Stuttgart. Kann Oliver Blume parallel zwei Dax-Unternehmen leiten? Einige bezweifeln das. Auf der Hauptversammlung gibt es zudem Aktivisten-Proteste.

Aktionärsvertreter haben ihre Kritik an der Doppelrolle von Automanager Oliver Blume bekräftigt. Der 55-Jährige ist Vorstandschef des VW-Konzerns und der Porsche AG – und führt damit als einziger Manager zwei Dax-Unternehmen.

Damit leisteten sich beide Unternehmen eine „Teilzeit-Führungskraft“, sagte Ingo Speich von der Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka Investment bei der Hauptversammlung des Sportwagenbauers in Stuttgart. Er forderte Blume am Mittwoch auf, sich zu entscheiden, wo er dringender gebraucht werde. „Gefährden sie Porsche nicht“, sagte er. „Auch für Sie hat der Tag nur 24 Stunden.“ Ähnliche Kritik äußerten unter anderem Hendrik Schmidt von der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS und Ulrich Hocker von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.

Das sagt Oliver Blume zur Kritik an seiner Doppelrolle

Blume konterte die Kritik der Anleger: Die Doppelrolle sei auf Dauer ausgelegt, sagte er. Er sei davon überzeugt, dass er seine Funktion ausüben könne. Sowohl Porsche als auch den Volkswagen-Konzern könnten davon profitieren, da die Interessen beider gleichgerichtet seien. Für potenzielle Interessenkonflikte seien aber Vorkehrungen getroffen und Regeln aufgestellt worden. Bislang habe es aber keine derartigen Konflikte gegeben.

Oliver Blume sah sich am Mittwoch einiger Kritik ausgesetzt. So ähnlich war diese auch schon auf der VW-Hauptversammlung im Mai durchgeklungen.
Oliver Blume sah sich am Mittwoch einiger Kritik ausgesetzt. So ähnlich war diese auch schon auf der VW-Hauptversammlung im Mai durchgeklungen. © AFP | Thomas Kienzle

Der Sportwagen- und Geländewagenbauer hatte am Mittwoch zu seiner ersten Hauptversammlung nach dem Börsengang im vergangenen September geladen. Bereits bei der VW-Hauptversammlung im Mai war Blume für seine Doppelrolle kritisiert worden.

Aktivisten stören Porsche-Hauptversammlung

Zudem haben Protestaktionen die Hauptversammlung der Porsche AG am Mittwoch gestört. Während der Rede von Vorstandschef Oliver Blume am Mittwoch stand eine Frau auf, die unter anderem „dreckige Dividende“ rief und ein Transparent mit der Aufschrift „Nazi-Erbe enteignen“ hochhielt. Ein Sicherheitsmann trug die Frau kurz darauf aus der Porsche-Arena. Vor der Arena gab es außerdem eine kleine Kundgebung. Mehrere Aktivistinnen und Aktivisten der Letzten Generation blockierten eine Zufahrt zu dem Treffen.

Eine Aktivistin hat sich während der Porsche-Hauptversammlung an einen Porsche geklebt und diesen mit blutähnlicher Farbe beschmiert. Protestaktionen haben die Hauptversammlung der Porsche AG in Stuttgart gestört.
Eine Aktivistin hat sich während der Porsche-Hauptversammlung an einen Porsche geklebt und diesen mit blutähnlicher Farbe beschmiert. Protestaktionen haben die Hauptversammlung der Porsche AG in Stuttgart gestört. © dpa | Amsel44

Nach Angaben eines Bündnis mehrerer Aktionsgruppen klebte sich auch eine Aktivistin an einen Porsche-Sportwagen, beschmierte diesen mit blutähnlicher Farbe und zeigte ihre nackte Brust. Damit habe man ein Zeichen setzen wollen – gegen eine unzeitgemäße Produktion von Luxus-Fahrzeugen sowie globale Ausbeutung und Zerstörung, die der Konzern im Namen der Dividende weiter vorantreibe. Zudem kritisierten die Aktivisten die fehlende öffentliche Auseinandersetzung mit der Rolle von Firmengründer Ferdinand Porsche im Nationalsozialismus.

Ein Porsche-Sprecher verwies angesichts der Vorwürfe auf die Rede von Vorstandschef Blume. Dieser sagte: „Für uns ist völlig klar: Unseren Nachfahren eine lebenswerte Welt zu hinterlassen, ist die wohl größte Herausforderung unserer Generation. Daran arbeiten wir mit voller Kraft.“ Die Debatte sei wichtig und richtig - sofern alle Beteiligten bereit seien, die Regeln der demokratischen Kultur zu achten.

Die Geschichte des Konstruktionsbüros von Ferdinand Porsche ist auch nach Angaben des Unternehmens eng mit dem Nazi-Regime verbunden. Im Zweiten Weltkrieg entstanden bei Porsche Militärfahrzeuge. In dieser Zeit wurden auch Zwangsarbeiter eingesetzt.