Braunschweig. Die Aufsichtsräte Ebel und Fiedler sprechen über die aktuelle Situation des Braunschweiger Fußball-Drittligisten und über Pläne für die Zukunft.

So eine Saison wie die vergangene will keiner bei Eintracht Braunschweig mehr erleben. Da bilden Sebastian Ebel und Frank Fiedler, Vorsitzender und stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates des Fußball-Drittligisten, keine Ausnahme. Das Führungsduo ist aber zuversichtlich, dass die Weichen wieder auf Erfolg gestellt wurden – trotz aller Sparzwänge. Im Interview mit unserer Zeitung formulieren sie das Ziel, dass Eintracht um einen Tabellenplatz im oberen Drittel mitspielt.

Herr Ebel, Herr Fiedler, die vergangene Saison war mit dem erst am letzten Spieltag geglückten Klassenerhalt sehr nervenaufreibend. Was stimmt Sie zuversichtlich, dass diese Saison entspannter und vor allem erfolgreicher verläuft?

Ebel: Wir sind sehr zuversichtlich, dass diese Saison besser wird. Das liegt daran, dass wir mit dem stabilen Mannschaftsgefüge der erfolgreichen Rückrunde sowie unseren Neuverpflichtungen ein Potenzial besitzen, das uns eine gute Rolle in der 3. Liga ermöglichen sollte. Dazu wurden auch in der Organisation die offenen Positionen besetzt. Mit Peter Vollmann haben wir wieder einen Sportdirektor, mit Wolfram Benz einen Geschäftsführer, der sich auf ein eingespieltes Team verlassen kann. Und mit Christian Flüthmann haben wir einen Chef-Trainer, der bereits ein wichtiger Bestandteil der erfolgreichen Rückrunde war und die Mannschaft, die 3. Liga und den Verein kennt. Das ist ein gutes Fundament.

Fiedler: Wir haben aus der vergangenen Saison gelernt. Wenn wir unsere heutigen Strukturen mit denen von vor einem Jahr vergleichen, hat sich vieles zum Positiven entwickelt. Hoffnungsvoll ist auch die Unterstützung der Fans, die auch in der Krisenzeit zu uns gehalten haben und nach wie vor zahlreich ins Stadion gekommen sind. Der Verkauf der Dauerkarten zeigt, dass sich daran nicht viel ändern wird. Das ist unser großes Pfund, für das wir sehr dankbar sind.

Warum hat die Suche nach einem Sportdirektor so lange gedauert?

Ebel: Es war in der Tat schwierig, da die geeignete Person zu finden. Das war zu einem großen Teil der großen Unsicherheit, in welcher Liga wir künftig spielen würden, geschuldet. Und wir wollten auch nicht irgendwen verpflichten, sondern jemanden, der hundertprozentig zu uns passt. Das Fehlen des Sportdirektors konnten wir durch das große Engagement von Tobias Rau kompensieren, der sich mit hoher Kompetenz in die sportliche Planung eingebracht hat.

Wie froh sind Sie, dass sich der Aufsichtsrat nun wieder auf seine Kernaufgabe, seine Kontrollfunktion, zurückziehen kann?

Ebel: Das ist sicherlich ein wichtiger Punkt. Ein Aufsichtsrat soll Aufsicht ausüben sowie Rat geben und nicht das operative Geschäft führen. Das war in den vergangenen Monaten anders und aus der Not geboren. Nun sind wir froh, wieder in die normale Struktur zu kommen.

Fiedler: Es ist gut, dass wir uns im Aufsichtsrat ebenfalls neu aufgestellt haben. Mit Tobias Rau und Katja Wittfoth haben wir nun zwei Personen mit einer sportlicher Kompetenz im Gremium, daneben die Kollegen mit großer Kompetenz im finanziellen Bereich. Das ist eine Weiterentwicklung und macht sich positiv bemerkbar. Das hat es auch erst möglich gemacht, dass wir so lange ohne Sportdirektor ausgekommen konnten.

Herr Fiedler, wenn man, wie Sie sagen, derzeit im Aufsichtsrat so gut aufgestellt ist, müssten Sie Herrn Ebel doch eigentlich dazu überreden, seinen angekündigten Rückzug noch einmal zu verschieben...

Fiedler: Sebastian Ebel hat seinen Rückzug vor Monaten angekündigt und trotzdem die ganze Saison nicht nur das Präsidentenamt ausgeübt, sondern auch eine große Managerleistung erbracht. Dafür gebührt ihm großer Respekt. Aber ich glaube, dass seine Entscheidung gefallen ist, deshalb sind wir gemeinsam auf der Suche nach einem Nachfolger. Aber das sind schon große Stiefel, die er hinterlassen wird.

