Berlin. Zecken befallen nicht nur Menschen, sondern auch Tiere. Die übertragenden Krankheiten können dabei zur Gefahr für alle werden.

Sie sind einer der Nachteile, die der Sommer mit sich bringt: Zecken verstecken sich während der warmen Jahreszeit überall im Grünen und können ernsthafte Krankheiten übertragen. Und das gilt nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere. Aus diesem Grund sollten Haustiere gründlich auf die lästigen Biester abgesucht werden. Lesen Sie hier, was es im Umgang mit Zeckenstichen bei Tieren zu beachten gibt.

"Tiere werden deutlich häufiger von Zecken gestochen als Menschen", erklärt Julia Grommisch, Pressesprecherin des Pharmaunternehmens Pfizer Pharma, auf Anfrage dieser Redaktion. Grund dafür sei zum einen eine höhere Körpertemperatur bei Tieren, die sie für Zecken attraktiv macht. Und zum anderen würden sich Tiere, so Grommisch, vermehrt in der Natur aufhalten und durch Büsche und Wiesen streifen. Dort ist die Gefahr, von einer Zecke gebissen zu werden, besonders hoch. Wildtiere seien daher genauso betroffen wie Haustiere.

Übrigens ist der wissenschaftliche Begriff für den Angriff des Blutsaugers "Zeckenstich", da die Tiere mit einem sogenannten Stechrüssel Blut saugen. Geläufiger im Sprachgebrauch ist allerdings der Begriff "Zeckenbiss".

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Eine neue Studie zeigt: Katzen könnten von Zecken stärker befallen sein als Hunde

Welche Tierart besonders gefährdet sei, um von einer Zecke gestochen zu werden, ließe sich laut Grommisch aber nicht pauschalisieren. "Haustiere, die sich häufig draußen im Grünen aufhalten (z. B. Freigängerkatzen oder Hunde) haben in der Regel ein erhöhtes Risiko für Zeckenstiche."

Es gebe außerdem eine neue Studie von drei Biologinnen des Institut für Parasitologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover, aus der hervorgeht, dass Katzen stärker befallen seien als Hunde, wie Laura Snyders unserer Redaktion erklärt. Sie arbeitet für das Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim, das unter dem Markennamen "Frontline" Insektenschutzprodukte für Tiere vertreibt. Auch sie sagt, dass es "pauschal schwer zu beantworten" sei, welche Tiere besonders gefährdet sind. Es gebe zum Beispiel auch eine ältere Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien laut der Hunde am häufigsten befallen werden.

In jedem Fall sei es, so Snyders, gerade bei Tieren sehr wichtig, regelmäßig ein Zeckenschutzmittel zu verwenden, da Tiere sich, anders als Menschen, nicht durch lange oder helle Kleidung schützen könnten. Mit den Zeckenschutzmitteln könne man Zecken daher vorbeugen oder sie zumindest schnell unschädlich machen. "Die meisten Präparate wirken außerdem nicht nur gegen Zecken, sondern gleichzeitig noch gegen diverse Parasitenarten wie Flöhe, Milben oder fliegende Insekten", so die Expertin.

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Anti-Zeckenmittel sollten bei Tieren am besten im Nacken aufgetragen werden

Vor Hausmitteln wie ätherischen Ölen, Bernsteinhalsbänder, Kokosöl oder Knoblauch, warnt Snyders jedoch: "So enthält Knoblauch für Hunde und Katzen giftige Substanzen, die zu Blutarmut oder Erbrechen führen können. Bisher konnte zudem keine Wirkung gegen Zecken und Flöhe wissenschaftlich nachgewiesen werden. Weiter warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung bei der Verwendung von Teebaumöl bei zu hoher Dosierung oder zu häufiger Anwendung bei Katzen vor schweren Vergiftungen".

Auch Grommisch rät von diesen Hausmitteln ab. Sie empfiehlt stattdessen sogenannte Spot-on-Präparate. Damit die Vierbeiner dieses Anti-Zecken-Mittel nicht abschlecken können, biete sich als beste Stelle zum Auftragen der Nacken des Tieres an, wie Prof. Dr. Jochen Süss, Biologe und wissenschaftlicher Leiter des Kongresses "Zecken und zeckenübertragene Erkrankungen" erklärt. "Bei kleinen Hunden kann es ausreichen, dass Mittel nur im Nacken aufzutragen, bei größeren Hunden kann das Mittel auch über den Rücken verteilt werden", sagt der Biologe. Wie oft man das Präparat auftragen muss, hinge von dem Mittel und "individuellen Faktoren" wie der Größe des Hundes ab, so Süss. "Gegebenenfalls kann es ausreichen, das Auftragen etwa alle vier Wochen zu wiederholen. Nähere Informationen hierzu sind der Packungsbeilage des jeweiligen Produkts zu entnehmen."

