München/Wolfsburg. Wolfsburgs Bundesliga-Fußballerinnen feiern im Halbfinale im DFB-Pokal ein 3:1 bei Dauerrivale Bayern München und haben 8. Cupsieg in Folge vor Augen.

Für die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg bleibt in dieser Saison ALLES möglich! In der Bundesliga sind sie drei Spiele vor Schluss vier Punkte vorne, in der Champions League im Halbfinale – und im DFB-Pokal stehen sie seit Ostersonntag um 14:30 im Endspiel des DFB-Pokals! Am Campus des FC Bayern in München feierten die Wolfsburgerinnen in der Cup-Vorschlussrunde zwei Wochen nach ihrer Machtdemonstration in der Liga einen hart umkämpften, aber verdienten 3:1 (1:0)-Erfolg gegen den größten nationalen Verfolger. Nach den Treffern von Jill Roord (2) und Tabea Waßmuth vor 2330 Zuschauern wartet nun das achte Cup-Finale in Serie, alle sieben vergangenen haben die Grün-Weißen für sich entschieden. Die Bayern vergaben damit die letzte Titelchance in dieser Saison.

Mehr zu den Fußballerinnen des VfL Wolfsburg:

Im Vergleich zum furiosen 6:0-Erfolg in der Liga zwei Wochen zuvor gab’s bei den Wolfsburgerinnen drei Änderungen: Lynn Wilms verteidigte auf der linken Abwehrseite für Joelle Wedemeyer, im defensiven Mittelfeld kehrte Lena Lattwein für Alexandra Popp zurück und ganz vorne stürmte Ewa Pajor erstmals von Anfang an, Waßmuth saß zunächst mal auf der Bank. Aufgeatmet haben dürften die Wolfsburgerinnen vor allem, was die Torwart-Frage anging: Almuth Schult war nach Schulterproblemen bereit. Sonst hätte Julia Kassen, die noch komplett ohne Einsatz bei den Bundesliga-Fußballerinnen ist, ins Tor gemusst. Bei den Bayern fehlte dagegen Trainer Jens Scheuer wegen einer Corona-Infektion.

Ein früher Nackenschlag: Wolfsburgs Lena Oberdorf (Mitte) musste nach einem Foul von Lineth Beerensteyn in der 15. Minute ausgewechselt werden. 
Ein früher Nackenschlag: Wolfsburgs Lena Oberdorf (Mitte) musste nach einem Foul von Lineth Beerensteyn in der 15. Minute ausgewechselt werden.  © IMAGO/Sports Press Photo | IMAGO/Sven Beyrich/SPP

Auf VfL-Schock folgt Führung: Oberdorf raus, Roord-Schuss drin

Die Bayern zeigten am Ostersonntag ein anderes Gesicht als zwei Wochen zuvor. Ihnen war anzumerken, dass sie sie sich dieses Mal nicht so aufgeben wollten, sondern sich mit allen Mitteln zur Wehr setzten. Und der VfL bekam es zu spüren: Am Mittelkreis zog Lineth Beerensteyn gegen Lena Oberdorf durch, erwischte die Wolfsburger Nationalspielerin am Sprunggelenk – schon nach einer Viertelstunde war für Oberdorf, die es eigentlich gewohnt ist, viel einzustecken, schon Schluss.

Doch die Grün-Weißen hatten erneut gute Antworten auf das Bayern-Spiel. Sveindis Jonsdottirs Kopfball klärte Carina Wenninger noch für die geschlagene Torhüterin Janina Leitzig noch auf der Linie. Doch kurz nach dem Wolfsburger Oberdorf-Schock war genau dieses Münchner Duo geschlagen. Wenninger ließ Roord am Sechzehner viel zu viel Platz, die niederländische Nationalspielerin traf mit einem platzierten Rechtsschuss zur VfL-Führung (19. Minute).

Gleich schlägt’s ein: Jill Roord nahm Maß, die Niederländerin traf einmal mehr zur Wolfsburger Führung.
Gleich schlägt’s ein: Jill Roord nahm Maß, die Niederländerin traf einmal mehr zur Wolfsburger Führung. © dpa | Silas Stein

Bayern verpasst zweimal kurz vor der Pause

Die Wolfsburgerinnen dominierten das Geschehen in der ersten Halbzeit, hatten gegen die Münchner Angriffe immer die passende Antwort parat und verteidigten sehr aufmerksam. Wirklich brenzlig war’s erst kurz vor der Pause, als Bayerns Jovana Damnjanovic sich im Strafraum drehen konnte, Popp aber noch ihr Bein dazwischen bekam und den Schuss blocken konnte (43.). Bei dem anschließenden Eckball köpfte Glodis Viggorsdottir drüber (44.).

