Braunschweig. In einer Multimediareportage begleiten unsere Volontäre sieben Menschen in der Region, die dann arbeiten, wenn andere oft noch schlafen.

Sie sind die heimlichen Helden des Alltags: Menschen, deren Arbeit dann beginnt, wenn die Region noch schläft. Es gibt sie beim Klinik-Personal, als Bus- oder Taxifahrer, Radioreporter, Polizisten und Bäcker – aber auch im Kuhstall.

Die Volontäre unserer Zeitung haben einige dieser Personen begleitet. In einer kostenfrei abrufbaren Multimedia-Reportage, der Link folgt am Ende des Texts, zeigen sie, wie ihr Alltag aussieht. Mit Hilfe von Text, Bild, aber auch Video- und Audiosequenzen erzählen sie, was diese Menschen antreibt – und wieso es für sie selbstverständlich ist, mitten in der Nacht zu arbeiten.

Morgens um 5 Uhr im Kuhstall

Es ist 5 Uhr morgens und stockfinster, als sich Milchbauer Helmut Evers auf den Weg über den dunklen Hof in seinen Kuhstall macht. Im Stall des Milchbauernhofs in Wahrenholz im Kreis Gifhorn warten 80 „Damen“ auf Evers. So nennt der Landwirt liebevoll seine Kühe. Bis zum Frühstück um 9 Uhr liegen vier Stunden Arbeit vor seiner Frau Birgit, dem Auszubildenden Luke Harms und ihm: Der Stall will gesäubert, die Kühe gefüttert und gemolken werden. „Und dann kommt noch der Verwaltungsaufwand und alles, was sonst noch so anliegt, dazu“, erklärt Evers. Mit „Sonstiges“ meint er zum Beispiel die Pflege der Kälber und das Besamen der Kühe. Weshalb Evers‘ Milchkühe am Samstag am liebsten die Bundesligaergebnisse hören, hat Anna K. Waiblinger herausgefunden.

Die Lebensretter am Morgen

Was Franco Petrachi als Stationsleiter auf einer Intensivstation im Klinikum Braunschweig unbedingt sein muss: ausgeschlafen. Der 49-Jährige aus Königslutter koordiniert den Dreischichtbetrieb und hält die Pfleger und Ärzte bei Laune. Alles für die Patienten, für das Leben. Dennoch ist gerade für Menschen auf der Intensivstation der Tod ein ständiger Begleiter. Das bestätigt auch Oberarzt Dr. Aschraf El-Essawi, der die Arbeit trotzdem einen Traumberuf nennt. Einer, der Befriedigung verschafft, wie nur wenige es können – der aber genauso viele Entbehrungen bereithält. Petrachi und El-Essawi vertrauen neben ihren Kollegen vor allem auf eines: ihre Erfahrung. Oft entscheide die über Leben und Tod. Stephan Stegmann hat sich auf Station umgeschaut.

Der bierbrauende Brotbäcker

Es ist kurz nach 3 Uhr. Während im Großteil der Region noch Nachtruhe herrscht, wuseln in der Bäckerei Kretzschmar fünf Mitarbeiter eifrig umher. Jeder ist einem festen Arbeitsbereich zugeteilt. Ein Geselle backt Brot, ein anderer Brötchen, und später entstehen in der Konditorei auch Zitronenrollen und Eclairs. Sobald die Gebäcke fertig sind, fahren zwei Mitarbeiter die Produkte aus. Schließlich gilt es, die ersten Kunden in den sechs Braunschweiger Filialen ab 6.30 Uhr mit frischen Brötchen und weiteren Hefeprodukten zu versorgen. Verschiedene Großkunden erhalten sogar schon ab 5 Uhr die ersten Lieferungen. Einmal pro Woche wird in der ältesten Bäckerei Braunschweigs auch Bier gebraut. Warum Chef Stefan Kretzschmar ausgerechnet auf einem Kreuzfahrtschiff daran Gefallen gefunden hat, das erfuhr Stefan Lienert in der Backstube.

