Wolfsburg. Eigentlich sind sich der Eishockey-Erstligist und der Nationalspieler einig darüber, dass die Zusammenarbeit weitergehen soll. Aber ...

Er ist Nationalspieler, Vize-Kapitän, unverzichtbarer Leistungs- und Sympathieträger der Grizzlys Wolfsburg: Gerrit Fauser. Der Stürmer des Eishockey-Erstligisten besitzt aber nur noch einen Vertrag für diese Spielzeit. Manager Charly Fliegauf äußerte bereits, „Fausis“ Kontrakt noch vor dem Saisonstart am 13. September vorzeitig verlängern zu wollen. Doch der 29-Jährige steht sicher auch auf der Wunschliste einiger Topklubs.

Fliegauf möchte deswegen am liebsten gar nicht groß über die Personalie reden. Jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit. Im Hintergrund laufen aber die Verhandlungen bereits. Das bestätigt Fauser auf Nachfrage unserer Zeitung, sagt aber auch: „Wir haben noch nicht über Zahlen gesprochen.“ Das mache eh sein Berater mit dem Wolfsburger Manager. Auch Fauser hat signalisiert, dass er gerne bleiben würde. „Meine Familie und ich fühlen uns sehr wohl hier in Wolfsburg“, sagt der 2013 aus Hannover zu den Grizzlys gewechselte Profi.

Doch zwei Aspekte kann auch er – wie vor ihm andere frühere Wolfsburger Leistungsträger – nicht außer Acht lassen: das Geld und die Chance, Titel zu gewinnen. Als Unterzahl-Spezialist und Offensiv-Allrounder ist Fauser auch für zahlungskräftige Topklubs wie RB München und Meister Adler Mannheim interessant. RB machte er in den Play-off-Finalserien 2016 und 2017 das Leben schwer. In Mannheim schwingt mittlerweile sein langjähriger Grizzlys-Coach Pavel Gross das Zepter. Wehe, wenn diese Big Player der DEL die Schatulle weit aufmachen für einen Fauser-Transfer...

Der Spieler meint es unterdessen ernst mit seinem geäußerten Wunsch, in Wolfsburg bleiben zu wollen. Doch er wäre nicht der Erste, der am Ende dem Lockruf des Geldes und der größeren Erfolgsaussichten anderswo erliegen würde. Kai Hospelt (2008 bis 2013 bei den Grizzlys) beispielsweise verließ den Klub als Kapitän, um einen lukrativen Drei-Jahres-Vertrag in Mannheim zu unterschreiben, obwohl es ihm hervorragend gefiel im Allerpark. Im zweiten Jahr bei den Adlern wurde er deutscher Meister.

Auch für Verteidiger Björn Krupp, wie Fauser Olympia-Held von Pyeongchang, hatten die Grizzlys ein attraktives Paket geschnürt. Doch er entschied sich in diesem Sommer trotzdem für einen Wechsel zu den Adlern. Und wie entscheidet sich Fauser? „Ein gewisser Reiz ist schon da“, leugnet Fauser deshalb nicht, wenn es um mögliches Interesse großer DEL-Klubs an ihm geht. „Schaue ich mir mein Alter an, ist klar: Wenn ein Wechsel in Frage kommt, dann nach dieser Saison. Danach bin ich für die großen Vereine wohl schon zu alt“, sagt er.

Trotz allem stehen die Chancen nicht schlecht, dass die Grizzlys-Fans ihren Liebling auch über die nächste Saison hinaus in Orange spielen sehen. Allerdings müssen die Wolfsburger Verantwortlichen sicher eine Gehaltsanpassung nach oben vornehmen bei Fauser. Der Olympia-Silbermedaillen-Gewinner von 2018 hat seinen Preis. „Wenn ich dableibe, dann auch sicher nicht nur für ein weiteres Jahr“, sagt Fauser.

Am wahrscheinlichsten erscheint ein neuer Zwei-Jahres-Vertrag. Am Samstag feiert der Angreifer seinen 30. Geburtstag und wäre im Frühjahr 2022 dann 32 Jahre alt. Noch nicht zu alt, um noch einmal ein gutes, mehrjähriges Vertragsangebot zu erhalten. Zudem könnte Fliegauf das finanzielle Risiko zu groß sein, mit Fauser angesichts der Gehaltshöhe länger als für zwei Jahre abzuschließen.

Dass sein Vertrag ausläuft und parallel zur Vorbereitung Gespräche über seine Zukunft stattfinden, stört Fauser nach eigener Aussage aber nicht. „Ich möchte eine gewisse Sicherheit für meine Familie haben. Ich weiß auch, dass auf Charly Verlass ist. Wir haben ein sehr gutes Vertrauensverhältnis. Beide wollen wir verlängern“, beteuert er. Davon ist jedes Wort wahr. Und doch kann jeden Tag ein Traumangebot alles ändern...