Berlin. Künstliche Intelligenz wird im Alltag immer hilfreicher: Zum Beispiel bei kryptischen Bedienungsanleitungen oder dem Online-Shopping.

Eine Million Nutzer nach nur fünf Tagen, 100 Millionen nach zwei Monaten – ChatGPT ist derzeit die am schnellsten wachsende Anwendung für Verbraucher. Der Dienst generiert mittels Künstlicher Intelligenz (KI) Antworten auf Fragen oder Befehle von Nutzern. Noch kommt das Unternehmen OpenAI kaum hinterher damit, mehr Rechnerkapazitäten für die steigende Nachfrage bereitzustellen. Dann sind die Server überlastet, Kunden und Kundinnen müssen warten: Wer den Chatbot nutzen will, muss es später wieder probieren.

Doch bereits vor der aktuell großen Popularität von ChatGPT kamen viele KI-Anwendungen auf den Markt – und das Angebot wird täglich größer. Die Einsatzbereiche sind vielfältig – Software, virtuelle Assistenten, Bildanalysesoftware, Suchmaschinen, Sprach- und Gesichtserkennungssystem zählen zu den klassischen Arten von Künstlicher Intelligenz.

Unter Künstlicher Intelligenz versteht man ein Teilgebiet der Informatik. Dabei soll Software menschliche Fähigkeiten, wie Lernen und Erkennen imitieren. Manche Anbieter richten sich an spezielle Zielgruppen wie Wissenschaftler. Viele haben jedoch auch die breite Masse an Nutzern im Blick – und sollen Hilfe oder einen gesteigerten Komfort für Arbeit oder Alltag bieten.

ChatGPT und Co.: Dort steckt Künstliche Intelligenz drin

Die wohl bekanntesten intelligenten Assistenten wie Siri, Alexa oder Google Assistant nutzen KI-Technologien, um Benutzerfragen zu beantworten, Aufgaben zu erledigen oder zum Beispiel Geräte im Haushalt zu steuern. Auch Lautsprecher wie Amazon Echo verwenden KI, um gewünschte Musikstücke abzuspielen. Chatbots auf Unternehmensportalen beantworten Kundenantworten automatisch. In Navigationsgeräten wie Google Maps analysiert KI-Verkehrsinformationen, um schnelle Routen vorzuschlagen.

Viele Nutzer bedienen ChatGPT auf dem Tablet.
Viele Nutzer bedienen ChatGPT auf dem Tablet. © dpa | Philipp Brandstädter

Große Fortschritte gibt es aktuell im maschinellen Lernen, einer Teildisziplin der KI. Hier wird ein Algorithmus durch Wiederholung und große Datenmengen auf eine bestimmte Aufgabe trainiert – zum Beispiel, um zu prognostizieren, wie ein vorgegebener Satzanfang endet oder welches Wort wahrscheinlich auf ein anderes folgt. Auch ChatGPT ist ein Produkt dieser Disziplin.

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Doch eine weitere Neuerung, die für viele Nutzer interessant sein dürfte, zeigt sich aktuell bei den Suchmaschinen. Bislang müssen sich Nutzer hier überlegen, mit welcher Kombination aus Wörtern und weiteren Suchparametern wie Zeichen sie es am ehesten schaffen, der Suchmaschine das gewünschte Ergebnis zu entlocken.

ChatGPT: Andere Suchmaschinen nennen auch Quellen

KI-gestützte Suchmaschinen wie Neeva oder You.com funktionieren deutlich intuitiver: Die Nutzer müssen sich keinen Suchbefehl überlegen, der möglichst zu dem gewünschten Ergebnis führt. Stattdessen können sie eine Frage formulieren. Die Suchmaschine zeigt dann eine Antwort an – und zwar bei den beiden genannten Anwendungen auch inklusive Quellen. Damit lässt sich die Korrektheit der gegebenen Antworten direkt überprüfen. Das ist ein großer Vorteil gegenüber einer Anwendung wie ChatGPT, die Antworten ohne Quellen anzeigt und dabei inhaltlich auch Falschinformationen verbreitet.

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Der deutsche Übersetzungsdienst DeepL erlangte Bekanntheit dadurch, dass seine Übersetzungen von und in andere Sprachen häufig besser sind als die vom Platzhirsch Google Translate. Nun hat das Unternehmen eine weitere vielversprechende Anwendung gestartet: DeepL Write verbessert die Formulierung von Texten – und macht sie deutlich verständlicher. Bislang sind englisch und deutsch dabei. Hilfreich kann das etwa bei kryptischen Behördenschreiben oder komplizierten Bedienungsanleitungen sein.

Der deutsche Übersetzungsdienst DeepL kann Behördentexte „übersetzen“.
Der deutsche Übersetzungsdienst DeepL kann Behördentexte „übersetzen“. © IMAGO/Rüdiger Wölk | IMAGO/Rüdiger Wölk

Wie bei allen Webdiensten gilt natürlich auch hier, dass persönliche Daten aus Dokumenten bei der Eingabe am besten weggelassen werden sollten. Bei englischsprachigen Texten kann auch der Dienst Explainpaper weiterhelfen. Nutzer können hier Textabschnitte eingeben und sich von der KI erklären lassen, die etwa bei Fachbegriffen weiterhilft.

ChatGPT & Co: Wie Google App Lens die Kamera intelligent nutzt

Auch wenn Google bei seiner klassischen Suchmaschine erst punktuell auf KI setzt – bei Googles App Lens sieht es anders aus. Nutzer können hier ihre Smartphone-Kamera auf einen Straßenabschnitt richten und sehen auf dem Bildschirm etwa die Straßennamen und, entsprechend eingezeichnet, die dort befindlichen Läden oder Restaurants. Augmented Reality heißt das Prinzip, bei dem die Realität auf den Bildschirm um zusätzliche Inhalte ergänzt wird.

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Bei Straßen- oder Hinweisschildern können sich Nutzer so eine Übersetzung anzeigen lassen, bei Restaurants die Bewertungen anderer Gäste. Auch das virtuelle Einkaufen soll so einfacher werden: Wer ein bestimmtes Regal gesehen hatte, musste bislang lange Ergebnislisten von Bildern durchscrollen in der Hoffnung, ein ähnliches zu finden. Mit einem Foto und der Suche nach ähnlichen Bildern ist der Weg nun im besten Fall kürzer.

So hilft Künstliche Intelligenz Sehbehinderten

Eine echte Hilfe im Alltag können spezielle KI-Apps für Menschen mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen sein. KI-Anwendungen, die mit großen Sprachmodellen arbeiten, wie es etwa bei ChatGPT der Fall ist, werden immer besser darin, Bilder automatisch zu verschlagworten.

Für Menschen mit Sehbehinderung wird es damit einfacher, sich im Internet zurechtzufinden. Eine konkrete Hilfe für Menschen mit Sehbehinderung ist etwa die App „Seeing AI“ von Microsoft. Die Software liest unter anderem gedruckte Texte vor, identifiziert Geldscheine und Münzen, benennt Farben und beschreibt Menschen in der Umgebung, einschließlich ihrer Gesichtsausdrücke.