Berlin. Erste Händler bieten Rabatte von bis zu 20 Prozent für E-Bikes oder Fahrräder. Kommt der große Ausverkauf? Experten äußern sich klar.

Wer derzeit ein Fahrrad sucht, kann bei einigen Händlern echte Schnäppchen ergattern. Manch ein Filialist bietet einzelne Rennräder, E-Bikes, Mountainbikes, Lastenräder, City- oder Trekkingräder aktuell mit Abschlägen von bis zu 20 Prozent an. Dennoch erwartet die Branche keinen flächendeckenden Preisverfall bei Fahrrädern.

Die Angebote großer Händler könnten an deren hohen Warenbeständen liegen und dem späten Saisonstart nach einem kalten April, sagte Hans-Peter Obermark vom Verband des Deutschen Zweiradhandels (VDZ) auf Nachfrage dieser Redaktion. Für den Fachhandel sei eine Rabattschlacht aber auszuschließen, so der Branchenkenner. Dort werde auf Service gesetzt.

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Etwa 76 Prozent der Fahrräder in Deutschland wurden 2022 im Fachhandel verkauft, übers Internet etwa 21 Prozent. „Es ist ähnlich wie beim Auto. Das Kundenvertrauen ist groß, wo Verkauf und Werkstatt nahe beieinander liegen“, erläutert Obermark. Außerdem gehe der Trend zu höherwertigen Rädern: „Wenn man so viel Geld ausgibt, dann will man sich auch vor Ort ein Bild machen.“

Fahrräder: Lieferengpässe sind Vergangenheit

Der Fahrradhandel hat während der Corona-Pandemie einen enormen Aufschwung und neue Rekordabsätze erzielt. Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens haben viele Menschen dazu veranlasst, sich ein neues Fahrrad anzuschaffen. Die gesteigerte Nachfrage hat die Branche zwischenzeitlich vor große Probleme gestellt: Teile konnten nicht ausreichend produziert werden, Kunden mussten lange auf ihre Bestellungen warten. Doch die Probleme scheinen gelöst zu sein.

Immer mehr Menschen fahren Rad.
Immer mehr Menschen fahren Rad. © dpa | Hendrik Schmidt

„Die Lieferengpässe sind pauschal gesagt Vergangenheit“, berichtet Obermark vom Handelsverband VDZ. Viele Kunden hätten zwar lange auf ihre Bestellungen warten müssen. „Inzwischen wurde aber alles ausgeliefert.“ Im Gegensatz zu vielen anderen Branchen sei der Fahrradhandel nicht nur gut durch die Pandemie gekommen, sondern habe dadurch noch einen zusätzlichen Aufschwung bekommen. „Der Fahrradhandel war auch vor der Pandemie schon auf der Sonnenseite“, sagte Obermark. Über Jahre hinweg verzeichnete die Branche Umsatzsteigerungen.

Immer mehr Fahrräder in Deutschland unterwegs

Diese Entwicklung bestätigt auch der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV). Mittlerweile seien 82,8 Millionen Fahrräder und e-Bikes auf deutschen Straßen unterwegs, 6,9 Millionen mehr als im Jahr 2019. Droht dem Markt eine Übersättigung? Obermark zeigt sich optimistisch: Beim Fahrradfahren handele es sich nicht um eine Modeerscheinung, sondern um ein Umdenken in Teilen der Bevölkerung.

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Viele Menschen entscheiden sich aus gesundheitlichen Gründen fürs Rad, sie wollen umweltbewusster unterwegs sein, zudem habe sich die Zahl der Radwege erhöht. Und: Es gäbe immer mehr Radfahrer, die öfter und längere Strecken fahren, so Obermark: Mit den zunehmenden Fahrradkilometern werde sich wohl auch der Bedarf an Verschleißteilen und Reparatur-Dienstleistungen erhöhen.

Zudem steigen viele Radfahrer auf ein E-Bike um, was dem Handel zugutekomme. Die Durchschnittspreise von e-Bikes liegen laut Obermark bei ungefähr 3750 Euro, „normale“ Räder kosten im Schnitt 714 Euro. Obermark erwartet, dass die E-Bike-Verkäufe anteilig zunehmen werden. „Wir liegen noch knapp unter 50 Prozent.“ Doch der Anteil dürfte steigen: „Da ist der Entwicklung kein Ende gesetzt.“