Wann werden Sie einen Nachfolger gefunden haben?

Fiedler: Spätestens zur nächsten Hauptversammlung. Vorher lassen wir Sebastian sowieso nicht gehen (lacht).

Ebel: Ich denke, dass wir mit den Strukturveränderungen, die wir umgesetzt haben, auf einem guten Weg sind. Das ist auch ein Signal an unsere Sponsoren, die auch in schwierigen Zeiten zu uns gehalten haben. Man darf nicht vergessen, dass wir ja bis zum letzten Spieltag zweigleisig planen mussten. Trotzdem hatten uns fast alle Partner auch für einen Abstieg ihre finanziellen Zusagen gegeben.

Wie stabil ist die finanzielle Basis der Eintracht nicht nur für diese Saison, sondern vielleicht auch mit Blick auf weitere Drittliga-Jahre?

Fiedler: Wir haben einen Finanzplan für mehr als eine Saison aufgestellt. Auf dieser Basis können wir nun agieren. Das bringt eine Sicherheit bei der sportlichen Planung. Ja, wir haben in der vergangenen Saison einen Millionen-Verlust gehabt, aber der war erstens kleiner als zunächst befürchtet. Zweitens haben wir durch Umschichtungen in vielen Positionen Einsparungen geschaffen und sind dennoch zuversichtlich, die Qualität des Kaders erhöht zu haben.

Dafür war sehr viel Disziplin und Kreativität gefragt. Ebenfalls wichtig war, dass wir unsere Infrastruktur, die über Jahre gewachsen ist, angepasst haben. Das ist auch nur möglich, weil viele Mitarbeiter der Geschäftsstelle dieselbe Arbeit mit weniger Unterstützung leisten. Die Erstellung und Einhaltung des konsequenten Sparkurses war die absolute Grundvoraussetzung, auch für die externen Darlehnsgeber und die Lizenz in der 3. Liga.

Ebel: Wir stehen finanziell immer noch besser da als vor zehn Jahren. Von unseren sieben Millionen Eigenkapital ist noch etwas übrig. Mit unserem Budget haben wir vielleicht nicht den größten Etat der Liga, aber wir haben es geschafft, trotz harter und schmerzhafter Einschnitte eine wettbewerbsfähige Mannschaft auf die Beine zu stellen.

Mit welchen Zielen geht Eintracht Braunschweig in die Saison?

Fiedler: Eines ist klar: Noch einmal so eine Saison wie die letzte, wollen wir nicht haben.

Ebel: Die 2. Liga bleibt unser mittelfristiges Ziel. Aber dafür muss vieles positiv zusammenkommen. Auch Dinge, die wir nicht beeinflussen können, wie zum Beispiel Verletzungen von Leistungsträgern. Wir wissen, wo wir herkommen, haben aber nach der Rückrunde schon den Anspruch, im oberen Drittel der Tabelle mitzuspielen. Für uns kann es nicht nur um den Klassenerhalt gehen.

Wie sieht es beim Thema um einen möglichen Investoreneinstieg aus?

Ebel: Das ist im Moment kein Thema. Aber sicherlich werden wir bei Eintracht in den nächsten fünf bis zehn Jahren darüber diskutieren müssen, zumindest wenn es einen Interessenten gibt, mit dem man gemeinsame Werte und Vorstellungen teilt. Aber das kann nicht über die Köpfe der Mitglieder hinweg entschieden werden, sondern nur in einem offenen Prozess.

Herr Fiedler, Sie sind Vorstand bei der Volkswagen Financial Services AG, die selbst mal als möglicher Investor gehandelt wurde. Doch das Interesse wurde dementiert. Was spricht aus Ihrer Sicht dagegen?

Fiedler: Wir wollen Eintracht Braunschweig nachhaltig als Sponsor unterstützen und stehen auch zum Verein mit den entsprechenden Zielen. Das zeigt auch die aktuelle Verlängerung unseres Engagements um ein weiteres Jahr. Eine Beteiligung würde für uns keinen Vorteil bringen. Wir sind Partner der Eintracht, weil wir in Braunschweig zu Hause sind. Das ändert sich nicht durch eine Beteiligung. Und man muss ja auch aufpassen, dass das hier nicht zu einer Firmenveranstaltung wird.