Wolfsburg. Die Wölfinnen halten in der Fußball-Königsklasse die deutsche Fahne hoch. In einem Spektakel-Spiel reicht ein 1:1 gegen Paris zum Weiterkommen.

Was für ein Spektakel-Viertelfinale – und was für ein traumhaftes Ende für die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg! Die Wölfinnen stehen nach einem packenden Match, das 1:1 (1:1) endete, im Halbfinale der Champions League! Alexandra Popps Traumtor in der 20. Minute reichte am Ende, weil Paris St. Germain vor mehr als 14.300 Fans in der VW-Arena nur noch zum Ausgleich kam, die 0:1-Niederlage aus dem Hinspiel nicht mehr drehen konnte. Es war ein verdienter Erfolg, bei dem sich die Wolfsburgerinnen, die zahlreiche Torchancen zur Entscheidung liegen ließen, in der Schlussphase das Leben selbst sehr schwer machten.

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Der VfL schraubte gegen Paris an seinem zuletzt schwächelnden Offensivspiel. Ewa Pajor, beste Königsklassen-Torjägerin (sieben Treffer) der laufenden Saison, aber zuletzt mit Ladehemmungen, blieb zunächst draußen. Nationalmannschafts-Kapitänin Popp startete auf ihrer Lieblingsposition im Sturmzentrum, auf Linksaußen brachte Coach Tommy Stroot die schnelle Sveindis Jonsdottir. In der Innenverteidgung blieb Marina Hegering zunächst draußen, Kathrin Hendrich rückte nach innen, auf der rechten Abwehrseite spielte Lynn Wilms.

Die personellen Änderungen machten sich in der Anfangsphase allerdings noch nicht bezahlt. PSG schaffte es, noch mehr Druck als in den ersten Minuten des Hinspiels aufzubauen. Es war noch nicht mal eine Minute gespielt, als Paris’ Rückkehrerin Lieke Martens den ersten Warnschuss abgab – abgeblockt. Laurina Fazers Abschluss wurde noch entscheidend von Hendrich gestört. Und als der Ball durch Kandidiatiu Diani im VfL-Netz zappelte, machte sich Ernüchterung breit. Wie aber schon bei zwei entscheidenden Szenen im Hinspiel griff der Videoschiedsrichter ein – Diani hatte hauchdünn im Abseits gestanden. Doch der VfL schwamm mächtig, hatte massive Probleme im Spielaufbau. Und wenn er mal das Mittelfeld überbrückte, waren die Offensivspielerinnen bei einer hervorragend eingestellten Gäste-Abwehr in den besten Händen.

Popp trifft im Zusammenspiel mit Rauch

Bis zur 20. Minute: Popp erkämpfte sich den Ball selbst im Mittelfeld, Rauch trug ihn auf der linken Angriffsseite nach vorne, legte dann in den Lauf der mitgeeilten Stürmerin, die direkt ins rechte obere Eck abschloss – ein absolutes Traumtor. Und für die Wolfsburgerinnen so etwas wie der Knotenlöser. Plötzlich ging es im Aufbau einfacher, plötzlich klappte auch das Offensivspiel wieder. Nach einer Flanke von Kapitänin Svenja Huth hätte Popp per Flugkopfball fast das 2:0 nachgelegt – doch Sarah Bouhaddi im PSG-Tor wehrte den Ball ab, zum Nachsetzen war keine Wolfsburgerin in Ballnähe.

Doch das VfL-Gebilde war an diesem Abend noch zu fragil. Viel zu einfach kombinierte sich Paris nach vorne, Diani bekam von Hinspiel-Heldin Dominique Janssen (traf per Elfmeter) nur Geleitschutz und köpfte zum 1:1 ein (30.). Bitter für PSG: Topstürmerin Diani kam in der zweiten Halbzeit nicht wieder, sie hatte sich nach einem Zweikampf mit Hendrich im Mittelfeld an der rechten Schulter wehgetan.

