Letztes Jahr erkrankten weltweit Kinder an schweren Leberentzündungen. Wissenschaftler haben jetzt die mögliche Ursache entdeckt.

Die Corona-Pandemie neigte sich Anfang April 2022 ihrem Ende entgegen. Ein Großtel der Menschen waren geimpft, die Maßnahmen verschwanden aus dem Alltag. Da sorgten neue Schlagzeilen für Aufsehen: Weltweit treten bei Kindern schwere Fälle von Hepatitis, einer Leberentzündung, auf. Rund 50 junge Patientinnen und Patienten brauchten eine Nierentransplantation, 22 starben. Nun wollen drei unabhängige Studien eine wahrscheinliche Ursache für die Erkrankungen gefunden haben.

Für die Wissenschaftler damals besonders rätselhaft: Bei den mehr als 1.000 erkrankten Kindern konnten keine Hepatitisviren nachgewiesen werden. Laut den drei Studien, die im Fachmagazin "Nature" veröffentlicht wurden, soll ein bisher unbekanntes Virus für den Ausbruch verantwortlich gewesen sein. Andere Faktoren seien außerdem die Lockerungen nach den Corona-Lockdowns gewesen.

Hepatitisausbruch: Ein Virus-Cocktail machte es möglich

Die Forscher aus den USA und Großbritannien sind bei ihrer Spurensuche auf das Adeno-assoziierte Virus 2 (AAV2) gestoßen. In Blut- und Lebergewebeproben betroffener Kinder wurden teils hohe Konzentrationen dieses Erregers gefunden.

Allerdings kann AAV2 alleine keine Krankheiten auslösen. Zusätzlich braucht es andere Viren, damit die Erreger in der Lage sind, sich zu vermehren beziehungsweise andere Zellen zu infizieren. Im aktuellen Fall sollen ein humaner Adenovirus und ein Herpesvirus als "Helferviren" genau das möglich gemacht haben. Der Schweregrad der Leberschäden sei hierdurch erklärbar, stellt eine der Studien fest.

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Nach den Corona-Lockerungen wurden sonst harmlose Viren zur Gefahr

Die Forscher mutmaßen, dass das geschwächte Immunsystem der Kinder nach den vielen Corona-Lockdowns mit dem Viren-Cocktail überfordert war. „Der Zeitpunkt des Ausbruchs könnte damit erklärt werden, dass die Kinder nach den Schließungen plötzlich einer Flut von Viren ausgesetzt waren oder ein schlecht ausgebildetes Immunsystem hatten, was zu einer erhöhten Anfälligkeit für ansonsten harmlose Viren führte,“ meint Frank Tacke von der Berliner Charité in einem begleitenden Kommentar zu den Ergebnissen.

Diese Vermutung äußert auch Charles Chiu, Hauptautor der US-Studie. Die Hepatitis-Fälle seien seit dem Ausbruch stark zurückgegangen. Das beste Mittel, Kinder dagegen zu schützen sei es, die Hände häufig zu waschen und sie bei einer Erkrankung zuhause zu betreuen. (mit dpa)