München knüpfte nach der Pause nahtlos an die gute Schlussphase an. Beerensteyn verpasste per Hacke nur um Zentimeter das 1:1. Die Niederländerin hatte am zweiten Pfosten nach einer Klara-Bühl-Vorlage. Da waren gerade einmal 29 Sekunden in Halbzeit 2 gespielt.

Damnjanovic belohnt Bayern mit dem Ausgleich

Jetzt war Bayern nicht nur dran, jetzt kehrte Bayern zurück: Dominique Janssen kam im Strafraum gegen Damnjanovic zu spät – Elfmeter. Und die Gefoulte versenkte selbst, flach und trocken setzte die frühere Wolfsburgerin den Ball in die Tormitte zum 1:1 (50.).

Auch wenn es jetzt eine ausgeglichene Partie war, wirkten die Wolfsburgerinnen alles andere als geschockt: Pajor verpasste nach einem weiten Jonsdottir-Einwurf fast bis zum Elfmeterpunkt das 1:1, weil Leitzig zupackte (53.). Fast direkt im Gegenzug hatte Saki Kumagai eine Doppelchance, scheiterte aber erst an Schult, der Nachschuss wurde geblockt (55.).

VfL-Keeperin Almuth Schult (Mitte) bejubelte mit den Ersatzspielerinnen das dritte Wolfsburger Tor, das Tabea Waßmuth erzielte. Es
VfL-Keeperin Almuth Schult (Mitte) bejubelte mit den Ersatzspielerinnen das dritte Wolfsburger Tor, das Tabea Waßmuth erzielte. Es © dpa | Silas Stein

Joker Tabea Waßmuth sorgt für die Entscheidung

Jetzt war es ein toller Pokal-Fight mit Szenen in beiden Torräumen. Bei den Bayern machte Linda Dallmann, die nach der Pause kam, ordentlich betrieb. Doch wieder antworteten die Wolfsburgerinnen: Kapitänin Svenja Huth nahm es auf der rechten Angriffsseite mit zwei Bayern-Verteidigerinnen auf, nach ihrer Flanke rutschte Kumagai weg und Roord hatte freie Bahn – wieder machte es die 24 Jahre alte Offensivspielerin, dieses Mal eben aus kurzer Distanz (61.).

Die Wolfsburgerinnen setzten zur Schlussoffensive an, zweimal tankte sich Jonsdottir toll über die rechte Seite durch, am knappsten war’s bei Roord, die per Kopf am zweiten Pfosten ihr drittes Tor verpasste (75.). Die Entscheidung besorgte dann die inzwischen eingewechselte Waßmuth. Ballgewinn Kathrin Hendrich in Bayerns Hälfte, Waßmuth spielte Doppelpass mit Huth und ihr Linksschuss ging dann vom Innenpfosten zum 3:1 in die Maschen (80.). Die Bayern rannten an, trafen aber nur nach einer Abseitsstellung. Wolfsburgs Führung hielt – und schon wieder geht’s für Wolfsburgs Fußballerinnen nach Köln.

Bayer oder Potsdam? Finalgegner gibt’s Montagabend

Wer am Samstag, 28. Mai, um 16.45 Uhr im Rheinenergiestadion der Wolfsburger Finalgegner sein wird, ermitteln am Montag (18.30 Uhr) die Bundesliga-Konkurrenten Bayer Leverkusen und Turbine Potsdam. Gegen Bayer wäre es eine Endspiel-Premiere, gegen Potsdam siegte Wolfsburg in Köln bereits 2013 (3:2) und 2015 (3:0).

Das nächste Spiel wird ein Rekord. Am Freitag (18.45 Uhr) wartet das Hinspiel in der Champions League beim FC Barcelona. Das Camp Nou wird mit mehr als 90.000 Zuschauern ausverkauft sein. Das Rückspiel findet am Samstag, 30. April, um 18 Uhr in der Wolfsburger VW-Arena statt.

Mehr aus dem Wolfsburger Sport:

Spiel kompakt:

FC Bayern München: Leitzig – Glas (69. Gwinn), Wenninger, Kumagai, Viggosdottir (76. Simon) – Magull (76. Asseyi), Zadrazil, Lohmann (46. Dallmann) – Beerensteyn, Damnjamovic (69. Schüller), Bühl.

VfL Wolfsburg: Schult – Wilms, Hendrich, Janssen, Rauch – Oberdorf (18. Popp), Lattwein – Huth, Roord, Jonsdottir (90. Bremer) – Pajor (62. Waßmuth).

Tore: 0:1 Roord (19.), 1:1 Damnjanovic (50./Foulelfmeter), 1:2 Roord (61.), 1:3 Waßmuth (80.).

Gelbe Karten: – / Janssen, Rauch.

Schiedsrichterin: Fabienne Michel (Gau-Oderheim).

Zuschauer: 2330 am Bayern-Campus.