Peking. Deutsche Autobauer haben es in der Volksrepublik zunehmend schwerer. In Peking traf sich der VW-China-Chef nun mit Außenministerin Baerbock.

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat am Wochenende im Rahmen ihrer China-Reise auch das Entwicklungs- und Innovationszentrum des VW-Konzerns in Peking besucht. Sie informierte sich dort laut Volkswagen über die Marktentwicklung im Bereich der E-Mobilität. „Wir haben gezeigt, wie der Konzern den Wandel zur voll vernetzten Elektromobilität auf dem größten Automobilmarkt der Welt vorantreibt“, erklärte Ralf Brandstätter, Konzernvorstandsmitglied für die Region China.

Deutsche Autohersteller und Volkswagen haben es in China zunehmend schwerer. Wie Autoexperte Stefan Bratzel in einer Analyse schreibt, haben sie 2022 erheblich Marktanteile verloren, während etwa der chinesische Autobauer BYD um fast 150 Prozent zulegte. BYD ist nach VW nun der zweitgrößte Autohersteller in China und im Elektro-Segment sogar Marktführer. Insgesamt verkauften VW, Mercedes-Benz und BMW 4,4 Millionen Autos, was einem Marktanteil von 19,1 Prozent entspricht.

Abhängigkeit steigt

China ist der größte Markt für Auto-Verkäufe, auch im Elektro-Bereich. Die deutschen Autobauer wurden in den vergangenen Jahren immer abhängiger vom Geschäft in der Volksrepublik. Machte China bei VW vor zehn Jahren etwa noch 31 Prozent des Gesamtabsatzes aus, sind es inzwischen 40 Prozent. Mercedes-Benz verkauft 36,8 Prozent all seiner Autos in China (2012: 18 Prozent), BMW 33 Prozent (2012: 14 Prozent).

„Die Marktbedeutung von China für die deutschen Automobilhersteller erreicht derzeit ein Rekordhoch“, erklärt Bratzel. Wegen der zunehmenden geopolitischen Spannungen und der hohen Wettbewerbsintensität von chinesischen Unternehmen würde zugleich aber auch das Verwundbarkeitsrisiko erheblich steigen, sagt der Experte.

VW investiert massiv in China

Das weiß auch Volkswagen. VW-China-Chef Brandstätter erklärte am Wochenende auf der Internet-Plattform Linked-In, dass sich die eigene Unternehmensstrategie anpassen müsse. „Eine Abkopplung von China ist keine ernsthafte Option, aber wir müssen als deutsche Industrie auf mehr „De-Risking“ drängen – eine Auffassung, die wir bei Volkswagen mit der Ministerin teilen“, schrieb Brandstätter. Für VW bedeute das, selbstständig steuerbare Wertschöpfungsketten in den einzelnen Weltregionen zu stärken und einen ausgewogeneren globalen Absatz zu erreichen. „Dazu investieren wir auch in anderen Regionen der Welt kräftig, zum Beispiel in Nordamerika“, so Brandstätter.

Aber auch in China investiert VW weiterhin massiv – bis 2030 sollen den Käufern dort mehr als 30 vollelektrische Modelle zur Verfügung stehen. Vielleicht rutscht VW dann in die Top Ten der meistverkauften E-Autos in China auf. Dort befindet sich derzeit kein einziges deutsches Modell. Lediglich Tesla schafft es als einziger ausländischer Hersteller in die Rangliste, die ansonsten vor allem vom chinesischen Autobauer BYD aus Shenzhen dominiert wird.

Mehr wichtige Nachrichten zu Volkswagen lesen:

Wöchentlich erfahren, was rund um den Volkswagen-Konzern passiert: Hier kostenlos für den wöchentlichen VW-Newsletter anmelden!