Der hüpfende Verkehrspolizist

Während seine Kollegen im klimatisierten Streifenwagen sitzen, steht Michael Schlutow bei Regen und eisigem Wind vor der Grundschule Stöckheim. Gemeinsam mit zwei Elternlotsen sorgt er dafür, dass die Schüler sicher zum Unterricht kommen. Der 59-Jährige ist Oberkommissar im Präventionsteam der Polizeiinspektion Braunschweig. Seit 25 Jahren gibt er Verkehrsunterricht, bildet Schüler- und Elternlotsen aus – und ist Ansprechpartner vieler Schulen, wenn es um Verkehrssicherheit geht. „Wir als Polizei können dabei nur unterstützen. Aber die Eltern sind dafür verantwortlich, mit ihren Kindern den Schulweg zu üben und ihnen ein gutes Vorbild zu sein“, sagt Schlutow. Wie der Polizist am Vormittag noch gemeinsam mit den Schülern durchs Klassenzimmer hüpft, hat Michael Schnatz erlebt.

Eine Taxifahrt mit Tahir Dütrü

Nacht für Nacht holt Tahir Dütrü Kunden ab, die nach Hause oder zur nächsten Party gefahren werden wollen. Der Taxifahrer liebt seinen Job, auch wenn er nicht nur gute Erfahrungen mit Fahrgästen gemacht hat. Der 45-Jährige fährt seit zehn Jahren, seit einigen Jahren ist er bei der Braunschweiger Taxizentrale 55555 angestellt. Oberste Priorität haben bei ihm Höflichkeit und Ehrlichkeit. Das lebt der Braunschweiger, sobald er die Arbeit aufnimmt. Doch seit der Einführung des Mindestlohns ist die Kundschaft weniger geworden, sagt er. Durch die neuen Fahrpreise überlegen sich die Gäste dreimal, ob sie sich ein Taxi rufen. Welche skurrilen Begegnungen er in all den Jahren schon machte, verriet er Daniela König.

Die Stimme aus der Radio-Show

Es ist fünf Uhr morgens. Morning-Show-Moderator Sascha Polzin ist seit 2.30 Uhr wach. Er hat gerade einmal vier Stunden geschlafen, als er seine erste Moderation macht und ihn Tausende über Radio 38 hören. Bis hier hin war es ein langer Weg – während seine Frau im Bett liegt und schläft, schleicht Sascha Polzin ins Badezimmer, springt unter die Dusche, putzt seine Zähne. Es ist stockduster, als er um 3 Uhr aus der Haustür tritt. In der kleinen Ortschaft in der Nähe von Peine ist um diese Uhrzeit nur die Zeitungsausträgerin mit einem Fahrrad unterwegs.

Sascha Polzins Tagesablauf ist genau durchgetaktet. Um halb vier wird er in Braunschweig in der Redaktion ankommen. Dort kocht er sich als erstes einen Kaffee, raucht eine Zigarette und setzt sich dann an seinen Schreibtisch. Hat er sich an das frühe Aufstehen gewöhnt? „Je älter man wird, desto schwieriger wird es“, sagt er.

Der 40-Jährige macht seit 16 Jahren Radio. Nach verschiedenen Stationen ist er bei Radio 38 gelandet, zwischen Verkehrs- und Blitzermeldungen moderierter er hier Beiträge aus der Region – und unterhält die Hörer am frühen Morgen. Hannah Schmitz hat ihn durch das Morgen-Programm begleitet.

Auf großer Fahrt mit der Linie 420

Seit 25 Jahren ist Martin Zimmermann Busfahrer. Er bildet bei der Braunschweiger Verkehrs-GmbH den Nachwuchs aus und fährt vorher noch eine Frühschicht. Mitten im Berufsverkehr geht es für Zimmermann auf der Linie 420 von Braunschweig nach Wolfenbüttel. „Der Job hat sich extrem gewandelt“, sagt der dreifache Familienvater. Busfahrer sollen heute nicht nur ihr Fahrzeug lenken, sie sind auch Ticketverkäufer und Kundenbetreuer.

Zimmermanns Schicht beginnt um 5 Uhr, dann ist täglich Hochbetrieb im Busdepot im Braunschweiger Lindenberg. Schüler und Pendler wollen von A nach B gebracht werden, Busse verlassen die Hallen im Minutentakt. Dass alles reibungslos funktioniert, ist moderner Technik zu verdanken – und Menschen wie Martin Zimmermann. Robin Koppelmann ist mit ihm mitgefahren.

REINKLICKEN

Die Multimediareportage der Volontäre ist ab sofort kostenfrei abrufbar unter http://mmstory.bzv-service.de/wordpress/von-beruf-fruehaufsteher-7-alltagshelden-3/