Salzgitter. Der Stahlhersteller Salzgitter AG konnte seinen Gewinn auf rund 970 Millionen Euro im zweiten Quartal steigern.

Erst im Juni hatte der Aufsichtsrat der Salzgitter AG eine Investition von mehr als 700 Millionen Euro in neue Anlagen für die CO2-arme Stahlproduktion beschlossen. Mit der Vorlage der Halbjahresbilanz wird immer deutlicher, dass der Stahlhersteller für die Umstellung auf „grünen“ Stahl gerade das Geld verdient. Dabei profitiert Deutschlands zweitgrößter Stahlproduzent von hohen Stahlpreisen am Markt, die durch eine kriegsbedingte Verknappung getrieben sind.

Unterm Strich verdiente Salzgitter von Januar bis Juni 781 Millionen Euro, vor Steuern blieben 970 Millionen Euro – eine Verdreifachung des Gewinns gegenüber dem ersten Halbjahr 2021. Der Umsatz des Konzerns legte um 50 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro zu. Alle Geschäftsbereiche – die Erzeugung, die Verarbeitung, der Handel, die Technologie und industrielle Beteiligungen – verbuchten dabei ein dickes Plus. Vor allem der Handel: Dieser Geschäftsbereich steigerte seinen Umsatz um eine Milliarde auf 2,5 Milliarden Euro.

Trotzdem halten die Stahlkocher in Salzgitter an ihrer Jahresprognose von 1 bis 1,2 Milliarden Euro Vorsteuergewinn fest. „Wir verkennen nicht die Risiken infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine“, sagte Finanzvorstand Burkhard Becker einer Mitteilung zufolge. Solche Risiken seien etwa gestörte Lieferketten sowie instabile Rohstoff- und Energiemärkte.

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Konzernchef Gunnar Groebler erklärte, dass der Stahlhersteller schon im dritten Quartal dieses Jahres erste Bestellungen bei den Anlagenbauern für die „grüne“ Stahlproduktion platzieren wolle. Wenn die Salzgitter AG künftig Stahl mithilfe von Wasserstoff herstellt, wird sie mit Kokskohle betriebene Hochöfen herunterfahren und stattdessen Direktreduktionsanlagen in Betrieb nehmen. „Schon Ende 2025 wollen wir die ersten über die ,Salcos’-Route produzierten Mengen an unsere Kunden ausliefern“, erklärte Groebler.

„Bis 2033 soll die komplette Umstellung des integrierten Hüttenwerkes in Salzgitter auf eine CO2-arme Rohstahlproduktion erfolgen.“ Damit wäre Salzgitter in der Lage, nach und nach bis zu 95 Prozent der bisherigen jährlich verursachten CO2-Emissionen von etwa acht Millionen Tonnen – rund ein Prozent der deutschen CO2-Emissionen – einzusparen.

Der Stahlboom der vergangenen Monate hilft Salzgitter nach Einschätzung von Analysten dabei, die Transformation des Unternehmens zu stemmen und die erste „Salcos“-Ausbaustufe zu finanzieren. Die Umstellung auf „grünen“ Stahl kostet die AG im ersten Schritt etwa 1,7 Milliarden Euro. Auf eine Förderzusage der EU in Höhe von einer Milliarde Euro wartet der Konzern noch.