Braunschweig. Braunschweigs Erstliga-Footballer gewinnen ohne zwei Leistungsträger 36:34 nach Verlängerung bei den Comets und stehen im Halbfinale.
Der Titeltraum der Lions lebt. In einem echten Krimi setzten sich Braunschweigs Erstliga-Footballer am Samstagabend mit 36:34 in der Verlängerung bei den Allgäu Comets in Kempten durch. „Es war wie erwartet schwer. So sind die Play-offs“, sagte Cheftrainer Troy Tomlin.
Ohne die starken Importspieler D‘wayne Obi und Luc Meacham taten sich die Braunschweiger vor der Pause schwer. Mit Reisestrapazen in den Beinen und vielen positionsfremd eingesetzten Akteuren geriet der Rekordmeister in Kempten in Rückstand. „Wir haben so viele Verletzte zur Zeit, viele wichtige Spieler fehlen uns. Es ist wie ein Virus“, so Tomlin, der mit ansehen musste, wie Ashan Moore für die Führung der Hausherren sorgte. Den Pass gab Terrence Shambry II. Der Quarterback sprang kurzfristig ein, weil der überragende Spieler der Comets, Javarian Smith, wegen eines familiären Notfalls vorzeitig in die USA zurückgekehrt war.
Lions tun sich bei Allgäu Comets vor der Pause schwer
Vor Smith hatten die Lions-Verantwortlichen vorab gewarnt. Doch auch ohne den flexiblen Spielmacher taten die Kemptener den Braunschweigern vor der Pause weh. Sie erreichten mit Leichtigkeit neue erste Versuche. Die Play-off-Form fanden die Lions erst nach der Pause. Kurz vor der Halbzeit hatte Anton Jallai den ersten Touchdown fürs Team von der Roten Wiese erzielt. Luca Jeckstadt besorgte den Extrapunkt. Mit 7:7 ging es in die Kabinen.
Nach der Pause sah es deutlich besser aus. Loan Kuci und erneut Jallai sorgten für eine komfortable Führung (21:7). Jeckstadt erhöhte jeweils. Und auch die Punt-Formation sorgte für einen Höhepunkt, als sie sich das Angriffsrecht blitzschnell zurückholte.
Comets geben sich gegen Lions nicht auf
Doch die Comets gaben sich nicht auf. Nach zwei langen Pässen verkürzte die Heimmannschaft auf 21:14 durch Nate Stewart. Pünktlich kam aber auch die Abwehr der Braunschweiger besser ins Spiel. Kempten-Spielmacher Shambry bekam jetzt ordentlich Druck. Dennoch blieb im vierten Spielviertel alles offen, weil Braunschweigs Quarterback Karé Lyles mehrfach zu optimistisch agierte und Finn Oppermann ein Ballverlust unterlief.
Der Süd-Vize bäumte sich noch einmal auf gegen den Nord-Dritten, spielte vierte Versuche aus und setzte die Lions-Defensive unter Druck. Patrick Finke griff dann einem Kemptener in die Ausrüstung und kassierte eine unnötige Strafe. Und kurze Zeit später glichen die Comets aus geringer Distanz durch Marcel Schade (plus Extrapunkt) aus. 3:54 Minuten waren da noch auf der Uhr, 21:21 der Spielstand.
Dann kam es zum Schockmoment. Nach einer unscheinbaren Aktion konnte Jakub Berezowski nicht weiterspielen. Der Krankenwagen kam. Er hat sich offenbar Schien- und Wadenbein gebrochen. Erst nach einer 30-minütigen Unterbrechung ging es weiter. „Für uns ist das ein großer Verlust. Jakub ist ein wichtiger Spieler. Es tut weh im Herzen“, sagte Tomlin
Die Comets hatten 2:35 Minuten vor dem Ende den Ball, brachten sich durch Strafen aber in eine ungünstige Position, mussten punten. Und jetzt wurde es ganz verrückt. Max Wessel blockte den Punt. Die Lions waren tief in der gegnerischen Hälfte vor der Endzone in Field-Goal-Position. Nach einem Wechselfehler und reichlich Nervenkrieg in den Auszeiten trat Jeckstadt an der 21-Yard-Linie zum Schuss an und vergab. Es ging in die Verlängerung. Zuletzt standen die Lions 2018 in einer solchen und zogen im Halbfinale gegen Frankfurt den Kürzeren.
Lions glücklicher Siege in spannender Verlängerung
Es begann der Play-off-Wahnsinn. „Es war hart und nicht immer schön“, befand Tomlin. Die Comets mühten sich zum Touchdown mitsamt einem langen Extrapunkt, weil es vorher eine Strafe gab. Dann machten Lyles und Niklas Römer mit einem tiefen Pass und Jeckstadt per Kick kurzen Prozess und stellten auf 28:28.
Schnell mussten die Lions wieder einen Touchdown hinnehmen, verhinderten aber ein Zwei-Punkte-Spiel. Erneut pflückte dann Niklas Römer einen Ball in der Endzone aus der Luft. Das anschließende Zwei-Punkte-Spiel glückte. Und damit standen die Lions im Halbfinale. Römer war eigentlich als Assistenztrainer in die Saison gestartet. Nun fing er die zwei entscheidenden Bälle. „Er ist ganz wichtig. Ich kann mich auf ihn verlassen. Er kennt mein System, ist schlau, sportlich. Er hat großartig gespielt“, verdeutlichte Tomlin.
Dort ist aber eine große Leistungssteigerung nötig. Tomlin hofft außerdem auf die Rückkehr der Topleute Meacham, Obi, Robinson und Soldner. „Es wäre ganz wichtig, die komplette Mannschaft dabei zu haben. Aber dafür braucht es Zeit, doch wir haben keine Zeit, weil das Halbfinale nächste Woche ist.“