Braunschweig. Das Fan-Bündnis Unsere Kurve tagte am Wochenende in Braunschweig. Kürzungspläne des DFB stoßen auf Ablehnung.

Die Fußball-Klubs der Bundesliga und 2. Liga hatten am Wochenende wegen der Länderspiele frei. Für einige Fans brachten die vergangenen Tagen trotzdem eine intensive Auseinandersetzung mit der Zukunft ihrer Vereine mit sich. In Braunschweig veranstaltete das Fanbündnis Unsere Kurve sein Bundestreffen. 23 Unterorganisationen aus der 1. und 2. Liga sowie unteren Klassen waren in der Löwenstadt, um ihre Positionen zu besprechen und über die Entwicklung des Fußballs zu reden.

Interessen besser vertreten

„Wir freuen uns, dass wir dieses Treffen ausrichten durften und dass uns Eintracht Braunschweig dabei unterstützt hat. Für uns organisierte Fans ist das wie die Ausrichtung der Weltmeisterschaft“, sagt Michael Vieth, der Vorsitzende des Fan-Rates Braunschweig. Der Fan-Rat ist eine der 23 Unterorganisationen von Unsere Kurve und hatte in den Business-Bereich des Eintracht-Stadions geladen. Dort besprachen die Fußball-Anhänger, wie sie ihre Interessen in der durchkommerzialisierten Fußball-Welt gemeinsam am besten vertreten können.

Kleinen Fanprojekten droht das Aus

Ein Thema, das die Fans in diesen Tagen umtreibt, sind die Pläne des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), die Unterstützung für die zahlreichen Fanprojekte in Deutschland zu reduzieren. Vor ein paar Wochen hatte der Spiegel darüber berichtet und viele an der Fanbasis aufgeschreckt. 2019 förderte der DFB 33 Fanprojekte mit einer Summe von etwas mehr als drei Millionen Euro. Für einige könnte eine Kürzung das Aus bedeuten.

DFB plant Kürzungen schon länger

Nach der öffentlichen Aufregung ist der DFB etwas zurückgerudert. Die Kürzungspläne würden aber schon länger in der Schublade stecken, befürchtet auch Karsten König, Leiter des Fanprojekts Braunschweig, das inklusive ihm über drei Mitarbeiter verfügt. „Wir haben natürlich auch gedacht: Oh, was kommt da auf uns zu, wenn wir in der 3. Liga bleiben. Da ist ja schnell eine Stelle weg“, beschreibt König die Sorgen.

Sorgen auch in Braunschweig

Mit dem Aufstieg der Eintracht in die 2. Liga sind diese Sorgen in Braunschweig wieder etwas kleiner geworden. Denn für die Erst- und Zweitligisten übernimmt die Deutsche Fußball Liga (DFL) die Förderung, und die bleibt wohl trotz aller Finanzprobleme aufgrund der Corona-Pandemie unangetastet. Allerdings könnte das bei einem Abstieg ja schnell wieder anders aussehen. Und dass nun gerade der DFB, der als gemeinnütziger Verein im Jahr über 400 Millionen Euro umsetzt, die Mittel für die Fanprojekte zumindest teilweise infrage stellt, können König und Co. nicht verstehen. „Ich habe das Gefühl, dass der DFB durch die vielen Fanprojekte, die in den vergangenen Jahren entstanden sind, nun versucht, die Kosten zu deckeln“, sagt König. Allerdings würde aus seiner Sicht damit wichtige Basisarbeit in der Sozialarbeit in Gefahr geraten. „Ich würde mal behaupten, dass das Fanhaus am Stadion das größte Jugendzentrum Braunschweigs ist. Wir sind eigentlich klassische Streetworker und Ansprechpartner für viele Probleme“, erklärt König.

Wichtige Rolle im Kampf gegen Rechtsextremismus

Das bestätigen auch Vieth und Eintrachts Fan-Beauftragter Erik Lieberknecht. Vor allem bei der Reduzierung der Hooligan-Gewalt sowie der Eindämmerung von Rechtsextremismus in den Stadien hätten die Fanprojekte in den vergangenen Jahrzehnten eine wichtige Rolle gespielt. Und dass die Fanbeauftragten der Klubs nicht alle Probleme allein abfangen können, kennt Lieberknecht ais eigener Erfahrung. In der vergangenen Saison wurde die zweite Stelle als Fanbeauftragter bei den Löwen aus Kostengründen abgeschafft. In dieser Saison muss und soll sie wieder neu besetzt werden. Doch bisher ist Lieberknecht noch auf sich allein gestellt. In Corona-Zeiten vielleicht noch vertretbar, aber spätestens wenn die Stadien wieder voll sind, ein Problem.