Frankfurt/Wolfsburg. Max Kruse holt einen Elfmeter heraus und verwandelt ihn selbst. Dodi Lukebakio sorgte in der Nachspielzeit für die Entscheidung – und Kohfeldt warnt.

Vielleicht sollte der VfL Wolfsburg darüber nachdenken, sein nächstes Trainingslager einfach in Frankfurt abzuhalten. Die Mainmetropole ist so etwas wie die Wohlfühloase der Wölfe. Ein Platz, um Selbstvertrauen zu tanken. So war es auch am Samstag. Der 2:0-Erfolg durch Tore von Max Kruse (28., Foulelfmeter) und Dodi Lukebakio (93.) war bereits der zehnte Sieg der Grün-Weißen bei Eintracht Frankfurt. Bei keinem anderen der aktuellen Bundesliga-Klubs waren die Wölfe häufiger siegreich. Zugegeben, der Samstagnachmittagskick war eher „All Inclusive“ als Luxusurlaub. Aber manchmal will Fußball eben auch gearbeitet werden. Vor allem, wenn es gilt, die Stabilität zurückzuerlangen – sowohl im eigenen Spiel als auch in der Tabellenkonstellation.

Und das geht eben nicht von heute auf morgen. Zur Erinnerung: Der VfL befand sich im freien Fall in Richtung Tabellenkeller. Die Elf-Spiele-Sieglosserie hatte die Mannschaft erst vergangene Woche mit dem 4:1 gegen Greuther Fürth kappen können. Nun zeigt der Trend wieder in die richtige Richtung – vor allem, was die jüngsten Ergebnisse anbelangt. Fußballerisch sind die Wölfe sicher noch nicht da, wo Trainer Florian Kohfeldt sie gerne hätte. „Trust the process“, wie es im US-Sport gerne heißt, wenn ein Team auf dem Weg aus einer Krise Rückschläge einstecken muss. Vertraue dem Prozess also. Ein Mantra, das Kohfeldt in den letzten Wochen und Monaten unermüdlich herunterbetete und das ob des ausbleibenden Erfolgs schon fast klang wie eine müde Durchhalteparole.

Der VfL Wolfsburg braucht etwas Glück – und Martin Hinteregger

Nach dem Fürth-Sieg hatte Kohfeldt gefordert, gegen Frankfurt müsse seine Mannschaft dringend besser verteidigen. Das gelang. Allerdings nicht so offensiv, wie er es sich wohl wünscht. Im Pressing fehlte weiterhin die Intensität gegen den Ball. Dafür stand die Innenverteidigung bombensicher. Sein Team überließ den Frankfurtern den Ballbesitz – ob freiwillig oder nicht. „Allerdings haben wir aus meiner Sicht schon gut verteidigt in der letzten Linie“, sagt Kohfeldt. In der Tat. Abgesehen von einigen wenigen Halbchancen hatte die Eintracht nur eine dicke Einschussmöglichkeit durch Jesper Lindström (41.), die Koen Casteels stark parierte. Übrigens: Auch der VfL-Keeper spielt am liebsten gegen Frankfurt. Zwölfmal trat er gegen den fünfmaligen DFB-Pokal-Sieger an, achtmal ging er als Gewinner vom Platz.

Mehr zum VfL Wolfsburg:

Doch zurück zum Samstag. Der VfL benötigte etwa 15 Minuten, um ins Spiel zu finden – und hatte auch etwas Glück. Das Foulspiel, dass Eintracht-Kapitän Martin Hinteregger an Max Kruse beging, pfeift nicht jeder Schiedsrichter ab. Frank Willenborg tat es. Und da Kruse sich wohl hauchzart auf der Strafraumlinie bewegte, gab es nach Videostudium Elfmeter. Kruse trat selbst an – und erzielte seinen ersten Treffer nach der Rückkehr in die VW-Stadt. Das 2:0 durch Dodi Lukebakio entstand dann durch einen Aussetzer Hintereggers, den der eingewechselte Belgier aufnahm und aus spitzem Winkel den Endstand besorgte. Kohfeldt: „Wir entscheiden das Spiel dann über eine Aktion, wie man sie sich natürlich in einem solchen Spiel wünscht.“

Florian Kohfeldt: „Wir haben noch eine Menge zu tun“

Aber der 39-Jährige wünscht sich sicher auch mehr Konstanz im Offensivspiel. Als der Fußballlehrer Ende Oktober die Arbeit in Wolfsburg aufgenommen hatte, gab er einen Einblick in die Art und Weise, wie er Fußball spielen lassen möchte. Ein Teil seines Konzepts: Nach Ballgewinnen schnell und geradlinig nach vorne spielen. Er wollte, dass seine Mannschaft spielerische Lösungen findet. Gut, zu diesem Zeitpunkt war die Situation auch noch eine andere. Der VfL lag auf dem neunten Tabellenplatz – auf Tuchfühlung zum internationalen Geschäft. Nun geht es erst einmal darum, erstklassig zu bleiben. Und dennoch: Gegen Eintracht Frankfurt waren durchaus Ansätze dieser Philosophie zu erkennen. Wenn die Wölfe umschalteten, ging es meist schnell. Der Trainer fasst das Spiel so zusammen: „Insgesamt war die Mentalität bei uns top, das Verteidigen war sehr ordentlich, das Spiel mit dem Ball ausbaufähig.“

Klar ist in jedem Fall: Der Prozess geht weiter. Die Wölfe haben etwas mehr Luft im Tabellenbild. Sie haben wieder Selbstvertrauen tanken können. Aber: „Wir haben noch eine Menge zu tun, um sicher in der Liga zu bleiben“, sagt Kohfeldt. Der Kurztrip nach Frankfurt hat aber in jedem Fall geholfen.