München. Weltweit gibt es inzwischen mehr als 100 Gruppen der „Quantified-Self-Bewegung“.

Mit der Gründung der „Quantified-Self-Bewegung“, kurz QS genannt, legten Gary Wolf und Kevin Kelly 2007 den Grundstein dafür, sich mit anderen Selftracking-Anhängern zusammenzuschließen. Ursprünglich diente das Internetportal der beiden Amerikaner als eine Art Sammelplatz für alle, die sich für technische Entwicklungen im digitalen Zeitalter interessieren. Doch es ging den Nutzern der Plattform schnell um mehr – um soziale Interaktion, den gegenseitigen Austausch von Erfahrungen.

Seit 2012 hat sich die Bewegung auch hierzulande etabliert – dank Florian Schumacher. Der Münchener misst seit Jahren begeistert sämtliche Aktivitäten und testet die neuesten Apps, tragbaren Sensoren (Wearables) und andere Produkte verschiedenster Firmen. Er führte die Bewegung in Deutschland ein – und gab Mitgliedern und Interessierten aus dem deutschsprachigen Raum die Möglichkeit, sich auszutauschen.

Das geschieht keineswegs nur über die offizielle Internetseite www.qsdeutschland.de, sondern auch von Angesicht zu Angesicht. In Großstädten wie Köln, Aachen, Berlin, München, aber auch in Wien oder Zürich können sich Mitglieder – und alle, die es mal werden wollen – in sogenannten Meetups stets auf dem Laufenden halten. „Bei diesen Treffen berichtet ein Mitglied zuerst über neue Versuche oder persönliche Erkenntnisse. Danach findet ein offener Austausch mit allen statt“, sagt Florian Schumacher.

Und wer kommt zu solchen Meetups? Überwiegend Männer, wie der Gründer von QS-Deutschland weiß. Die Frauenquote liegt bei höchstens 15 Prozent, die meisten Mitglieder verzeichnet Berlin. Ein Thema, das hitzige Diskussionen aufwirft, ist der Datenschutz. Seit dem NSA-Skandal sind auch die Selftracker vorsichtig geworden, wollen wissen, welchem Hersteller von Anwendungen vertrauenswürdig sind.

Die Treffen sollen helfen, Denkanstöße zu setzen, sich zu vernetzen, voneinander zu lernen, miteinander zu diskutieren.

Florian Schumacher findet immer neue technische Errungenschaften, die seinen Horizont erweitern. So kontrolliert er nicht nur Blutzucker, Gewicht, Produktivität am Arbeitsplatz, Muskelmasse und Schlafqualität, sondern auch seine Körperhaltung. Dazu legt er einen Brustgurt an, der Signale sendet, wenn er mit krummem Rücken dasitzt.

Wie streng jemand Selftracking lebe, sei dabei ganz unterschiedlich. Die einen wollen die schier unendlichen Möglichkeiten der digitalen Welt ausschöpfen, andere suchen gezielt nach Defiziten, die sie angehen wollen, wieder andere möchten mit den Treffen einfach nur das Bewusstsein für ihre Gesundheit schärfen.