Vorsfelde. Vor rund 800 Zuschauern setzte sich der MTV Vorsfelde im Oberliga-Derby gegen den VfB Fallersleben durch – allerdings knapper als erwartet.
Viel Kampf, hohe Intensität und ein bis in die Schlussphase offenes Duell: Die knapp 800 Zuschauer in der Sporthalle im Eichholz sind voll auf ihre Kosten gekommen. Das Lokalderby der Handball-Oberliga zwischen dem MTV Vorsfelde und VfB Fallersleben hielt, was es versprochen hatte. Der 35:31 (17:13)-Heimsieg der Eberstädter fiel aber weniger deutlich aus, als viele erwartet hatten.
Die Pessimisten im Umfeld des VfB befürchteten das Schlimmste. „Einige haben damit gerechnet, dass die Begegnung mit Vorsfelde bitter für uns enden würde“, berichtete „Lions“-Coach Mike Knobbe. Die Rollenverteilung war klar: Der VfB reiste als Tabellenelfter und klarer Underdog zum Nachbarn, der als Spitzenreiter ins Derby ging. Doch so klar wie die Tabellensituation war die Partie nicht. Fallersleben bot Vorsfelde die Stirn.
VfB Fallersleben legt Blitzstart hin, MTV Vorsfelde kontert
Den Gästen half der gute Auftakt. Die ersten beiden Treffer des Abends erzielten die Hoffmannstädter. Tim Schroeter und Christian Lopez sorgten für einen 2:0-Start des VfB. „Wir haben etwas gebraucht, um ins Spiel zu finden“, erklärte MTV-Mannschaftsführer Marius Thiele. Die ersten Spielsequenzen hatte sein Team aber schnell abgehakt. Vorsfelde wendete einen echten Fehlstart ab und traf frühzeitig zum 2:2-Ausgleich (3. Minute) – und die Hausherren legten nach (4:2).
Nun kontrollierte der Favorit das Geschehen. „Wir haben eine gute Deckung gestellt, konnten vor allem Tim Schroeter im VfB-Rückraum einschränken“, sagte Thiele. Offensiv allerdings ging den Vorsfeldern der Spielfluss ab. „Wir haben es zu oft mit der Brechstange versucht, zu oft aus dem Rückraum abgeschlossen“, kritisierte Thiele. Die Fallersleber Gäste hielten entschlossen dagegen. „Die Jungs haben das sehr gut gemacht. Wir sind immer drangeblieben“, betonte VfB-Coach Knobbe.
VfB verpasst den Ausgleich – MTV zieht postwendend davon
Nach 25 Minuten hatten die Hoffmannstädter sogar die Möglichkeit, den zwischenzeitlichen 9:13-Rückstand (22.) auszugleichen. Knobbe: „Da haben wir eine große Chance verpasst.“ Der MTV setzte sich postwendend auf erneut vier Tore Vorsprung ab. „Vorsfelde bestraft es, wenn man Chancen vergibt“, sagte VfB-Spielmacher Lopez.
Mit der Halbzeitführung schien der Weg, den das Derby gehen würde, vorgezeichnet. Der Eindruck bestätigte sich nach dem Seitenwechsel. Vorsfelde verteidigte die Führung, setzte sich bis auf fünf Tore Vorsprung ab (24:19, 41.). Ans Aufgeben dachten die Fallersleber aber nicht. „Wir haben uns nicht von unserem Spiel abbringen lassen, sind weiter mutig aufgetreten“, erklärte Lopez. Vorsfeldes Kapitän Thiele lobte den Kontrahenten, der seinem Spitznamen alle Ehre machten: „Die Fallersleber haben gekämpft wie die Löwen.“
Einer ragte beim VfB heraus. Der in Vorsfelde ausgebildete „Lions“-Leader Kris Behrens drehte nun auf. Der für seine manchmal unorthodoxe Spielweise bekannte VfB-Kapitän bereitete der Abwehr große Probleme. Immer wieder gelang es dem 34-Jährigen, Lücken zu reißen. Immer wieder fand er Wege durch das Vorsfelder Defensivgebilde. „Kris Behrens hat das Spiel an sich gerissen“, sagte sein Gegenüber Thiele. VfB-Trainer Knobbe erklärte: „Kris ist vorangegangen und war unser Motor.“
Die Hoffmannstädter kamen nun Tor für Tor heran. Begünstigt wurde die Aufholjagd durch eine Vielzahl an Zeitstrafen gegen die Gastgeber. Insgesamt neunmal gab es die Zwei-Minuten gegen den MTV. „Die Schiedsrichter hatten keine klare Linie“, klagte Thiele. „Wir haben nicht härter gespielt als der VfB, aber deutlich mehr Zeitstrafen erhalten.“ Unter den vielen Fouls litt die Ansehnlichkeit des Handball-Hits. „Es war viel Gewühle, ein komisches, hektisches Spiel“, berichtete Thiele. Knobbe stimmte zu. „Spielerisch hochklassig war die Begegnung nicht. Aber es war ein packendes Derby.“ Vorsfeldes Coach Daniel Heimann sah es ähnlich. „Vieles ist in solchen Spielen von Emotionen geleitet. Es gab zahlreiche Nickligkeiten.“
28:28 – „die Partie hätte in beide Richtungen gehen können“
Bis zehn Minuten vor Spielende war nicht abzusehen, wer die Halle als Sieger verlassen würde. „Die Partie hätte in beide Richtungen gehen können“, betonte Lopez. MTV-Coach Heimann sagte: „Das Momentum hätte vollständig drehen können.“ Nach knapp 52 Minuten gelang den Gästen der Ausgleich zum 28:28. Die Crunchtime war eingeläutet – und Vorsfelde erwies sich als nervenstärker. „Wir haben die Ruhe bewahrt, mit kühlem Kopf agiert“, lobte Thiele. „In den entscheidenden Situationen haben wir es auf den Punkt gespielt.“ Anders der VfB. „Als es galt, haben wir Fehler gemacht“, sagte Knobbe.
Aus einem 30:29 machten die Hausherren eine 34:30-Führung. „Das war der Knockout“, erklärte Lopez. Vorsfelde hatte die Begegnung entschieden. Heimann war zufrieden: „Ich bin unfassbar stolz auf meine Mannschaft.“ Auch Trainerkollege Knobbe konnte dem Derby Positives abgewinnen. „Vorsfelde ist nicht irgendwer, das ist ein Spitzenteam. Wir müssen nicht enttäuscht sein.“
MTV Vorsfelde: Weber, Stefani – Vuckovic (4), Wiegner (1), Steinke (2), Mbanefo (2), Thiele (2), Sievert (1), Giese (8), Frädermann (6), Schilling (1), Hoffmann (8), Ludwig.
VfB Fallersleben: Wilken, Kramme – Meyer (2), Hartfiel (1), Steiner, Schröder, Schroeter (1), Lopez (5), Frankenberg, Hillwig, Fuhlrott (2), Behrens (7), Hornke (3), Perl (10).
Der Spielfilm: 5:3 (6.), 8:4 (14.), 8:7 (17.), 13:9 (22.), 13:12 (26.), 17:13 (30.) – 19:14 (33.), 22:18 (38.), 24:21 (42.), 27:23 (45.), 28:28 (52.), 30:28 (53.), 33:29 (58.), 35:31 (60.).
Zuschauer: rund 800 im Vorsfelder Eichholz.