Wolfsburg. Eishockey-Thriller in Spiel 7 des Play-off-Viertelfinals! Wolfsburgs Eishockey-Cracks knacken Straubing mit 3:1 und holen die Serie mit 4:3.

Die Verlierer werden sagen, es war kein schöner, kein souveräner und auch kein verdienter Sieg in der Serie. Sch… drauf, lasst sie reden! Fakt ist: Die Grizzlys Wolfsburg stehen im Halbfinale der Deutschen Eishockey-Liga. Im Thriller am Pulverturm fighteten sie in Spiel 7 des Play-off-Viertelfinals die gastgebenden Straubing Tigers am Mittwochabend beim 3:1 (0:1, 2:0, 1:0) verdient nieder und gewannen die Serie mit 4:3. Immer schön dran denken, Tigerlein: Im Best-of-7 setzt sich am Ende die bessere Mannschaft durch. Die trifft von Freitag an nun auf Hauptrunden-Meister München.

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Laurin Braun, Darren Archibald und Luis Schinko ließen mit ihren Treffern die Grizzlys und ihre knapp 100 mitgereisten Fans ausrasten vor Freude. Der Treffer von Travis St. Denis war zu wenig für die Straubinger. „Es ging um Zentimeter, es hätte in beide Richtungen gehen können. Ich bin sehr stolz auf meine Jungs. Unser Penaltykilling und unser Goalie Dustin Strahlmeier waren bärenstark“, sagte Grizzlys-Trainer Mike Stewart.

Beide Mannschaften gingen personell unverändert ins siebte und entscheidende Match der Serie. Bloß keine Geschenke verteilen, die ganze Saison steht schließlich auf dem Spiel. Wohl deshalb gingen es beide Teams kontrolliert an. Erstmals brenzlig wurde es, als Fabio Pfohl (8. Minute) seinen durchgebrochenen Gegenspieler nur noch mit einem Halten stoppen konnte und dafür die ersten zwei Minuten des Matches bekam. Doch das starke Wolfsburger Penaltykilling ließ keine Chance der Tigers zu.

Grizzlys fallen auf Bauerntrick herein

Nur jeweils sechs Torschüsse brachten die Kontrahenten zustande im ersten Drittel. Als Taylor Leier am kurzen Pfosten aus Nahdistanz abzog, warf sich Grizzlys-Torwart Dustin Strahlmeier erfolgreich in die Schussbahn (12.). Doch der Puck blieb scharf in der Wolfsburger Zone. „Strahlie“ hatte Mühe, zurück in die Position zu finden. Als er es endlich geschafft hatte, verlud ihn St. Denis mit einem schnellen Richtungswechsel hinter dem Tor und schmuggelte die Scheibe mit dem Bauerntrick zwischen Pfosten und Schlittschuh des Keepers zum 1:0 (12.) über die Linie.

„Wir dürfen uns davon nicht beeindrucken lassen, müssen unser Spiel weiterspielen“, forderte Pfohl im Powerbreak am Magenta-Sport-Mikrofon. Defensiv ging es ordentlich weiter, nur Travis Turnbull (13.) bekam noch eine gute Chance. Offensiv fehlte den Grizzlys aber die Durchschlagskraft. Ärgerlich, dass ein Stockendenstich Sandro Schönbergers gegen Wolfsburgs Dominik Bittner (14.) nicht geahndet wurde. Der Übeltäter war schon einsichtig auf die Strafbank gefahren, doch die Referees verhängten unverständlicherweise keine Strafzeit.

„Eigentor“ durch Daschner

Nach dem ersten Seitenwechsel blieb es erst einmal ein torchancenarmes Match. Aber die Intensität nahm zu. Mit jeder Spielminute mehr wurden die Grizzlys besser, gewannen die Zweikämpfe. Nach einem abgefangenen Tigers-Pass ging die Post ab. Braun lief über rechts das Break und passte scharf in die Mitte. Stephan Daschner wollte vor dem einschussbereiten Tyler Morley klären, lenkte die Scheibe aber zum 1:1 (29.) ins eigene Tor.

Jetzt war der Grizzlys-Express in Fahrt. Auf den Rängen wurde es ruhiger. Gar still, als Morley plötzlich mit Highspeed vors Straubing-Tor kurvte. Keeper Hunter Miska wehrte ohne Schläger mit der Stockhand im Liegen noch ab. Aber Archibald nutzte den Rebound eiskalt zum 2:1 (35.) für Wolfsburg. Woo-hoo!

