Essen. Die Eishockey-Spieler sollten den Augenblick nach dem Coup gegen Kanada genießen. Leider sieht der Alltag in ihrer Liga trist aus. Ein Kommentar.

Niemand sollte sich von Zahlen zur Eishockey-Sensation von Pyeongchang irritieren lassen. Es spielt gar keine Rolle, dass Kanada nicht einen seiner 423 NHL-Spieler bei Olympia aufstellen durfte – auch Deutschland fehlten sieben Profis. Was die Deutschen aufs Eis bringen, ist mit einem Star-Aufgebot alleine niemals zu erreichen. Leidenschaft und Geschlossenheit, Kampfgeist und Disziplin – alles Eigenschaften, die das deutsche Eishockey seit 1976, dem legendären Wunder von Innsbruck, in dieser Konsequenz nicht mehr gezeigt hat. Man spürte es im Viertelfinale gegen Schweden und im Halbfinale gegen Kanada: Die Mannschaft von Bundestrainer Marco Sturm ist eine besondere.

Gold oder Silber am Sonntag, egal: Schon jetzt ist die Leistung historisch zu nennen. Die Spieler sollten den Augenblick genießen. Leider sieht der Alltag in ihrer Liga trist aus. Im Schnitt kommen nie mehr als 11.000 Zuschauer zu den Spielen in der DEL (in Köln und in Berlin). Vermeintliche Hochburgen wie München und Iserlohn zählen gerade 5000 Zuschauer im Schnitt.

Das Fernsehen ignoriert die 14 Teams weitgehend. Der Verband selbst pflegt im Internet eine eher amateurhafte Website. Schon am Mittwoch steht ein DEL-Spieltag an; nur drei Tage nach dem Endspiel in Südkorea. Man fragt sich: Wie soll sich der Name jedes Olympiahelden ins Gedächtnis brennen, wenn die eigene Sportart so rumpelt?

Kießling, Kühnhackl, Schloder, Funk – die Stars von 1976 kennt man noch. Es liegt am Eishockey selbst, dass niemand die neuen Helden vergisst. Reimer. Ehrhoff. Aus den Birken. Müller. Seidenberg. Es gibt da noch eine Menge zu tun.

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