Wolfsburg. Ein neues Kinder- und Familienzentrum in Wolfsburg ist inklusiv gestaltet.

Die Begegnungen zwischen Neu- und Altbauten sind immer wieder die spannendsten Dialoge in der Architektur. Die Braunschweiger „Dohle und Lohse Architekten“ haben mit ihrem Neubau des Kinder- und Familienzentrums an der Mecklenburger Straße oben auf dem Wolfsburger Laagberg komplett neue Raum- und Nutzungsqualitäten für die direkte Umgebung der denkmalgeschützten Pauluskirche geschaffen.

Die 1960 fertiggestellte evangelische Pauluskirche mit ihrer organischen Gestaltung ist nach der Christuskirche der zweite Kirchenbau des Hamburger Architekten Gerhard Langmaack in Wolfsburg. Ursprünglich gehörte auch ein Pfarr- und Gemeindehaus dazu, das aber baufällig war. Dessen Abriss machte den Weg frei für das Kinder- und Familienzentrum.

Dieser Planung ging nicht nur ein Architektenwettbewerb voran, den „Dohle und Lohse Architekten“ 2014 gewannen, sondern im Vorfeld gab es auch umfangreiche Vorüberlegungen seitens der Nutzer und ein Beteiligungsverfahren, um den Architekten das gewünschte Raumprogramm vorzugeben. Diese frühe Einbeziehung von Nutzern, die als Phase Null bezeichnet wird, hilft nicht nur Architekten, die Synthese aus dem aufgetragenen Wissen in gute, ortsangemessene Gestaltung umzusetzen, sondern fördert das Verständnis von Nutzern und Anwohnern für Qualitäten und Veränderungen im Stadtteil. Wolfsburg ist mit dieser nachhaltigen Bau- und Planungskultur auf kommunaler Ebene führend.

Insgesamt sind hier für die Stadtteile Laagberg, Hageberg und das Wohngebiet am Stadtwald Räumlichkeiten für 145 Kinder entstanden. Das auf der Nordseite gelegene eingeschossige Gebäude öffnet sich mit einem Lichthof zur Kirche. Damit entwickelt sich ein belebendes Platzgefüge und Ensemble, das durch das Zusammenspiel von weiß verputzter und geschlossener Kirchenfassade und der in Klinkern gefassten Außenhaut des Neubaus mit seinen abgerundeten Ecken und den großen Glasflächen einen angenehmen Materialkanon entwickelt. Von hier aus öffnet sich das komplett inklusiv gestaltete Haus. „Unser Ziel war ein urbanes, aber harmonisches Gebäude an einem idyllischen Ort zu schaffen“, berichtet Architekt Hubert Dohle.

Das Familienzentrum gliedert sich in Cafeteria, Speisenausgabe und Küchenwerkstatt als innenliegender Block. Die fünf Kindergartengruppen sind nach Süden orientiert. Je zwei Gruppen bilden eine Einheit und nutzen mit ihren Vorzonen zu den Gruppenräumen gemeinschaftlich nutzbare Spielflächen. Die beiden Krippengruppen sind nach Nordwesten orientiert und haben einen eigenständigen Haupteingang. Alle Gruppenräume von Kindergarten und Krippe können das Freigelände und die überdachte Terrasse über einen direkten Ausgang nutzen. Im Sockelgeschoss ist die Frischküche des Zentrums, über die auch noch vier weitere Kitas versorgt werden, als eigenständiger, autarker Bereich ausgebildet.