Braunschweig. Der Eintracht-Sportdirektor zu den Ideen von Oliver Bierhoff im Kicker: “Das ist für mich, als würde man eine Grippe mit Nivea behandeln.“

Die 3. Liga bleibt das finanzielle Sorgenkind des deutschen Profifußballs, die von Oliver Bierhoff angeregte Neugliederung lehnen die Klubs aber dennoch ab. Der DFB-Direktor hatte eine Neustrukturierung der Spielklasse ins Gespräch gebracht. „Würde es helfen, sie in Zukunft wieder zweigleisig laufen zu lassen, oder sogar dreigleisig?“, fragte Bierhoff zuletzt im Kicker. Dies könne eine Möglichkeit sein, jüngeren Spielern mehr Spielmöglichkeiten zu geben.

Eintracht Braunschweigs Sportdirektor Peter Vollmann hat dazu eine klare Meinung: „Für mich ist es im Moment unvorstellbar, dass die Qualität des deutschen Fußballnachwuchses und der deutschen Nationalmannschaft durch eine Umstrukturierung von einer auf drei Ligen besser werden würde, nur weil dann die Talente künstlich mehr Spielpraxis bekommen. Das ist für mich in etwa so, als wenn man eine Grippe mit Nivea-Creme behandeln würde.“ Dem Ansatz, die dritte Liga wieder zu verwässern, um aus ihr vorrangig eine Ausbildungsliga zu machen, stehen viele Vertreter der insgesamt 20 Klubs kritisch gegenüber.

Risiko nicht immer kalkulierbar

Ein anderes Thema beschäftigt die Vereine aber viel intensiver. Die am Mittwoch vorgelegten Zahlen sind alles andere als rosig. Trotz eines Umsatzrekords in der vergangenen Spielzeit in Höhe von 185,6 Millionen Euro machten die 20 Klubs mit einem durchschnittlich Minus von 1,5 Millionen Euro pro Verein einen Rekordverlust. Zum neunten Mal in elf Jahren machten die Klubs in ihrer Gesamtheit Miese. Obwohl der Umsatz um etwa 30 Millionen Euro gesteigert werden konnte, beendeten nur sieben Vereine die Saison mit einem Plus. Dagegen schrieben 13 Klubs rote Zahlen. Die Verbindlichkeiten summieren sich auf insgesamt 113,3 Millionen – das sind im Schnitt 6,7 Millionen Euro pro Verein.

„Mehr oder weniger alle Klubs kämpfen um den Aufstieg oder gegen den Abstieg. Das hat ein hohes Risiko bei den Investments in die Kader-Zusammenstellung zur Folge“, sagte DFB-Abteilungsleiter Manuel Hartmann: „Auf der einen Seite haben wir Verständnis für diese Entwicklung. Auf der anderen Seite appellieren wir an die wirtschaftliche Vernunft der Klubs.“

Vollmann sieht strengere Lizensierung als Teil der Lösung

Theoretisch klingt das plausibel. Aber Vollmann verdeutlichlicht: „Die großen Risiken liegen in der Kader- beziehungsweise Saisonplanung, weil sich Ergebnisse und ein Saisonverlauf für einen Verein nicht planen lassen.“ Jeder versuche aus seinen Mitteln und Möglichkeiten eine sportliche und wirtschaftliche Planung zu konstruieren. „Aber es gibt eine Anzahl von vorab nicht kalkulierbaren Risiken, die meistens im sportlichen Bereich liegen, die man einfach nicht komplett einschätzen oder berücksichtigen kann“, erklärt der Eintracht-Sportdirektor, der eine Lösung des Problems darin sieht, schon beim Lizensierungsverfahren strenger zu agieren. „Dann könnte man solche Defizite im voraus verhindern.“