Riesenjubel bei Coach Tommy Stroot und den Fußballerinnen des VfL Wolfsburg, die nach dem 1:1 im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Paris St. Germain im Halbfinale gegen den FC Arsenal stehen.
Riesenjubel bei Coach Tommy Stroot und den Fußballerinnen des VfL Wolfsburg, die nach dem 1:1 im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Paris St. Germain im Halbfinale gegen den FC Arsenal stehen. © dpa | Swen Pförtner

VfL-Frauen lassen Chancen liegen

Paris drängte trotzdem auch direkt nach der Pause weiter, Kheira Hamraouis Schuss entschärfte Merle Frohms mit einer Glanztat. Das war dann so etwas wie der Weckruf für den VfL, der jetzt immer besser in die Partie fand – und in Führung hätte gehen müssen: Grace Geyoro rettete vor Popp, Jonsdottir bekam den Fuß im Gewühl nicht mehr an den Ball, Popp traf statt des leeren Tores aus drei Metern nur den Außenpfosten, Geyoro auf der Linie – fünf Wolfsburger Topchancen binnen sieben Minuten. Aber: Jetzt hielt der VfL Paris weit weg von seinem Tor und hatte endlich wieder die Offensivpower wiedergefunden, die in den vergangenen Wochen verloren gegangen war. Die Leistung nach der Pause „war immens wichtig. Was wir da gezeigt haben, kann uns Selbstvertrauen und mehr von unserem Selbstverständnis zurückgeben“, sagte Lena Oberdorf.

Doch weil das zweite Tor nicht fiel, blieb es bis zum Schluss ein packendes Match zweier Topteams. Die PSG-Joker Amalie Vangsgaard und Manssita Traore hätten mehr aus ihren Chancen machen können, auf der anderen Seite setzte Oberdorf einen Kopfball nach einer Ecke gegen die Latte, auch Jonsdottir traf mit einem immer länger werdenden Ball von der linken Seite nur die Querstange.

Mehr als 14.300 Fans sorgten für klasse Stimmung an einem tollen Europapokal-Abend in der VW-Arena.
Mehr als 14.300 Fans sorgten für klasse Stimmung an einem tollen Europapokal-Abend in der VW-Arena. © dpa | Swen Pförtner

Bundestrainerin auf der Tribüne

Die Spannung in der VW-Arena war zum Greifen. Beide Teams spielten mit offenem Visier, die Zuschauer, unter ihnen auch Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, sorgten für klasse Europapokal-Stimmung. „Das war ganz entscheidend“, lobte Stroot: „Weil es uns hilft und auch etwas mit dem Gegner gemacht hat.“

Bis zum Schluss musste Wolfsburg trotzdem zittern, weil Paris immer wieder zu Möglichkeiten kam. Doch es reichte – ein superspannender Königsklassen-Abend endete mit jubelnden VfLerinnen. Im Halbfinale geht’s nun gegen den FC Arsenal, der sich am Mittwoch gegen den FC Bayern durchgesetzt hatte. Das Hinspiel (22./23. April) steigt in der VW-Arena, das Rückspiel in London (29./30. April). Die Londonerinnen hatte der VfL im Vorjahr in der Runde der letzten Acht ausgeschaltet. Mit einer Leistung wie in Hälfte 2 gegen PSG kann es wieder reichen, um ins Finale von Eindhoven (3. Juni) einzuziehen.

Der Meinung ist auch Popp: „Wir wissen aus dem letzten Jahr, wie Arsenal zu bespielen ist. Wir wissen, wie das Team spielt, haben auch die Spiele gegen Bayern München gesehen. Wir werden sicher von unseren Trainer gut darauf vorbereitet, um hoffentlich den letzten Schritt ins Finale zu gehen.“ So lebt es auch Wolfsburgs Coach vor: „Wir wissen, dass das Finale möglich ist. Aber dass es wieder sehr enge Spiele werden, muss jedem klar sein.“

Spiel kompakt:

VfL Wolfsburg: Frohms – Wilms, Hendrich, Janssen, Rauch – Lattwein, Oberdorf – Huth, Roord (73. Pajor), Jonsdottir (90.+2 Brand) – Popp.

Paris St. Germain: Bouhaddi – Lawrence, Jean-Francois, Geyoro, Karchaoui – Fazer, Hamraoui, Bachmann (73. Traore) – Baltimore (62. Albert), Diani (46. Vangsgaard), Martens (54. Li).

Tore: 1:0 Popp (20.), 1:1 Diani (30.).

Gelbe Karten: Oberdorf / Karchaoui.

Schiedsrichterin: Cheryl Foster (Wales).

Zuschauer: 14.367 in der VW-Arena.