Berlin. Ein Smartphone nur durch Gedanken bedienen: Durch einen Chip im Gehirn soll das möglich werden. Neuralink testet das nun am Menschen.

Das Medizintechnik-Unternehmen Neuralink von Technologie-Milliardär und Tesla-Chef Elon Musk hat zum ersten Mal seit seiner Gründung einem Patienten ein Gehirn-Implantat eingesetzt. „Der erste Mensch hat gestern ein Implantat von Neuralink erhalten und erholt sich gut“, schrieb Musk am Montag im Kurzbotschaftendienst X, früher Twitter, den Musk im Herbst 2022 gekauft hatte. Die ersten Ergebnisse zur neuronalen Aktivität beim Patienten seien „vielversprechend“. Weitere Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt.

Gehirn-Chip eingepflanzt: Das soll mit dem Implantat möglich sein

Mit dem Neurolink-Implantat – etwa so groß wie fünf aufeinander gestapelte Münzen – im Hirn soll es Menschen möglich sein, allein durch Gedanken beispielsweise ein Smartphone zu bedienen, grundsätzlich aber auch andere mit dem Internet und Künstlicher Intelligenz (KI) verbundene Geräte.

Hintergrund: Setzen Menschen zu Bewegungen an, wird dadurch ein bestimmtes Areal im Gehirn aktiv. Elektroden im eingesetzten Chip können diese Signale auffangen. Auf dieser Grundlage soll es ausreichen, dass sich Patienten eine Bewegung ausschließlich vorstellen müssen, um dadurch etwa Eingaben auf einem Handy zu tätigen oder einen Cursor am Computerbildschirm zu verschieben. „Es erlaubt nur durch das Denken die Kontrolle über Handy oder Computer, und darüber über fast jedes Gerät“, schrieb Musk am Montag auf X. „Die ersten Nutzer werden jene sein, die ihre Gliedmaßen nicht mehr bewegen können.“

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Musk-Firma Neuralink im Wettlauf um Implantat-Erfolg

Musks 2016 gegründetes Medizin-Startup Neuralink ist dabei keineswegs das einzige Unternehmen auf dem Spielfeld fortschrittlicher Gehirn-Implantate. Auch andere Technologiefirmen und Wissenschaftler forschen seit Jahren an Hirn-Computer-Schnittstellen dieser Art, um künftig menschliche Fähigkeiten erweitern, aber auch neurologische Erkrankungen wie Parkinson oder Amyotropher Lateralsklerose (ALS) bekämpfen zu können.

Einige Menschen haben auch bereits verschiedene Implantate eingesetzt bekommen. So will Neuralinks Konkurrent Precision Neuroscience sein eigenes Implantat mit ebenfalls 1024 Elektroden auf einem Film über einen sehr feinen Schnitt im Schädel minimalinvasiv am Gehirn anbringen. Im Juli 2022 hatte der in Australien ansässige Konkurrent Synchron mitgeteilt, als erstes Unternehmen einem US-Patienten einen entsprechenden Chip am Gehirn angebracht zu haben. Synchron verfolgte dabei den Ansatz, seinen Chip mit 16 Elektroden über Blutgefäße in die Nähe der richtigen Gehirnbereiche zu bringen.

Handy mit Gedanken steuern – so lange dauert das Erlernen

So klein ist das Gehirn-Implantat von Neuralink.
So klein ist das Gehirn-Implantat von Neuralink. © AFP | AFP

Musks Firma Neuralink hatte im Mai vergangenen Jahres die Zulassung von US-Behörden erhalten, ihren flachen, runden Chip in einer klinischen Studie Menschen zu implantieren. Zuvor war das Implantat bereits an Affen getestet worden. Der Neuralink-Chip verfügt über 1024 Elektroden, die ein Roboter mithilfe einer extrem kleinen Nadel mit dem Gehirn des Patienten verbindet. Für seine klinische Studie hatte Neuralink gezielt Patienten einer Querschnittlähmung gesucht, bei der Beine und Arme betroffen sind – Tetraplegie genannt.

Um schnelle Erfolge geht es Neuralink dabei in erster Linie nicht: Die klinische Studie ist auf sechs Jahre ausgelegt. Auch der jetzige Eingriff beim Testpatienten dürfte Geduld erfordern: Selbst bei einer erfolgreich verlaufenden Operation kann es laut Experten Monate dauern, bis Patienten lernen, technische Geräte wie Smartphones oder Computer mit Gedanken ihren zu steuern.