Strahlmeier mit Top-Save in Unterzahl

In Unterzahl begannen die Grizzlys den Schlussabschnitt. Strahlmeier rettete mit einem Save gegen Luke Adam die Führung (41.). Kurz darauf die nächste Strafe und fast die Vorentscheidung: Spencer Machacek und Dustin Jeffrey mit dem Doppelpass auf dem Weg zum Shorthander, doch Machacek traf den Pfosten des leeren Tores (48.). Das hätte sich fast gerächt. Im Gegenzug riskierte aber „Strahlie“ erfolgreich Kopf und Kragen gegen Adam und Mike Connolly (48.). Kaum wieder komplett, passierte dann zuletzt Seltenes. Nolan Zajacs Schuss fälschte Schinko unhaltbar zum 3:1 (50.) ab. Es war sein erster Treffer nach 27 torlosen Spielen.

Jetzt gingen die Visiere hoch. Großchancen auf beiden Seiten, die Torleuten präsentierten Monster-Saves im Akkord. Vor allem Strahlmeier wie bei Adams Versuch (53.). Wolfsburgs Torwart hat den Unterschied in Spiel 7 ausgemacht. Vier Minuten vor dem Ende brachte Straubing bereits den Extra-Angreifer, das Tor war leer. Die Tigers schnürten die Grizzlys ein. Aber die Uhr lief für Wolfsburg. Die mitgereisten Fans zählten die letzten Sekunden herunter. Aus, das Spiel war aus. In einer Jubeltraube feierten die Sieger auf dem Eis. Nun gibt es die Halbfinal-Neuauflage zwischen Wolfsburg und München. Bereits am Freitag (19 Uhr) steigt Spiel 1 der Serie in der bayrischen Landeshauptstadt. Direkt aus Straubing begab sich der Viertelfinal-Sieger dorthin.

Ticketverkauf hat begonnen

Zeit zum Ausruhen und Feiern bleibt den Grizzlys nicht. Auch der Ticket-Verkauf für die beiden feststehenden Heimspiele der Best-of-7-Serie hat bereits begonnen. Spiel 2 findet am Sonntag zur ungewohnten Anfangszeit von 13.15 Uhr in der Eis-Arena statt. Match 4 an gleicher Stelle folgt am Donnerstag, 6. April, von 19 Uhr an. Tickets gibt es auf der Homepage des Klubs unter www.grizzlys.de. Im Vergleich zum Viertelfinale wurden die Preise noch einmal leicht angehoben, im Sitzplatzbereich zum Beispiel um 3 Euro.

Zu Halbfinalspiel 1 in München plant die Grizzly-Family, die Dachorganisation der Grizzlys-Fans, den Einsatz von zwei Fanbussen. Infos dazu sollen zeitnah auf dem Instagram-Profil (grizzly_family_ev) veröffentlicht werden.

Spiel kompakt:

Straubing Tigers: Miska – Manning, Alt; Brandt, Daschner; Zimmermann, Kohl; Klein – Leier, Zengerle, St. Denis; Connolly, Adam, Lipon; Tuomie, Brunnhuber, Akeson; Schönberger, Samanski, Turnbull.

Grizzlys Wolfsburg: Strahlmeier – Pfohl, Murray; Krupp, Zajac; Bittner, Mass – Archibald, Morley, Mingoia; Machacek, Jeffrey, Braun; Fauser, Beaudin, Lorito; Schinko, Klos, Reichel.

Tore: 1:0 (11:47) St. Denis (Leier, Zengerle), 1:1 (28:22) Braun (Machacek), 1:2 (34:46) Archibald (Morley, Pfohl), 1:3 (49:28) Schinko (Morley, Zajac).

Strafen: Straubing 0 Minuten, Wolfsburg 6 Minuten.

Schiedsrichter: Marian Rohatsch und Sean MacFarlane.

Zuschauer: 4485 (ausverkauft).

Personal: Den Grizzlys fehlten die Verteidiger Ryan Button (Verletzung im Bauchmuskelbereich/Saisonende), Armin Wurm (Beinverletzung), Janik Möser (wohl Armverletzung) und Stürmer Lucas Dumont (Knieverletzung). Als Ersatztorwart saß Ennio Albrecht auf der Bank, weil der Kanadier Justin Pogge als zehnter Ausländer überzählig war.