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Für Hunde und Katzen gibt es eine Impfung gegen Borrelien

Ähnlich verhalte es sich laut des Biologen auch mit Zeckenhalsbändern, die ihren Wirkstoff kontinuierlich abgeben. In der Regel liege deren Wirkdauer zwar bei sechs bis acht Monaten, aber eine pauschale Antwort gebe es darauf nicht. "Wichtig zu wissen ist jedoch, dass die Inhaltsstoffe nur dann ihre Wirkung entfalten, wenn das Halsband ohne Unterbrechung getragen wird", erklärt Süss. Es sei daher zum Beispiel zwecklos, dem Hund das Halsband nur zum Spazierengehen anzulegen und es danach wieder abzunehmen. Engen Körperkontakt zu Hunden mit Zeckenhalsband sollte man, laut des Biologens, übrigens vermeiden und auch auf Kuscheleinheiten von Kind und Vierbeiner ist zu verzichten.

Neben Präparaten und Halsbändern, die vor Zecken schützen sollen, gibt es – anders als für Menschen– für Hunde und Katzen außerdem eine Schutzimpfung, auf die Snyders und Grommisch verweisen. "Die Impfung hilft gegen die drei wichtigsten Arten von Borrelien und verhindert, dass die Erreger aus den Zecken in den Hund gelangen", sagt Snyders. Somit unterbindet die Impfung auch eine mögliche Übertragung der Borreliose-Krankheit auf den Menschen.

Studie zeigt: Hundehalter haben ein doppelt so hohes FSME-Risiko

Das ist von großem Vorteil, denn bei Borreliose und anderen beim Menschen vorkommenden "Zeckenkrankheiten" wie FSME (sog. Frühsommer-Meningoenzephalitis) oder Anaplasmose handele es sich laut der Expertin um Zoonosen. Das heißt, eine gegenseitige Übertragung der Krankheiten ist im Falle einer Infektion durchaus möglich. "Bringen Hund oder Katze von einem Spaziergang im Freien Zecken mit nach Hause, die dann unbemerkt in der Wohnung abfallen, können diese Zecken auch für den Menschen eine Gefahr werden", so Snyders. Eine Studie aus dem Jahr 2022 habe deswegen auch gezeigt, dass Hundehalter im Vergleich zu Nicht-Hundehaltern ein doppelt so hohes FSME-Risiko besitzen.

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Doch auch bei anderen Tieren kann eine Infektion Auswirkungen auf den Menschen haben, wie Grommisch erklärt: "Werden Kühe und Ziegen von einer mit FSME-Viren infizierten Zecke gestochen, ist das Virus in der Milch nachweisbar und kann beim Genuss nicht pasteurisierter Milch zu schweren Erkrankungen beim Menschen führen". Außerdem könne eine Infektion mit einer Zeckenkrankeit – ähnlich wie beim Menschen – für viele Tiere selbst gravierend sein. "Mitunter sind schwere Krankheitsverläufe möglich, schlimmstenfalls sterben die Tiere daran", so Grommisch.

Die Zecke darf beim Entfernen nicht gequetscht oder gedrückt werden.

Um das zu verhindern, betonen die beiden Expertinnen, wie wichtig es ist, sich selbst und sein Haustier nach einem Aufenthalt im Freien nach Zecken abzusuchen, um sie möglichst schnell zu entfernen. Dazu würden sich, so Grommisch, eine Pinzette, Zeckenzange oder Zeckenkarte eignen. Snyders spricht außerdem von einem Zeckenhaken. "Mit diesem sollte die Zecke gefasst und behutsam aus der Haut gezogen werden". Aber Vorsicht: Wie beim Menschen auch müsse man den Expertinnen zufolge bei Tieren darauf achten, die Zecke nicht zu quetschen oder zu drücken. Dadurch würde laut Snyders ansonsten nämlich "infizierter Speichel in den Blutkreislauf gelangen".

Nach dem Entfernen der Zecke sollte die Einstichstelle dann sofort desinfiziert und während der nächsten Wochen beobachtet werden. Auch auf allgemeine Krankheitssymptome müsse man bei dem Tier laut Grommisch achten und sich "bei Unsicherheit am besten an einen Tierarzt oder eine Tierärztin wenden".

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