Wolfenbüttel. Das Wolfenbütteler Unternehmen konnte seinen Absatz 2022 deutlich steigern – obwohl das Geschäft in China und Russland einbrach.

Die Jägermeister Mast SE aus Wolfenbüttel verzeichnet für das vergangene Geschäftsjahr einen neuen Absatzrekord: Weltweit verkaufte der Kräuterlikör-Hersteller 120,7 Millionen Flaschen in 0,7-Liter-Größe. Das waren 8,1 Prozent mehr als noch 2021, als das Unternehmen mit 111 Millionen verkauften Flaschen bereits den bis dahin größten Absatzerfolg gefeiert hatte – trotz Corona-Pandemie. Wie die Wolfenbütteler am Donnerstag mitteilten, profitierten sie nach der Corona-Pandemie von Nachholeffekten im vergangenen Jahr. Außerdem konnten andere Märkte den Einbruch des Geschäfts in China und Russland mehr als ausgleichen, obwohl beide Länder zu den Top-5-Absatzmärkten des Unternehmens zählten.

„2022 war eines der turbulentesten Jahre, die wir je hatten“, sagte Jägermeister-Vorstandschef Michael Volke im Gespräch mit unserer Zeitung am Donnerstag. In China setzte Jägermeister 2019 rund 10 Millionen Flaschen ab. Infolge der strengen Null-Covid-Strategie dort musste das Unternehmen vergangenes Jahr allerdings massiv sinkende Verkaufzahlen auf rund ein Drittel hinnehmen.

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In Russland verkaufte Jägermeister zuletzt rund 5 Millionen Flaschen pro Jahr, stellte dort sein Geschäft im Frühjahr aber wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine komplett ein. Der Rückzug aus dem Riesen-Absatzmarkt war laut Volke ein „richtiges Thema“ für Jägermeister.

Weltweit wird die Spirituose weiterhin in mehr als 150 Ländern vertrieben. In 23 davon setzt das Unternehmen jeweils mehr als eine Million Flaschen ab, berichtete der Vorstandschef. „Wir sehen weiter großes Potenzial in nahezu allen weltweiten Regionen“, erklärte Volke weiter.

Südafrika ist drittgrößter Markt

Im vergangenen Jahr legte nach Unternehmensangaben vor allem der Absatz in West- und Osteuropa, in Nord- und Lateinamerika sowie in der Region Mittler Osten/Afrika mit zweistelligen Zuwächsen zu. Die Märkte Deutschland und Großbritannien verzeichneten demnach ebenfalls positive Absätze.

Hervor hebt das Unternehmen Südafrika: Das Land habe sich innerhalb kürzester Zeit mit rund zehn Millionen verkauften Flaschen zum drittgrößten Markt für Jägermeister entwickelt. Die Marke habe sich dort durch jahrelanges Marketing und Konsumentenansprache erfolgreich etabliert. Auf Platz eins der absatzstärksten Länder liegen die USA, auf Platz zwei der Heimatmarkt Deutschland.

Duty-Free-Geschäft zieht an

Sehr gut entwickelt hat sich den Wolfenbüttelern zufolge auch das Reise- und Duty-Free-Geschäft an Flughäfen, bei dem der Hersteller zweistellige Absatzsteigerungen erzielte. Hier spielte dem Unternehmen das Ende der Corona-Pandemie ebenfalls in die Karten.

Michael Volke, Vorstandsvorsitzender der Mast Jägermeister SE.
Michael Volke, Vorstandsvorsitzender der Mast Jägermeister SE. © Jägermeister

Angaben zu Umsatz und Gewinn macht Jägermeister offiziell nicht. In einem Gespräch mit unserer Zeitung sprach Jägermeister-Chef Volke allerdings von einem Gruppenumsatz in Höhe von 880 Millionen Euro im vergangenen Jahr. 2021 erlöste Jägermeister laut Bundesanzeiger knapp 700 Millionen Euro, der Jahresüberschuss lag 2021 demnach bei 126,2 Millionen Euro.

Für 2023 nur Verhalten optimistisch

Für das laufende Geschäftsjahr ist der Ausblick des Spirituosenherstellers allerdings nur verhalten optimistisch. „Das Konsumklima befindet sich aktuell vor dem Hintergrund der politischen Unsicherheiten sowie hoher Inflation verbunden mit steigenden Energiekosten weltweit auf einem niedrigen Niveau“, erklärte Volke. Das Unternehmen plant laut Mitteilung deswegen „konservativ und mit einem lediglich moderaten Wachstum für seine Kernmarke Jägermeister“. Auch in China erwartet der Hersteller trotz Öffnung keine schnelle Erholung.

Flasche 6 Prozent teurer

Wie der gesamten Wirtschaft machen Jägermeister zudem Inflation und Materialengpässe zu schaffen, letztere hätten sich inzwischen aber entspannt. Im Vergleich zu 2019 erlebe das Unternehmen aber Kostensteigerungen von 50 Prozent bei Alkohol, Glas, Verpackungsmaterial und Zucker. Bei der Energieversorgung dürfte Jägermeister relativ autark sein, weil es an seinen Standorten bereits seit 2010 Photovoltaik nutzt. Der Hersteller hat 2022 seine Preise pro Flasche eigenen Angaben zufolge dennoch um 6 Prozent „moderat“ erhöht – die Kostensteigerungen damit aber nicht komplett weitergegeben.

Tequila-Kooperation mit Dwayne Johnson

Für die Tequila-Marke Teremana rechnet Jägermeister mit einer anhaltend starken Nachfrage und Marktanteilsgewinnen in Nordamerika. Die von dem Schauspieler Dwayne „the Rock“ Johnson 2020 gegründete Tequila-Marke verkaufte sich in den US, Kanada und Mexiko vergangenes Jahr 11,7 Millionen mal, was einem Absatzplus von 43 Prozent entspricht. Jägermeister vertreibt zudem seit 2018 einen Gin namens „Gin Sul“ einer Hamburger Manufaktur. „Sie wird vertrieblich weiter gestärkt und überregional aufgebaut“, hieß es von dem Unternehmen.

Investitionen in Wolfenbüttel

Jägermeister ist eigenen Angaben zufolge der verkaufsstärkste Kräuterlikör der Welt. Er wurde von dem Wolfenbütteler Curt Mast 1935 auf den Markt gebracht. Das Unternehmen hat seinen Sitz nach wie vor in Wolfenbüttel und will dort dieses Jahr in zweistelliger Millionenhöhe investieren und seine Likör-Herstellung ausbauen. Abgefüllt wird die Spirituose in einem Werk in Wolfenbüttel-Linden sowie in einem Werk in Kamenz in Sachsen. Dort wird derzeit ein Fass-Lager aufgebaut. Jägermeister beschäftigt weltweit rund 1000 Mitarbeitende, davon rund 500 in Wolfenbüttel – Tendenz laut Unternehmen leicht steigend.