Braunschweig. Eintracht Braunschweig ohne Ujah: Reicht das für den Klassenerhalt? Ja, argumentiert Lars Rücker. Leo Hartmann fehlt die Zuversicht. Ein Pro&Contra.

Kann es die Eintracht auch ohne den schwerer verletzten Anthony Ujah in der 2. Bundesliga zum Klassenerhalt schaffen? Dieser Frage gegen unsere Sportredakteure Lars Rücker und Leonard Hartmann in einem Pro und Contra nach:

Remis-Drama: Eintracht Braunschweig gegen 1. FC Nürnberg

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    Lars Rücker schreibt Pro: Ujahs Ausfall ist auch eine Chance fürs Team

    In den bisherigen Zweitliga-Spielen war der Angriff von Eintracht Braunschweig ein laues Lüftchen. Kein Verein in der 2. Bundesliga traf seltener als die Blau-Gelben. Und für drei ihrer fünf Treffer zeigte sich der nun verletzte Anthony Ujah verantwortlich.

    Lars Rücker glaubt an eine variablere Eintracht ohne Tony Ujah
    Lars Rücker glaubt an eine variablere Eintracht ohne Tony Ujah © Daria Brabanski | Tobias Brabanski

    Es schien fast so, als würden sich die restlichen Spieler zu sehr auf die individuelle Klasse des Nigerianers verlassen. In jeder noch so aussichtslosen Szene wurde der Angreifer per langem Ball gesucht. Zuletzt beim 2:2 gegen den 1. FC Nürnberg entstanden aus zwei Verzweiflungsflanken ins dicht gestellte Deckungszentrum der Gäste zwei Treffer – wegen zweier Einzelaktionen Ujahs. Damit ist jetzt erst einmal Schluss. Und das kann auch eine große Chance für die Mannschaft von Jens Härtel sein. Last-Minute-Neuzugang Florian Krüger oder Hüne Kaan Caliskaner könnten auf ihrer besten Position in der Spitze zum Einsatz kommen. Auch ein Zweiersturm mit den vielen jungen Dribblern käme infrage und könnte das Eintracht-Angriffsspiel deutlich variabler machen. Luxemburg-Knipser Rayan Philippe, der sich bislang mit kürzeren Einsätzen in aussichtslosen Spielsituationen begnügen musste, hat das Potenzial, als zweite Spitze neben einem klassischen Strafraumstürmer mit seinem vertikalen Spiel zu reüssieren.

    Härtel hat gegen Nürnberg auf eine Viererkette umgestellt und wurde mit einem Punkt belohnt. Dass ein zentraler Baustein seiner Idee nun wegfällt, ist bitter. Aber sowas passiert ständig im Profifußball – und manches Team hat aus solchen Situationen auch schon ungeheure Kraft gezogen. Nun muss Eintrachts Coach noch mehr Mut beweisen und seine vielen talentierten Offensivleute ins kalte Wasser werfen. Aufgeben gilt nicht!

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    Leo Hartmann schreibt Contra: Ujah fehlt der Eintracht in allen Belangen

    Klingt komisch, ist aber so: Die Eintracht ist bereits an Spieltag 7 dieser Saison aus der 2. Fußball-Bundesliga abgestiegen. Der mehrmonatige Ausfall Anthony Ujahs ist nicht ansatzweise aufzufangen. Mir zumindest fehlt da jegliche Zuversicht.

    Das Offensivspiel der Eintracht war schon mit Ujah drucklos und überzeugungsschwach. Wie soll es jetzt ohne den mit großen Abstand besten Stürmer besser werden? Die Verletzung ist ein Desaster.

    Leonard Hartmann sieht Eintracht Braunschweig schwer geschwächt.
    Leonard Hartmann sieht Eintracht Braunschweig schwer geschwächt. © Newsdesk | Darius Simka

    Natürlich spielt die Eintracht nun nicht von Beginn an mit zehn Leuten. Trainer Jens Härtel hat in Florian Krüger, Kaan Caliskaner, Rayan Philippe und auch Fabio Kaufmann einige Akteure im Kader, die im Mittelsturm spielen können. Nur: Keiner von ihnen bringt diese Mischung aus Erfahrung, Technik, Körperlich- und Schlitzohrigkeit mit, die Ujah zu einem der besten Stürmer der 2. Liga macht.

    Drei von fünf Zweitliga-Toren dieser Saison gehen auf sein Konto. Er hat in dem Zeitraum acht Schüsse abgegeben, die aufs gegnerische Tor kamen. All seine Mannschaftskollegen kamen addiert auf deren elf. Das sind beeindruckende Statistiken für Ujah – und Armutszeugnisse für den Rest.

    Und es sind ja nicht nur die Tore. Der 32 Jahre alte Nigerianer ist zudem ein wichtiger emotionaler Faktor auf dem Rasen, der seine Mitspieler verbal dirigiert. Er wird den Braunschweigern in allen Belangen fehlen und nicht ansatzweise zu ersetzen sein.

    Wenn man dem Drama etwas Positives entnehmen möchte, dann das: Die Eintracht kann sich länger als jeder Konkurrent auf die neue Saison in Liga 3 vorbereiten. Auch wenn ich ansonsten gern Recht habe, würde ich mich in dem Fall gern eines Besseren belehren lassen. Allein: Die Hoffnung fehlt.