Braunschweig. Wissenschaftler Andreas von Tiedemann hat die Debatte um Klimakrise und Öko-Landwirtschaft beim Braunschweiger Bauerntag als realitätsfern bezeichnet.

Weniger Düngemittel und keine Chemie mehr auf den Feldern – das fordern Umweltaktivisten genauso wie die „Fridays for Future“-Bewegung. Andreas von Tiedemann, Professor für Nutzpflanzenwissenschaften an der Georg-August-Universität in Göttingen, hält das für utopisch. Um mit rein ökologischer Landwirtschaft die gleichen Erträge zu erzielen, wie mit Hilfe von Pflanzenschutzmitteln, bedürfe es der doppelten Anbaufläche. „Dann bräuchten wir einen Planeten B. Und wie ,Fridays for Future‘ auf seinen Plakaten bereits richtigerweise festgestellt hat: Den haben wir nicht“, sagte der Wissenschaftler am Donnerstag beim Bauerntag im Braunschweiger Eintracht-Stadion.

Insbesondere bei der Bekämpfung von Schädlingen, die sich in unseren Breitengraden gerade erst ansiedeln oder die sich über die Luft verbreiten – so wie etwa Mehltau oder Rostpilze –, sei der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln unverzichtbar. Resistenzzüchtung alleine werde laut dem Experten keinen Erfolg bringen. Darüber hinaus hätten Studien gezeigt, dass die Zahl der Lebensmittel, bei denen die zugelassene Höchstmenge an Pflanzenschutzmittelrückständen überschritten wird, in Deutschland bei etwa einem Prozent liegt – und damit noch niedriger als die lebenslang akzeptable Tagesdosis. Das Trinkwasser sei laut Bundesumweltamt dagegen gar nicht durch den Ackerbau belastet.