Berlin. Wir brauchen eine Debatte über die Pflicht zur Kennzeichnung manipulierter Fotos. Die Wucht falscher Schönheit gefährdet die Jugend.

Schönheitsideale sind verdammt alt. Sie haben nichts mit der Moderne zu tun, mit der Digitalisierung etwa oder den sogenannten sozialen Medien. Sie sind menschlich in Gesellschaften, die zum Vergleich neigen. Nach Schönheit zu streben ist also normal, zumal mit ihr oft Glück und Erfolg verbunden werden. Das gilt für Frauen wie für Männer.

Und doch hat sich in den vergangenen Jahren etwas verändert. Erstens die Häufigkeit des Kontakts. Heute begegnen die vermeintlichen Schönheitsideale vielen Menschen auf Schitt und Tritt. Es reicht ein Griff zum Smartphone und schon springen sie uns entgegen. Dann wirken sie nach.

Instagram, Facebook und Co.: Beispiele für Kennzeichnung im Ausland

Was sich ebenfalls dramatisch verändert hat, sind die Möglichkeiten, Schönheit zu gestalten. Ob mit Bildbearbeitung oder Fotofilter: ein Klick und meine Nase sieht in der digitalen Welt etwas kleiner aus und meine Haut ist straffer. Mit Künstlicher Intelligenz gibt es kaum noch Granzen.

Die Digitalisierung befeuert die Bereitschaft vieler Menschen, sich im realen Leben im Gesicht oder wo auch immer operieren zu lassen. Die Realität soll dem Bild entsprechen, das sie von sich entwerfen. Hier gibt es einen klaren Zusammenhang.

Gefährlich ist die Entwicklung, wenn junge Menschen bereit sind, für eine vermeintliche Schönheit ihre Gesundheit oder gar ihr Leben zu risieren. Dass wir dieses Stadium tatsächlich erreicht haben, zeigt eine Forderung von Psychologen und ästhetisch-plastischen Chirurginnen, dem Trend Einhalt zu gebieten. Viele von ihnen plädieren für eine Kennzeichnungspflicht für digital veränderte Fotos in sozialen Medien und in der Werbung. So wie es sie in Norwegen gibt, in Frankreich oder Österreich. Es ist an der Zeit, diese Forderung ernst zu nehmen.