Wolfsburg. Der VfL Wolfsburg verliert das Heimspiel in der Europa League gegen KAA Gent nach Führung mit 1:3.

Das war der passende Schlussakt einer Woche zum Vergessen für den VfL Wolfsburg. Nach den Niederlagen im Pokal gegen Leipzig und in der Liga in Dortmund gab’s binnen neun Tagen die dritte Pleite im dritten Wettbewerb. Trotz einer 1:0-Führung und einer guten ersten Halbzeit verloren die Grün-Weißen das Heimspiel in der Europa League gegen KAA Gent am Donnerstagabend mit 1:3. Der VfL hat seine erste kleine Krise in dieser Saison.

Eine Überraschung gab’s bereits beim Blick auf die Aufstellung: John Anthony Brooks, beim 0:3 in der Bundesliga in Dortmund noch in der ersten Elf, war nicht einmal im Kader. Eine Verletzung soll jedoch nicht der Grund sein. Für ihn kehrte Robin Knoche ins Team zurück. Die zweite Überraschung, mit der Glasner aufwartete: Er modifizierte das System, an dem er bis dahin so stoisch festgehalten hatte. Joao Victor gab die zweite Spitze neben Wout Weghorst, während Josip Brekalo und Maximilian Arnold dahinter gemeinsam aus der Zentrale für Gefahr sorgen sollten.

Wenig überraschend war ebenso der erneut mangelnde Zuschauerzuspruch. Waren im ersten Heimspiel der Europa League-Spielzeit gegen PFK Oleksandrija aus der Ukraine 10.112 Zuschauer in der VW-Arena gewesen, waren es gegen Gent mit 11.620 zwar marginal mehr. Doch das Bild war nahezu dasselbe, viele Blöcke waren nicht einmal zur Hälfte gefüllt, in einigen saß gar niemand. Die Gründe sind nicht neu und weithin bekannt, aber eine Europa-Euphorie sieht gewiss anders aus.

Dabei gab es durchaus etwas zu sehen. Etwa einen VfL, der spürbar auf Wiedergutmachung nach zwei Pleiten in Folge aus war. Glasners Umstellungen fruchteten in der Anfangsphase, die Belgier wirkten durchaus überrascht, immer wieder hatten die Wolfsburger Platz auf den Flügeln, besonders über die rechte Seite ging viel. Nach fünf Minuten hatte Brekalo eine erste Schusschance innerhalb des Strafraums –drüber. In der 16. Minute zwang Joao Victor KAA-Keeper Thomas Kaminski aus spitzem Winkel zu einer Faustabwehr.

Der agile Brasilianer war es dann auch, der sein Team für dessen engagierten Start mit dem 1:0 belohnte. Wieder ging’s über rechts, Arnold verlor zwar das Kopfballduell nach einer Williams-Flanke, doch der Ball landete genau auf dem Fuß Joao Victors, der nicht zögerte und volley abschloss. Es war eine wohlverdiente Führung für einen VfL, der nach zwei uninspirierten Auftritten wieder Spielfreude an den Tag legte, was sich positiv auf die Ränge übertrug. Die Stimmung stimmte, obgleich die Wolfsburger auf dem Rasen nach ihrem Tor etwas zurückschalteten, ohne jedoch in der Defensive irgendwie in Nöte zu geraten.

Doch in der zweiten Hälfte waren gerade einmal fünf Minuten gespielt, als Gent plötzlich wieder im Spiel war. Es war das berühmte Tor aus dem Nichts. Hoher Ball, Kopfballabwehr Jeffrey Bruma, und der Ball landete auf dem Schlappen Roman Yaremchuks, der diesen volley aus 17 Metern im Tor versenkte – sehenswert, aber unverdient. Es war der erste gefährliche Torschuss der Gäste, für die Yaremchuk bereits beim 2:2 im Hinspiel doppelt getroffen hatte. In der 62. Minute hätte erneut Joao Victor den VfL wieder in Führung bringen können, als er in eine flache Hereingabe Weghorsts rauschte. Aber der Ball ging aus fünf Metern drüber.

Keine drei Minuten später stellten die Belgier die Partie endgültig auf dem Kopf. Nach einer Ecke verlor Knoche Laurent Depoitre aus den Augen, der mit hohem Bein das 2:1 für Gent erzielte. Und es wurde nicht mehr besser – im Gegenteil. Es wurde bitter, 1:3 in der 76. Minute durch Michael Ngadeu-Ngadjui, erneut sah Bruma nicht gut aus. Danach versuchte der VfL zwar noch einmal vieles, so musste Gents Vadis Odjidja in der 79. Minute auf der Linie retten, nachdem William geköpft hatte. Doch der große Glaube, dass diese Partie noch zu retten ist, hatte sich bereits aus der VW-Arena verabschiedet – sowohl bei den Akteuren auf dem Rasen als auch auf den Rängen. Das Stadion leerte sich recht zügig.

Lange Zeit, um sich von diesem Abend zu erholen, bleibt den Wolfsburgern indes wieder nicht. Die dritte englische Woche in Folge endet für sie am Sonntag mit dem Bundesliga-Heimspiel gegen Bayer Leverkusen.