis heute. 30 Jahre nach dem Pogrom von Rostock-Lichtenhagen im August 1992 widmet sich die zweiteilige 3satKulturdoku "Aufgewachsen unter Glatzen" – an den Samstagen, 20. und 27. August 2022, jeweils um 19.20 Uhr – der Nachwendegewalt und dem Staatsversagen, das die "Baseballschlägerjahre" möglich gemacht hat. Ausgehend von dem Pogrom in Rostock-Lichtenhagen zeigt die zweiteilige Dokumentation von Karsten Wolff ein systemisches Staatsversagen auf und legt Zusammenhänge offen zwischen DDR-Sozialisation, Nachwendegewalt in Ost und West, NSU-Morden und den Ausschreitungen in Chemnitz 2018. Sie stellt die Frage, wie stark das Erbe der "Baseballschlägerjahre" die freie Gesellschaft bis heute bedroht.

Mehr als 200 Menschen verloren laut einer Studie der Amadeu Antonio Stiftung seit 1990 ihr Leben bei Prügelattacken, rechtsextremen Brandanschlägen oder gezielten Morden. Der Pogrom in Rostock-Lichtenhagen im August 1992, als ein Mob tagelang ein Heim für ehemalige Vertragsarbeiterinnen und -arbeiter aus Vietnam belagerte und schließlich anzündete, ist Symbol und Kulminationspunkt für die Hegemonie der rechten Gewalt. Der Staat gab klein bei, ließ die Menschen, die dort wohnten, abtransportieren. Woher kam die rohe Gewalt? Wie konnte der Staat so versagen? Hat man daraus gelernt? Oder sind die "Baseballschlägerjahre" vielleicht noch gar nicht wirklich vorbei?

Wie sehr sich diese Erfahrung in die Seelen der Menschen eingebrannt hat, zeigen eine Reihe literarischer Neuerscheinungen. Autorinnen und Autoren wie Hendrik Bolz, Manja Präkels, Lukas Rietzschel, Künstler wie Henrike Naumann und interkulturelle Vermittler wie Mai Phuong Kollath kämpfen mit ihren Büchern und ihrer Kunst heute für eine Aufarbeitung dieser dunklen Zeit. Daniel Schulz' Buch "Wir waren wie Brüder" ist das jüngste in einer langen Reihe von Werken, in denen ostdeutsche Autorinnen und Autoren sich ihrem persönlichen Trauma der "Baseballschlägerjahre" stellen. Bei Schulz ist es nicht nur die Angst, Opfer zu werden – sondern auch die Scham, bei den Tätern mitgelaufen zu sein, um ungeschoren davon zu kommen.

Im Westen war die rechte Gewalt nicht minder brutal, beherrschte aber im Gegensatz zum Osten Deutschlands nicht ganze Landstriche. Politik und Polizei ignorierten die bundesweite Vernetzung autonomer rechtsradikaler "Kameradschaften", die weite Teile Ostdeutschlands längst als "National befreite Zonen" ausriefen.

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