Braunschweig. Der Lions-Spielmacher will ins Finale in Frankfurt. Er wuchs in der Nachbarstadt auf.

Spielmacher wollen immer spielen, in jeder Minute. Besonders, wenn es wie für die Lions-Footballer jetzt in K.o.-Spielen um die Meisterschaft geht. Doch Sonny Weishaupt steht bei den Braunschweigern derzeit nur in der zweiten Reihe.

Das Verlangen, den Hauptrundenersten der Staffel Nord auf dem Rasen anzuführen und seine Angriffe anzuleiten sei für den 27-Jährigen zwar groß, aber die Fronten waren abgeklärt. Brandon Connette ist die Nummer eins auf der Quarterback-Position, dahinter teilen sich Routinier Mike Friese und Neuzugang Weishaupt, der erst im Laufe der Saison zu den Braunschweigern gestoßen war, die Spielanteile. „So war es von Beginn an mit Coach Tomlin abgesprochen“, sagt Weishaupt. „Ich konnte mich darauf einstellen.“

Weishaupt trainiert meist mit der zweiten Abwehrreihe

Einstellen musste sich der Spielgestalter auch auf ein neues Spielsystem. Bevor er sich den Lions anschloss, spielte er bereits eine komplette Saison in der französischen Liga bei den Grenoble Centaures. „Es war schwer, ohne die Vorbereitung schnell reinzukommen“, sagt Weishaupt. Der Grund: „Man muss alles von 0 auf 100 lernen. Viele Spielzüge kannte ich zwar, aber in jedem Team verbergen sich diese hinter anderen Vokabeln.“

Und doch fasste er schnell Fuß in Braunschweig, wo er derzeit seine Abschlussarbeit schreibt. „Ich kannte viele Jungs schon von den Duellen gegeneinander und aus der Nationalmannschaft.“ Deshalb war es auch einfacher für ihn, bei seinen ersten Auftritten mit seinen Würfen die Lions-Passempfänger wie Niklas Römer oder Christian Bollmann zu finden. Obwohl er mit ihnen höchst selten trainiert. Bei den Einheiten simuliert er meist mit den anderen Spielern aus der zweiten Reihe das Spiel des Gegners, um der Startformation der Abwehr eine bestmögliche Vorbereitung zu bieten.

Auf Dauer wäre das dem 1,91-Meter-Mann aber zu wenig. „In Zukunft würde ich gerne wieder mehr spielen“, sagt Weishaupt, der sich gut vorstellen kann, länger in der Löwenstadt zu bleiben. Das hängt jedoch auch davon ab, wie es für ihn beruflich weitergeht.

Weishaupts Statistik lässt sich sehen

Zunächst will die Nummer 16 der Lions eine erfolgreiche Saison spielen. In den vergangenen Spielen gegen Düsseldorf und Kiel bekam er bereits häufiger die Gelegenheit, sein Können unter Beweis zu stellen. Im von Läufen geprägten Spiel des Football-Rekordmeisters gehen seine Stärken jedoch manchmal unter. Weishaupt hat einen tollen Wurf. Seine Statistik in seinen wenigen Einsatzminuten: Zehn Pässe, neun kamen an, fünf Touchdowns resultierten daraus.

Gerne will er auch in den Play-offs mithelfen, denn etwas fehlt ihm noch. Ein großer Titel. Einmal stand er im German-Bowl-Finale, zweimal stand er im Endspiel des Euro-Bowls – jedes Mal ging er als Verlierer vom Platz. In den europäischen Endspielen sogar jeweils gegen die Lions. Die Aussichten auf Einsatzzeiten werden zwar von Spiel zu Spiel geringer, doch Weishaupt ist gewappnet für den Ernstfall. Als er noch in Frankfurt spielte, war es zweimal der Fall, dass er ran musste, als sich der US-Quarterback verletzte.

Im großen Stadion in der hessischen Metropole – unweit seines Geburtsorts Aschaffenburg – will Weishaupt in einem möglichen German-Bowl-Finale gern seine Laufbahn krönen, wie er sagt. „Das wäre das Highlight“, meint der Spielmacher, der sich trotz der Reservistenrolle vorbereitet, als ob er von Beginn an spielt. Wenn es drauf ankommt, will er da sein.

Lions – Stuttgart Scorpions: Play-off-Viertelfinale, Samstag (18 Uhr) im Eintracht-Stadion.